Liebe Leser*innen,
„Friedensprozesse, Friedensschlüsse und Kriegsfolgen“ – zu diesem hochaktuellen Themenkomplex hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Februar 2023 eine Fachtagung in Berlin veranstaltet. Die vorliegende Ausgabe des LaG-Magazins dokumentiert die Tagungsbeiträge in komprimierter Form. Sie wurde freundlicherweise vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gefördert.
„Ein Datum, das sich nicht vergisst“ – als solches bezeichnete Herfried Münkler den 24. Februar 2022, den Tag der Invasion Russlands in die Ukraine, in Anlehnung an eine Formulierung Immanuel Kants in Bezug auf die Französische Revolution. In seinem Beitrag umreißt Münkler die für den Krieg Russlands gegen die Ukraine entscheidenden geopolitischen Räume und stellt grundsätzliche Überlegungen zum Umgang mit revisionistischen Mächten an.
Auch die weiteren Beiträge nehmen notwendigerweise auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Bezug. Zudem weiten sie den Fokus und betten gegenwärtiges wie historisches Kriegsgeschehen in die komplexen Prozesse der Friedensbildung ein.
Oliver Plessow skizziert dafür einleitend mit welchen Chancen und didaktischen Herausforderungen die Beschäftigung mit Friedensprozessen und damit verbundenes historisches Lernen einhergeht.
Anuschka Tischer stellt den Westfälischen Frieden als Beispiel eines erfolgreichen Friedensschlusses vor. Sie argumentiert, dass Frieden ein langer Prozess ist, der mit dem Krieg beginnt und nicht mit dem Friedensschluss endet und zeigt auf, wie sich die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Friedensschluss seit der Frühen Neuzeit gewandelt haben.
Robert Gerwarth beschäftigt sich am Beispiel des Wiener Kongresses (1815), der Pariser Friedenskonferenz (1919) und der Potsdamer Konferenz (1945) mit historischen Analogien und diskutiert das Konzept eines „Friedens ohne Sieger“.
Dimitrij Davydov erläutert die Entwicklung des Kriegstotengedenkens in Deutschland und umreißt damit verbundene Streitfragen: Wer gilt als Kriegsopfer? Welche Grundsätze des Gedenkens gelten bei Täter*innen?
Thomas Gromes zeigt auf, an welchen Faktoren Friedensbemühungen scheitern können und wie diese oftmals miteinander verknüpft sind.
Volker Jacoby und Theresa Caroline Winter stellen den „vernetzten Ansatz“ des internationalen Krisenmanagements auf den Prüfstand und fordern – um liberale Demokratien zu stärken und gesellschaftliche Resilienz auszubilden – eine gesamtgesellschaftliche Partizipation am sicherheitspolitischen Diskurs.
Manuela Pietraß präsentiert Akteure der friedens- und sicherheitspolitischen Bildung und gibt Empfehlungen, wie es gelingen kann, die Bedeutung von friedens- und sicherheitspolitischer Bildung an Schulen und auch darüber hinaus zu erhöhen.
Stefan Kroll wirft die Frage auf, wie Forschungswissen von der politischen Bildung für das Verständnis akuter Krisen genutzt werden und wie – anstelle reiner Wissensvermittlung – ein Dialog zwischen Wissenschaftler*innen und Schüler*innen gelingen kann.
Uli Jäger resümiert friedenspädagogische Zielvorstellungen und macht Vorschläge, wie Friedensfähigkeiten, Friedenskompetenz und Friedenshandeln gefördert werden können.
Die nächste Ausgabe des LaG-Magazins erscheint voraussichtlich am 20. Dezember und beschäftigt sich mit Erinnerungskultur in digitalen Spielen am Beispiel des in Entwicklung befindlichen Spiels „Erinnern. Die Kinder vom Bullenhuser Damm“.
Wir wünschen allen Leser*innen eine anregende Lektüre!
Ihre LaG-Redaktion