LaG-Magazin vom 9. November 2011 (10/11)

Diktaturvergleiche im Geschichtslernen - Fragestellungen und Problematiken

Liebe Leserinnen und Leser,

die Ihnen vorliegende Ausgabe des LaG-Magazins befasst sich mit der Frage der Sinnhaftigkeit von Diktaturvergleichen für die historisch-politische Bildung.

In erster Linie beschäftigen sich die Beiträge mit Überlegungen zu Vergleichen zwischen den zugrunde liegenden Systemen und den Ausprägungen des Nationalsozialismus und der DDR, wobei Bezüge auf den sowjetischen Stalinismus als historischen Referenzrahmen nahe liegend erscheinen. Die Vergleiche dieser so unterschiedlichen Systeme und ihrer grundlegend verschiedenen Ideologien sind auch immer Teil von Auseinandersetzungen um geschichtspolitische Deutungshoheiten.

Nicht von ungefähr werden in diesem Zusammenhang immer wieder Befürchtungen laut, die Rede von den „zwei deutschen Diktaturen“ – losgelöst von den jeweils besonderen historischen und gesellschaftlichen Kontexten - würde zu einer späten Relativierung der deutschen Schuld und Verantwortung für den Nationalsozialismus, den Holocaust und andere nationalsozialistische Massenverbrechen führen.

Die geschichtspolitischen Kontroversen, die hinter der Auseinandersetzung um Diktaturvergleiche im bundesdeutschen Kontext stehen, stellen die historisch-politische Bildung immer wieder vor Herausforderungen und erfordern Diskussionen und Positionierungen gegen ideologisch motivierte Vereinfachungen. 

Um die Komplexität der Thematik nicht noch zu erhöhen, wird daher die Auseinandersetzung um andere Formen von Diktaturen, wie beispielsweise um die unterschiedlichen lateinamerikanischen Regime der 1970er und 80er Jahre, in dieser Ausgabe ausgeklammert.

Wir danken an dieser Stelle den Autorinnen und Autoren, die mit ihren Gastbeiträgen zum Entstehen dieser Ausgabe beigetragen haben.

Dr. Carola S. Rudnick problematisiert Vergleiche zwischen dem Nationalsozialismus und der DDR mit Bezug auf das Geschichtslernen und plädiert in diesem Zusammenhang für Gegenwartsbezüge.

In ihren Überlegungen zu Diktaturvergleichen wirft Dr. Martina Weyrauch die Frage auf, ob nicht die Faszination von autoritären Gesellschaftsmodellen verstärkt zu diskutieren wäre.

Daniel Gaede plädiert aus einer gedenkstättenpädagogischen Perspektive dafür, bei Diktaturenvergleichen wissenschaftliche Maßstäbe einzuhalten und einen respektvollen Umgang mit den Opfern zu pflegen.

Die unterschiedliche Wirkung medialer Impulse auf die historischen Vorstellungen Jugendlicher über den Nationalsozialismus und die DDR analysiert Andrea Kolpatzik.

Eine Besonderheit stellt der Aufsatz von Dagi Knellessen und Markus Nesselrodt dar. Sie setzen sich darin kritisch mit dem Auftaktfilm „Das Gedächtnis der Nation“ sowie mit dem gleichnamigen Zeitzeugenportal auseinander. Auch wenn der Beitrag sich nicht unmittelbar mit dem Diktaturvergleich befasst, waren die geschichtspolitischen Implikationen, die „Das Gedächtnis der Nation“ in sich trägt und der Aktualitätsbezug Grund genug, den Text als Diskussionsbeitrag in diese Ausgabe aufzunehmen.    

Die nächste Ausgabe des LaG-Magazin greift die weite und aktuell viel diskutierte Thematik des historischen Lernens in heterogenen Gruppen auf und erscheint am 7. Dezember.

Beiträge

Zur Diskussion

Carola S. Rudnick analysiert in ihrem Beitrag, mit Bezug auf die historische BIldungsarbeit, grundsätzliche Probleme, die Diktaturenvergleiche mit sich ziehen. 

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Zur Diskussion

Martina Weyrauch geht der Frage nach der Praxis von Diktaturenvergleichen nach.

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Zur Diskussion

Am Beispiel seiner pädagogischen Arbeit in der Gedenkstätte Buchenwald befasst sich Daniel Gaede mit Kriterien für Diktaturenvergleiche.

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Zur Diskussion

Andrea Kolpazik befasst sich mit dem Einfluss von Medien auf Geschichtsbilder im historischem Lernen zu Nationalsozialismus und DDR-Geschichte.

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Zur Diskussion

Nach dem Motto „Jede Erinnerung zählt“ will das Projekt um Guido Knopp „unsere Geschichte“ erzählen.

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Vorgestellt werden die Gedenkstätten Roter Ochse Halle, Münchener Platz Dresden, Dokumentations- und Informationszentrum Torgau sowie die Gedenkstätte Bautzen.

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Materialien zur Vor- und Nachbereitung eines Gedenkstättenbesuches.

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Ein Film über das sowjetische Speziallager Fünfeichen bei Neubrandenburg.

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Eine Audio-CD mit Zeitzeugenberichten über das MFS-Sondergefängnis Bautzen II.

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Empfehlung Fachdidaktik

Der Band bietet theoretische Überlegungen und Reflexionen von Praktikern über die Arbeit mit Gedenkstätten mit doppelter Vergangenheit.

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Empfehlung Fachbuch

Carola S. Rudnick hat eine diskursanalytische Betrachtung der geschichtspolitischen Deutungsämpfe zum Umgang mit der DDR und zur Einrichtung von DDR-Gedenkstätten vorgelegt.

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Timothy Snyders Buch „Bloodlands“ will die Geschichte von Nationalsozialismus und Stalinismus vergleichend erzählen.

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Der Berliner Historiker hinterfragt in seiner Streitschrift die gängigen Vergleiche zwischen DDR und dem Nationalsozialismus.

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Der Katalog zur Ausstellung in der Gedenkstätte Sachsenhausen widmet sich der Geschichte des sowjetischen Speziallagers in der SBZ/DDR.

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