Glossareinträge beginnend mit A

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Adam KuckhoffNach Begriff suchen

Geboren 1887. Schriftsteller und Dramaturg, gehörte mit seiner Frau zu dem 1933 entstehenden Kreis um Harnack/Schulze-Boysen (Rote Kapelle). Kuckoff schrieb für die antifaschistische Zeitschrift "Die innere Front" und war Verbindungsmann zu akademischen und literarischen Widerstandskreisen. Im August 1942 wurde Kuckhoff verhaftet und am 5. 8. 1943 in Plötzensee hingerichtet.

Adolf EichmannNach Begriff suchen

Geboren 1906 in Solingen. Nach abgebrochenem Studium Vertreter. 1932 Eintritt in die österreichische NSDAP und SS, 1934 im SD in Berlin. 1938/39 Leiter der "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" in Wien. 1941 SS-Obersturmbannführer, Leiter des Judenreferats IV B4 im RSHA. Protokollführer der Wannsee-Konferenz. 1942-44 verantwortlich für die Deportationen der europäischen Juden im Rahmen der "Endlösung". Nach 1945 untergetaucht, 1950 Flucht nach Argentinien, 1960 vom israelischen Geheimdienst aufgespürt, in Jerusalem zum Tode verurteilt, 1962 hingerichtet.

Adolf ReichweinNach Begriff suchen

Geboren 1898. Pädagoge, Sozialdemokrat und Widerstandskämpfer. Auf Grund des Berufsbeamtengesetzes 1933 Entlassung aus der Lehrerbildungsakademie Halle. Seit 1938 Verbindung zu James Graf Moltke und der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. 1944 Verbindung zum kommunistischen Widerstand, Gruppe Saefkow-Bästlein. Nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Nach Folterungen am 20.10.1944 in Plötzensee hingerichtet.

Aktion ReinhardNach Begriff suchen

Nicht eindeutig geklärte, allgemein auf Reinhard Heydrich bezogene Tarnbezeichnung für die planmäßige Durchführung der "Endlösung" durch Giftgas in den drei speziell eingerichteten Todeslagern Belzec, Sobibór und Treblinka. Zwischen März 1942 und Oktober 1943 wurden 1,75 Millionen Juden aus Polen und anderen europäischen Ländern sowie Tausende Sinti und Roma im Rahmen der "Aktion Reinhard" ermordet.

Synonyme: Einsatz Reinhard, Operation Reinhard
Aktion T4Nach Begriff suchen

NS-Tarnbegriff für den euphemistisch als "Euthanasie" bezeichneten staatlich organisierten Massenmord an geistig und körperlich behinderten Kindern und Erwachsenen sowie Psychiatriepatienten und nicht mehr arbeitsfähigen oder kranken KZ-Häftlingen, benannt nach der Adresse einer Villa in der Tiergartenstraße 4 in Berlin, in der sich von 1940 bis 1945 die der Kanzlei des Führers unterstellte Organisationszentrale befand.

Albrecht HaushoferNach Begriff suchen

1903-1945. Professor für politische Geographie in Berlin. Verfasser von Tragödien in Versen. Vertreter des konservativen Widerstands. Sohn von Karl Haushofer, dem deutschen Theoretiker der Geopolitik, dessen Schüler Rudolf Hess (Stellvertreter des Führers) war. Vermutlich regte A. Haushofer dessen erfolglosen Englandflug an. Danach Beobachtung durch die Gestapo, im Dezember 1944 verhaftet. Im Gefängnis Berlin-Moabit schrieb er die "Moabiter Sonnette", die erst nach seinem Tod gefunden wurden. Am 23. April 1945 wurde Haushofer von einem SS-Kommando erschossen.

Alfred HrdlickaNach Begriff suchen

Geboren in Wien 1928, österreichischer Bildhauer und Graphiker. Seine Werke, Plastiken, Zeichnungen, Radierungen, zeichnen sich durch ausdrucksstarke Bildsprache aus. Hrdlicka stellt Themen wie Mord und Gewalt als die bestimmenden Zeitphänomene dar. Dies zeigt der von ihm 1972 vollendete "Plötzenseer Totentanz" im Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee (Berlin), nahe bei der NS-Hinrichtungsstätte und heutigen Gedenkstätte Plötzensee gelegen. Heftig umstritten bleibt seine Plastik zur Erinnerung an die Verfolgung der Wiener Juden, die seit 1988 auf dem Albertinerplatz in Wien steht.

Alte Synagoge EssenNach Begriff suchen

Die Alte Synagoge in Essen (Nordrhein-Westfalen), 1911-1913 erbaut, eine der größten und schönsten Synagogen in Deutschland, wurde in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, in der sogenannten "Reichskristallnacht" zerstört, nach dem Krieg zunächst notdürftig restauriert und für verschiedene kulturelle Zwecke genutzt, seit 1980 Mahn- und Gedenkstätte.

Synonyme: Essener Synagoge
Anne FrankNach Begriff suchen

1929 in einer deutsch-jüdischen Familie in Frankfurt am Main geboren. Die Familie Frank emigrierte 1933 nach Amsterdam. Ab Juli 1942 lebte die Familie im Versteck in einem Hinterhaus. Anne Frank dokumentierte das Leben in ihrem Tagebuch. Im August 1944 wurde die Familie durch Verrat entdeckt und über das Lager Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo die Mutter starb. Anne Frank und ihre ältere Schwester Margot wurden im Oktober 1944 nach Bergen-Belsen gebracht, wo beide im März 1945 an Typhus starben. Der Vater überlebte Auschwitz. Anne Franks Tagebuch wurde in vielen Sprachen veröffentlicht.

Anschluss von ÖsterreichNach Begriff suchen

Die nationalsozialistische Machtübernahme und Zwangseingliederung Österreichs in das Deutsche Reich am 13. März 1938.

Synonyme: Annexion Österreichs, Anschluß, Anschluss Österreichs, Besetzung Österreichs
AnsiedlungskommissionNach Begriff suchen

Eine deutsche Einrichtung, die zwischen 1886 und 1918 tätig war. Sie wurde auf Beschluss des preußischen Landtages ins Leben gerufen, um von Polen Grund und Boden aufzukaufen und darauf Deutsche anzusiedeln. Insgesamt waren es etwa 22.000 deutsche Familien. Polnische Gegenmaßnahmen zur Selbstverteidigung wie die Schaffung von Parzellierungs-Genossenschaften erschwerten die Durchsetzung der preußischen Pläne erheblich.

AntifaschismusNach Begriff suchen

Antifaschismus bezeichnet die politische Ablehnung des Faschismus und möglicher Entwicklungen dorthin. Entstanden ist der Begriff in Italien der 1920er-Jahren als „antifascismo“. Später bezeichnete der Ausdruck auch die Bekämpfung anderer rechtsgerichteter Diktaturen, vor allem die des deutschen Nationalsozialismus.

AntisemitismusNach Begriff suchen

In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts geprägter Begriff für Judenfeindschaft. Als ein Produkt der bürgerlichen Industriegesellschaft ist der Antisemitismus überwiegend politisch, wirtschaftlich und rassistisch motiviert. Er richtet sich gegen Juden als ethnische und kulturelle Minderheit in Europa. Die seit der Antike vorkommende religiös motivierte Judenfeindschaft bezeichnet man als Antijudaismus. Eine moderne Form des Antisemitismus richtet sich gegen die Existenz des Staates Israel und wird als israelbezogener Antisemitismus bezeichnet.

AntizionismusNach Begriff suchen

Der Antizionismus gibt vor, im Gegensatz zum Antisemitismus nicht Juden und Jüdinnen zu bekämpfen, sondern den Zionismus, d.h. konkret den Staat Israel und die Israelis. Die gesonderte Ausrichtung auf Israel geht auf die Zeit nach 1945 zurück. Ausgehend vor allem von der Sowjetunion, die nach anfänglicher Unterstützung Israels den Antizionismus zur Staatsdoktrin erhoben hatte, wurde der Antizionismus als Antisemitismus in neuen Kleidern nahezu weltweit gesellschaftsfähig.

AprilboykottNach Begriff suchen

Am 1. April 1933, öffentlich angekündigter, von SA organisierter Boykott von Geschäften, Anwaltskanzleien, Arztpraxen, Apotheken jüdischer bzw. "nichtarischer" Inhaber. Beginn der Berufsverbote. Bitten der Reichsvertretung der deutschen Juden an beide christliche Kirchen um Beistand blieben unbeantwortet.

Synonyme: 1. April 1933, Boykottaktion
Arier, arischNach Begriff suchen

Ethnologisch-sprachwiss. Begriff (Sanskrit: arya = Herr, Edler) für Völker der indo-germanischen Sprachfamilie, ab Mitte des 19. Jahrhunderts politische Verwendung in Rassentheorien. Zentraler Begriff in der "Rassenlehre" der Nationalsozialisten. Ab 1933 wurden "Nichtarier" schrittweise aus Berufen, Verbänden, dem deutschen Kulturleben und von der Staatsbürgerschaft ausgeschlossen. Die NS-Rassenpolitik gipfelte im Massen- und Völkermord an Juden, Sinti und Roma und Millionen Slawen in Europa..Ariernachweis: Urkundlich belegter Nachweis "arischer Abstammung" bis zu den Großeltern ("Arier", "arisch"), erforderlich ab 1933 (Arierparagraph) für die Berufsausübung, ab 1935 (Nürnberger Gesetze) für alle deutschen Staatsbürger in Personenstandsangelegenheiten, bei ungeklärten Familienverhältnissen erteilt auf Grund rassenbiologischer Gutachten durch das 1933 eingerichtete Amt des Sachverständigen für Rasseforschung beim Reichsministerium des Innern.

AriernachweisNach Begriff suchen

Urkundlich belegter Nachweis "arischer Abstammung" bis zu den Großeltern ("Arier", "arisch"), erforderlich ab 1933 (Arierparagraph) für die Berufsausübung, ab 1935 (Nürnberger Gesetze) für alle deutschen Staatsbürger in Personenstandsangelegenheiten, bei ungeklärten Familienverhältnissen erteilt auf Grund rassenbiologischer Gutachten durch das 1933 eingerichtete Amt des Sachverständigen für Rasseforschung beim Reichsministerium des Innern.

ArisierungNach Begriff suchen

Nationalsozialistischer Begriff für die zwangsweise Enteignung des Besitzes und Vermögens von "Nichtariern" (Juden, Sinti und Roma) sowie ihrer Eliminierung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben zugunsten von "Ariern" bzw. des deutschen Reiches. Diese Maßnahmen wurden auch von den Verbündeten des NS-Staates übernommen.

Synonyme: Enteignung, Enteignung jüdischen Eigentums
Arno BrekerNach Begriff suchen

1900-1991. Bildhauer, lebte ab 1933 in Berlin. Von den Nationalsozialisten durch Staatsaufträge gefördert, schuf er monumentale Skulpturen für Repräsentationsbauten, z.B. für das Berliner Olympiagelände und den Ehrenhof der Reichskanzlei (Kanzlei des Führers). Nach 1945 fertigte er dem Pathos faschistischer Ästhetik weiterhin verhaftet überwiegend Skulpturen und Portraitbüsten bekannter Sportler und Personen des öffentlichen Lebens.

AsozialeNach Begriff suchen

Bereits vor 1933 diskriminierender Sammelbegriff für Bettler, Fürsorgeempfänger, Obdachlose, Zuhälter, Prostituierte, auch Homosexuelle und "Zigeuner" sowie sonstige nach rassenideologischen und kriminalpolizeilichen Kriterien als "gemeinschaftsunfähig" definierte soziale Minderheitern. Tausende als "asozial" geltende Menschen wurden von der Kriminalpolizei auf Grund des Erlasses zur "vorbeugenden Verbrechensbekämpfung" vom 14. 12. 1937 verhaftet, in KZ inhaftiert, viele zwangssterilisiert oder im Rahmen der "Euthanasie" ermordet.

Synonyme: Antisoziale, Arbeitsscheue
AsylbewerberheimNach Begriff suchen

Wohnheim für Flüchtlinge, die als politisch Verfolgte nach dem Grundgesetz (Art. 16) Asyl in der Bundesrepublik Deutschland beantragt haben. Das deutsche Asylrecht basiert auf den historischen Lehren aus dem nationalsozialistischen Unrechtsstaat, der Millionen politisch verfolgte Menschen in die Emigration trieb. Das Asylrecht wird seit einigen Jahren zunehmend restriktiv ausgelegt.

Synonyme: Asylantenheim
Auschwitz (KZ)Nach Begriff suchen

Polnisch: Oświęcim. Größtes nationalsozialistisches Konzentrations-, Arbeits- und Vernichtungslager im besetzten Polen während des Zweiten Weltkriegs, westlich von Krakau/Krakow an der Mündung des Flusses Sola in die Weichsel gelegen. Von der SS 1940 errichtet, wurde das KZ Auschwitz 1941/42 zu einem Vernichtungslager erweitert. Es bestand aus drei Hauptlagern: AI war das Stammlager, AII-Birkenau das Vernichtungslager, AIII-Monowitz das Arbeitslager der IG-Farben, auch als BUNA bezeichnet. Zum Lagerkomplex Auschwitz gehörten zahlreiche Außen- und Nebenlager.

Synonyme: Konzentrationslager Auschwitz
Auschwitz-LügeNach Begriff suchen

Schlagwort für die Leugnung der nationalsozialistischen Verbrechen des Massen- und Völkermords in den NS-Konzentrationslagern, exemplarisch in Auschwitz. In der Bundesrepublik Deutschland seit 1985 als Beleidigung nach § 194 StGB strafrechtlich verfolgt.

Aussiedlung aus der Region ZamośćNach Begriff suchen

Aussiedlung der polnischen Bevölkerung aus den Kreisen Zamość, Hrubieszów und Tomaszów [Lubelski] durch die Deutschen zwischen November 1942 und März 1943 (eingeleitet mit einer Probeaussiedlung im November 1941 und beendet mit einer Pazifizierungs- und Aussiedlungsaktion im Juni und Juli 1943 – den Aktionen Wehrwolf I und II), durchgeführt von Odilo Globocnik auf Befehl von Heinrich Himmler, um in diesem Gebiet einen deutschen Siedlungsbezirk (im Rahmen der Vorbereitungen zum Generalplan Ost) zu bilden. An Stelle der umgesiedelten Polen wurden auf den von ihnen zurück gelassenen Wirtschaften Volksdeutsche sowie Deutsche aus Siebenbürgen und Bessarabien angesiedelt. Die Aussiedlungen nahmen einen brutalen Verlauf, oft wurden ganze Dörfer niedergebrannt und ihre Bewohner ermordet. Ein beträchtlicher Teil der Ausgesiedelten wurden zur Zwangsarbeit ins Reich oder in Konzentrationslager verschleppt. Wegen der sich für die Deutschen ungünstig entwickelnden Lage an der Ostfront wurde die Aktion eingestellt. Insgesamt wurden aus der Region Zamość, 120.000 Personen aus 297 Dörfern ausgesiedelt, darunter 30.000 Kinder, von denen 4.500 nach Deutschland zur „Eindeutschung“ verschleppt wurden.

Aussiedlung nach OsteuropaNach Begriff suchen

Nationalsozialistischer Tarnbegriff für die Deportation und Tötung von Juden, Sinti und Roma und Slawen in Ghettos, Arbeits-, Konzentrations- und Straflagern sowie Tötungszentren. Deportationen wurden sprachlich als "Aussiedlung" oder "Evakuierung" getarnt, um das eigentliche Ziel, die Ermordung, zu vertuschen.