LaG-Magazin vom 28. April 2021 (03/21)

Geschichtsdidaktik konkret. Aktuelle Forschungen aus der Geschichtsdidaktik

Liebe Leser*innen,

wir begrüßen Sie zur Ausgabe des LaG-Magazins. Es ist in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin entstanden. 

Mit der Ausgabe möchten wir Ihnen unterschiedliche geschichtsdidaktische Konzepte und Perspektiven vorstellen, die aktuell im wissenschaftlichen Kontext diskutiert werden.

Geschichtsdidaktik wird allzu häufig als eine Disziplin wahrgenommen, die sich in erster Linie mit Geschichtsunterricht beschäftigt. Der Blick in die aktuelle Landschaft der deutschsprachigen Geschichtsdidaktik zeigt jedoch, dass sie noch viel mehr kann: Geschichtsdidaktiker*innen suchen die Auseinandersetzungen mit und Anbindungen an gesellschaftliche Debatten, indem sie historisches Lernen und Geschichtskultur im Zusammenhang mit Themen wie sozialer Ungleichheit, kolonialem Erbe, Migration, Rassismus oder Geschlechterverhältnissen untersuchen. Und Geschichtsdidaktiker*innen leisten Theoriearbeit und entwickeln mit Inspirationen und Ansätzen aus anderen Disziplinen geschichtsdidaktische Theoriekonzepte weiter. Einige dieser aktuellen Forschungen stellen wir in dieser Ausgabe des LaG-Magazins vor. 

Nicht nur im Bildungsbereich wird in den vergangenen Jahren zunehmend von Diversität gesprochen. Nicht selten wird das Konzept als „Schlagwort“ gehandhabt. Martin Lücke verdeutlicht die machtkritischen Implikationen von Diversität im Hinblick auf den Geschichtsunterricht.

Nachhaltigkeit ist ein weithin gebrauchter Begriff, der scheinbar für ein Konzept steht, das einen ressourcenschonenden Umgang mit der Natur ermöglicht. Nina Reusch plädiert für einen (umwelt-) historischen Zugang zu Nachhaltigkeit, der den Begriff an das Aufkommen und die Durchsetzung des Kapitalismus rückbindet.

Im Rahmen des Projekts „Geschichten in Bewegung“ wurden unterschiedliche Akteur*innen der historischen Bildungsarbeit interviewt. Anhand der Gespräche zeigt Cornelia Chmiel auf, wie mit den vielfältigen Erwartungen und Anforderungen an Gedenkstätten umgegangen wird.

Cornelia Chmiel und Matthias Sieberkrob zeigen auf, wie sich Demokratiebildung mit historischem Lernen verbinden lässt. Im Kern geht es dabei darum, wie geschichtskulturelle Veränderungsprozesse partizipativ gestaltet werden können.

Die diverse Gesellschaft ist eine Realität. Allein aus einer Addition unterschiedlicher Geschichten ergibt sich aber noch keine Handlungsmacht. Wer wird in der Erinnerung gehört und wer gehört dazu? Lâle Yildirim geht dieser Frage nach und plädiert im fachlichen Bereich für eine deutliche Veränderung der Lehrer*innenbildung.

Der Begriff des „Fremdverstehens“ steht im Mittelpunkt von Jana Völkels Betrachtungen. Die Autorin problematisiert beide Teile des Begriffs­ „Fremd“ und „Verstehen“ im Hinblick auf ihre These, dass die deutschen Geschichts- und Erinnerungskulturen Fremdheitserfahrungen erzeugen.

Mündigkeit ist ein wesentliches, doch häufig unpräzise formuliertes Ziel historischer Bildung. Ausgehend von der Kritischen Theorie zeigt Philipp McLean auf, wie historische Bildung zu einer reflexiven Wahrnehmung von Selbstbestimmungsmöglichkeiten und Fremdbestimmungsgefahren beitragen kann.

Ausgehend von einer transnationalen europäischen Perspektive auf Kolonialismus / Dekolonisation zeigen Uta Fenskeund Bärbel Kuhn auf, dass Kolonialismus zwar kritisch in den unterschiedlichen Geschichtskulturen behandelt wird, postkoloniale Perspektiven insgesamt aber nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Philipp Bernhard und Susanne Popp plädieren dafür, globalgeschichtliche Perspektiven verbindlich in den Lehrplänen des Geschichtsunterrichts festzuschreiben. Sie zeigen beispielhaft Möglichkeiten auf, globalgeschichtliche Perspektiven in den Geschichtsunterricht zu integrieren.

Unser Dank geht an alle Autor*innen, die mit Ihren Texten zu dieser Ausgabe beigetragen haben. Für die gute Zusammenarbeit und Beratung möchten wir uns insbesondere bei Dr. Nina Reusch vom Fachbereich Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin bedanken.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

Das nächste LaG-Magazin erscheint am 26. Mai 2021. Es stellt die Bildungs- und Vermittlungsarbeit am Jüdischen Museum Frankfurt / Museum Judengasse vor.

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Nicht nur im Bildungsbereich wird in den vergangenen Jahren zunehmend von Diversität gesprochen. Nicht selten wird das Konzept als „Schlagwort“ gehandhabt. Martin Lücke verdeutlicht die machtkritischen Implikationen von Diversität im Hinblick auf den Geschichtsunterricht.

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Cornelia Chmiel und Matthias Sieberkrob gehen darauf ein, wie sich Demokratiebildung mit historischem Lernen verbinden lässt. Im Kern geht es dabei um die Frage, wie geschichtskulturelle Veränderungsprozesse partizipativ gestaltet werden können.

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Die diverse Gesellschaft ist eine Realität. Allein aus einer Addition unterschiedlicher Geschichten ergibt sich aber noch keine Handlungsmacht. Wer wird in der Erinnerung gehört und wer gehört dazu? Lâle Yildirim geht dieser Frage nach und plädiert im fachlichen Bereich für eine deutliche Veränderung der Lehrer*innenbildung.

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Der Begriff des „Fremdverstehens“ steht im Mittelpunkt von Jana Völkels Betrachtungen. Die Autorin problematisiert beide Teile des Begriffs­ „Fremd“ und „Verstehen“ im Hinblick auf ihre These, dass die deutschen Geschichts- und Erinnerungskulturen Fremdheitserfahrungen erzeugen.

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Mündigkeit ist ein wesentliches, doch häufig unpräzise formuliertes Ziel historischer Bildung. Ausgehend von der Kritischen Theorie zeigt Philipp McLean auf, wie historische Bildung zu einer reflexiven Wahrnehmung von Selbstbestimmungsmöglichkeiten und Fremdbestimmungsgefahren beitragen kann.

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