Magazin vom 25. März 2015 (03/15)

Erinnerungsorte in Berlin zu vergessenen Geschichten

Liebe Leserinnen und Leser,

wir begrüßen Sie zur Märzausgabe des LaG-Magazins. Sie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Praxisforschungsprojekt „Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten“. Das Projekt will Geschichten, die bisher keinen Eingang in das kulturelle Gedächtnis gefunden haben sichtbar machen. Es handelt sich dabei um deutsche Geschichten, die auf jene Ereignisse fokussieren, die gerne als Migrationsgeschichten oder fremde Geschichten genannt werden. Hier werden sie in ihrer Verwobenheit mit deutscher Geschichte erzählt.

Die Mehrzahl der Beiträge ist von Wissenschaftler/innen geschrieben, die vertraut sind mit der Erfahrung, als Andere wahrgenommen zu werden und dies in ihrer Arbeit reflektieren. Sie verfügen über biographische oder familiäre Bezüge, die ihnen Sichtweisen auf Geschichte in ihrer globalen Komplexität und Interrelation ermöglichen. Einige Autor/innen sind darüber hinaus in Communities organisiert und können zusätzlich auf deren Narrative zurückgreifen. Die Beiträge vermitteln damit Einblicke in Erinnerungskulturen und Geschichtsnarrative, die in hegemonialen Kontexten sonst wenig beachtet werden.

Iman Attia und Olga Gerstenberger führen in die Ausgabe ein und stellen das Konzept des Projekts „Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten„ vor.

Birgit Marzinka umreißt das medienpädagogische Konzept und stellt Überlegungen zu dessen Realisierung vor.

An diese Einführung schließt sich ein Grußwort Yasemin Shoomans, Leiterin der Akademieprogramme des Jüdischen Museums Berlin (JMB) an. Das Jüdische Museum ist einer der Partner des Projekts.

Ebenfalls von einem Kooperationspartner, Berlin Postkolonial, stammt ein Beitrag über die „Mohrenstraße“ in Berlin-Mitte. Christian Kopp erinnert an die kolonialrassistische Geschichte des Straßennamens und die stetige Weigerung der Mehrheitsgesellschaft diesen umzubenennen.

Mit dem Berliner Kongress von 1878 zur Neuordnung Südosteuropas auf dem Höhepunkt des europäischen Imperialismus und dessen Auswirkungen für Albanien, Bosnien und Herzegowina, befassen sich Savaş Taş und Ozan Keskinkılıç.

Mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Person von Hassan Taufik befasst sich Aischa Ahmed. Der aus Ägypten eingewanderte Taufik war zwischen 1887 und 1892 am Seminar für orientalische Sprachen tätig. 

Das Leben des afroamerikanischen Aktivisten W.E.B. Du Bois, der zwischen 1892 und 1894 in Berlin und Heidelberg studierte, ist Thema des Beitrags von Diane Izabiliza. Darin weist sie auf die Ambivalenzen von Du Bois, der in den USA als antirassistischer Aktivist tätig war, hin.

Am Beispiel von zwei Propagandalagern aus dem Ersten Weltkrieg in Zossen-Wünsdorf zeigen Smaran Dayal und Noa Ha Beziehungslinien von Islam und Kolonialpolitik auf.

Dogan Akhanlı erzählt von vergessenen Geschichten rund um die Berliner Hardenbergstraße, die den Genozid an den Armenier/innen, den Selbstmord des kommunistischen Widerstandskämpfers und kurdischen Asylbewerbers Cemal Kemal Altun und das Schicksal der jüdisch-sephardischen Familie Behar berühren.

Die vielfältige Präsenz von Jüdinnen und Juden aus Osteuropa in Berlin hat im kulturellen Gedächtnis der Stadt kaum eine Erinnerung hinterlassen. Nur wenige Informationstafeln im Stadtraum weisen auf Orte, Treffpunkte und Personen hin. Ingolf Seidel hat sich mit diesen Lücken befasst.

Für Teile der kurdischen Community ist das Gedenken an das Mykonos-Attentat von 1992 ein wichtiger Referenzpunkt. Schluwa Sama analysiert den selektiven Umgang Deutschlands mit der Anerkennung der kurdischen Verfolgungsgeschichte.

In einer stadtsoziologischen Perspektive befasst sich Shahd Wari mit der Präsenz von Palästinenser/innen im öffentlichen Raum des Ortsteils Moabit in Berlin-Mitte.

Wir danken allen Autorinnen und Autoren für ihre Texte.

Ein besonderer Dank gebührt Olga Gerstenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin von „Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten“, für die Zusammenarbeit an dieser Ausgabe.

Unser nächstes LaG-Magazin erscheint am 29. April unter dem Titel „Kunst und Geschichte. Künstlerischer Umgang mit NS und Holocaust“.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre,

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Die Autorinnen stellen das Projekt "Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten" vor und kontextualisieren es vor dem Hintergrund einer Globalgeschichte sowie der, des deutschen Kolonialismus.

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Birgit Marzinka umreisst das medienpädagogische Konzept des Projekts "Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten" und stellt Überlegungen zu dessen Realisierung vor.

 

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Grußwort von Yasemin Shooman für das LaG-Magazin zu "Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten".

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Christian Kopp erinnert an die kolonialrassistische Geschichte des Straßennamens "Mohrenstraße in Berlin-Mitte und an die stetige Weigerung der Mehrheitsgesellschaft diesen umzubenennen.

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Mit dem Berliner Kongress von 1878 zur Neuordnung Südosteuropas auf dem Höhepunkt des europäischen Imperialismus und dessen Auswirkungen für Albanien, Bosnien und Herzegowina, befassen sich Savaş Taş und Ozan Keskinkılıç.

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Mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Person von Hassan Taufik befasst sich Aischa Ahmed. Die Sichtweise auf ihn bewegen sich dabei auf einer Bandbreite zwischen einem Träger kolonialer Aspekte im Kaiserreich und einer deutlichen Kritik an denselben.

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Das Leben des afroamerikanischen Aktivisten W.E.B. Du Bois, der zwischen 1892 und 1894 in Berlin und Heidelberg studierte, ist Thema des Beitrags von. Die Autorin auf die Ambivalenzen von Du Bois hin, der in den USA als antirassistischer Aktivist tätig war.

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Am Beispiel von zwei Propagandalagern aus dem Ersten Weltkrieg in Zossen-Wünsdorf zeigen Smaran Dayal und Noa Ha Beziehungslinien vom Kolonialismus zum Holocaust auf.

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Dogan Akhanlı erzählt von vergessenen Geschichten rund um die Berliner Hardenbergstraße, die den Genozid an den Armenier/innen, den Selbstmord des kommunistischen Widerstandskämpfers und kurdischen Asylbewerbers Cemal Kemal Altun und das Schicksal der jüdisch-sephardischen Familie Behar berühren.

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Die vielfältige Präsenz von Jüdinnen und Juden Osteuropa in Berlin hat im kulturellen Gedächtnis der Stadt kaum eine Erinnerung hinterlassen. Nur wenigen Informationstafeln im Stadtraum weisen auf Orte, Treffpunkte und Personen hin.

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Für die kurdische Community ist das Gedenken an das Mykonos-Attentat von 1992 ein wichtiger Referenzpunkt. Die Autorin beklagt einen selektiven Umgang Deutschlands mit dem Gedenken.

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In einer soziologischen Perspektive befasst sich Shahd Wari mit der Präsenz von Palästinenser/innen im öffentlichen Raum und der Bedeutung, die diese für die Wahrnehmung einnimmt.

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