Liebe Leserinnen und Leser,
die aktuelle Ausgabe unseres LaG-Magazins liegt Ihnen vor. Der Schwerpunkt der „Euthanasie“-Morde im Nationalsozialismus greift eine Thematik auf, die sowohl erinnerungskulturell als auch in der historisch-politischen Bildung eher randständig behandelt wird. Das ist aus vielerlei Gründen ein Manko. Für den Bildungsbereich lassen sich an den relativ breiten Protesten und dem Widerstand gegen die Morde an Kranken und sogenannten Behinderten aufzeigen, dass und welche Handlungsspielräume Einzelnen im Nationalsozialismus blieben. Umgekehrt flossen die Erfahrungen der Täter/innen der T4-Mordaktion in die Vernichtung der europäischen Juden und anderer Opfergruppen ein und viele an den „Euthanasie“-Morden Beteiligte wurden zu Mördern oder Mordgehilfen in den Vernichtungslagern der „Aktion Reinhard“. Wir möchten mit dieser Ausgabe zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit der Thematik in Bildungsprozessen beitragen und Denkanstöße liefern.
Das Zustandekommen dieser Ausgabe wurde durch die Mitwirkung der externen Autor/innen ermöglicht, die uns ihre Essays zur Verfügung gestellt haben. Ihnen gebührt unser Dank.
Jan Effinger zeigt am Beispiel eines „Euthanasie“-Opfers auf, dass der Status eines Kriegsgrabes dem Gedenken von Opfern des Nationalsozialismus zugute kommt und gibt einen Einblick in Bildungsprojekte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Das Thema von Christian Kuchler sind der Widerstand einzelner Vertreter der katholischen Kirche gegen die NS-„Euthanasie“ am Beispiel des Münsteraner Bischofs von Galen und der Protest gegen den Spielfilm „Ich klage an“, in dem sich die massenmediale Propaganda des Regimes manifestierte.
Regine Gabriel reflektiert die Möglichkeiten theaterpädagogischer Arbeit in der Gedenkstätte Hadamar. Darin sieht sie eine Chance, sich mit dem historischen Geschehen nicht allein kognitiv auseinanderzusetzen und begreift Theaterspiel als eine Form von Erinnerungsarbeit, mit der sie gute Erfahrungen sammeln konnte.
Sophie Wagenhofer gibt uns einen Einblick in die Geschichte des österreichischen Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim, in dem über 18.000 Menschen ermordet wurden. Darüber hinaus umreißt die Autorin die Diskussionen des Trägervereins um Gegenwartsbezüge in den Bereichen Bioethik und Eugenik.
Robert Parzer bringt uns die Entstehung und den Aufbau des virtuellen „gedenkortes t4“ näher und widmet sich den Debatten, die sich um die Konzeption dieses Erinnerungsangebots im WWW im Zuge seines Aufbaus rankten.
Daniel Ziemer widmet sich in seinem Aufsatz anhand von drei Beispielen der Bildungsarbeit in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. Dabei betont er die Sicht auf die Gedenkstätte als Funktion für das kollektive Gedächtnis.
Wir danken besonders Violetta Rudolf für ihre Besprechung des Kinder- und Jugendbuches "Anton oder die Zeit des unwerten Lebens".
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Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre. Das nächste Magazin trägt die Überschrift „Punks, Hippies und Skinheads – Subkulturen und Jugendbewegungen in Ost und West“ und erscheint am 13. Juni.
Ihre LaG-Redaktion