Liebe Leserinnen und Leser,
wir begrüßen Sie zur ersten Ausgabe des LaG-Magazins im neuen Jahr. Sie befasst sich mit Griechenland während des Zweiten Weltkrieges, der deutschen Besatzung und auch mit Fragen, die die verweigerten Entschädigungen von deutscher Seite für die begangenen Kriegsverbrechen und die Ausplünderung des Landes betreffen. Für das historische Lernen ist der letztgenannte Komplex relevant, da sich erinnerungskulturell das Bild etabliert hat, in Deutschland wäre die nationalsozialistische Vergangenheit mitsamt der Verbrechen besonders gut aufgearbeitet worden. Am griechischen Beispiel zeigt sich, dass dieses Bild brüchig ist und somit ein anhaltender Auseinandersetzungsbedarf zum Umgang mit der deutschen Vergangenheit besteht. Die Auseinandersetzung mit den Brüchen in der bundesdeutschen Erinnerung an den Nationalsozialismus kann nebenher dem Eindruck entgegenwirken, es seien Immigrant_innen und Geflüchtete aus Krisenländern, denen als Erstes historisch-politische Bildung über Nationalsozialismus und Holocaust nahegebracht werden sollte, da dies ein demokratischer und zivilisatorischer Standard hierzulande sei. Vielmehr besteht die anhaltende Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und dessen Wiedergängern in Gestalt von Neonazis und rassistisch-völkischen Bewegungen wie Pegida.
Einen ereignisgeschichtlichen Überblick geben zwei Aufsätze von Heinz A. Richter. Er führt in einem ersten Text in die Struktur der griechischen Diktatur unter Metaxas ein und schlägt einen Bogen über den italienischen Überfall auf Griechenland hin zur deutschen Besatzung. Der zeitliche Horizont sind hier die Jahre 1936 – 1941. Der zweite Text des Historikers widmet sich den Jahren 1941 – 1944. Hier steht der griechische Widerstand gegen die Besatzung im Mittelpunkt sowie die britische Intervention.
Christoph U. Schminck-Gustavus befasst sich mit der Erinnerung an die deutsche Besatzung mit einem Schwerpunkt darauf, wie sie einen Niederschlag in den Geschichtswissenschaften in Griechenland und Deutschland fand, beziehungsweise lange Zeit dies gerade nicht geschah .
Mit den griechischen Entschädigungsansprüchen und Aspekten der deutschen Verhinderung des Einlösens dieser Ansprüche sowie der mangelhaften Täterverfolgung setzt sich Martin Schellenberg am Beispiel des Massakers in dem griechischen Dorf Distomo auseinander. In einem zweiten Beitrag hat uns der Autor Anregungen zur Verfügung gestellt, wie der „Fall Distomo“ im Unterricht behandelt werden kann.
Für die Rubrik „Neu eingetroffen“ hat schließlich unsere Kollegin Nadja Grintzewitsch eine Rezension des Buches „Leistet nichts. Zu schwach. Nicht einsatzfähig. Hintergründe zu den Gräbern ausländischer Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg“ von Carola S. Rudnick beigesteuert.
Wir bedanken uns bei den Autor_innen für die gute Zusammenarbeit.
Das nächste LaG-Magazin erscheint am 24. Februar mit dem Titel „Bevölkerungstransfers und Zwangsmigration im Rahmen des Zweiten Weltkrieges“.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre,
Ihre LaG-Redaktion