Liebe Leser*innen,
gegenwärtig wird weltweit für Klimaschutz mobilisiert. Unterschiedliche Akteur*innen machen mit heterogenen Aktionsformen auf die Gefahren des menschengemachten Klimawandels aufmerksam. Das sorgt mitunter für intensive und auch kontroverse Diskussionen.
Doch ist Engagement für die Umwelt auch in Deutschland alles andere als neu. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren engagierten sich Menschen in beiden deutschen Staaten gegen Umweltverschmutzung. Die in der DDR aktiven Protestformationen und -initiativen wurden im Vergleich zu anderen systemkritischen Gruppen bislang allerdings wenig in den Blick genommen, weshalb sich das vorliegende LaG-Magazin dem Thema widmet. Dabei werden immer wieder Bezüge zur Gegenwart hergestellt.
Der damals in Westdeutschland tätige Journalist und heutige Autor Peter Wensierski führt in die Umweltprobleme in der DDR ein und vergleicht die Situation in Ost- und Westdeutschland.
Die Historikerin Sophie Lange bietet einen Einstieg in die Umweltprobleme und die daraus resultierenden Proteste in der DDR. Sie befasst sich dabei auch mit dem Vorgehen und den Organisationsformen der Engagierten.
Stine Marg nimmt aus demokratiewissenschaftlicher Perspektive die Praxis des zivilen Widerstands in den Blick und fragt, unter welchen Voraussetzungen sie als legitim angesehen wird.
Anne Steinmetz und Martin Stief geben konkrete Beispiele einerseits für staatlich organisierten Umweltschutz, andererseits für den Blick der Stasi auf Umweltprotestgruppen. Die akribische Dokumentation der Überwachung durch die Stasi übermittelt viele Erkenntnisse über die Aktionen der Umweltkreise.
Aus der Perspektive eines Zeitzeugen und Aktivisten nimmt uns Christian Halbrock in seinem Erinnerungsbericht mit auf eine Spurensuche zur unabhängigen Umweltbewegung in der DDR.
Tim Eisenlohr berichtet von seiner Zeit in der Ost-Berliner Umweltbibliothek und schlägt die Brücke zum Protest von Fridays for Future.
Über die unterschiedlichen Rahmenbedingungen für Protest in einer Diktatur bzw. Demokratie diskutieren Christian Halbrock und Jana Mestmäcker von der Letzten Generation.
Im Serviceteil stellt Christian Johann das Serious Game „Natur? Politisch. Ein Serious Game zum Umweltaktivismus in der DDR“ vor und gibt Einblick in dessen kollaborativen Erarbeitungsprozess.
Judith Mayer berichtet von Workshops, die an der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt zum Thema Umweltschutz in der DDR und der Frage nach aktuellen Bezügen durchgeführt wurden.
Um eine schnelle Orientierung im Thema zu erleichtern und praktische Hinweise für historisch- politische Bildner*innen zu geben, hat Sabrina Pfefferle von der LaG-Redaktion unterschiedliche Bildungsmaterialien der Bundesstiftung Aufarbeitung zusammengestellt und Unterrichtsmaterialien rezensiert.
Wir bedanken uns herzlich bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur für die Förderung dieser Ausgabe.
Und wir bedanken uns bei allen Leser*innen, die an unserer Umfrage teilgenommen haben, für das facettenreiche Feedback. Wir freuen uns über die Resonanz und werden einige Anregungen, was wir verbessern oder verändern könnten, gerne aufgreifen.
Das nächste LaG-Magazin erscheint voraussichtlich am 23. Oktober. Es dokumentiert Beiträge der Fachtagung „Friedensprozesse, Friedensschlüsse und Kriegsfolgen“, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. am 7. und 8. Februar 2023 in Berlin abgehalten hat.
Wir wünschen allen Leser*innen eine anregende Lektüre!
Ihre LaG-Redaktion