Liebe Leserinnen und Leser,
wir begrüßen Sie zu unserer neuen Ausgabe des LaG-Magazins. Der Schwerpunkt liegt dieses Mal auf der Thematik „Kriegsgefangenschaft im Kontext des Zweiten Weltkrieges“.
Ein besonderes Augenmerk liegt in dieser Ausgabe auf dem Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen. Die Maßstäbe von Kriegs- und Völkerrecht wurden in Bezug auf diese Soldaten vollkommen außer Kraft gesetzt. Aufgrund der ideologischen Mischung von fanatischem Antikommunismus, Rassismus und Antisemitismus waren sie dem nationalsozialistischen Terror in besonderer Weise ausgesetzt. In der stalinistischen Sowjetunion hingegen wurden diejenigen, die aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurückkehrten, als Verräter betrachtet und häufig verfolgt. Im Westen wurde ihrer kaum erinnert. Überhaupt ist die Beachtung von Kriegsgefangenschaft im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus bis heute im öffentlichen Diskurs unterrepräsentiert, was auch für das historische Lernen gilt. Unterrepräsentiert im erinnerungskulturellen Diskurs sind auch die italienischen Militärinternierten. Notwendigerweise bleibt unsere Betrachtung lückenhaft – die Beschäftigung mit gefangenen Soldaten in anderen Regionen, besonders im pazifischen Raum bleibt in dieser Ausgabe ausgeklammert. Wir sind wir dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für die Förderung dieser Ausgabe des LaG-Magazins besonders verbunden.
Anhand seiner Studie „Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/42“ setzt sich Rolf Keller mit dem Schicksal und den Lebensbedingungen derjenigen sowjetischen Kriegsgefangenen auseinander, die bis Ende 1941 in das Deutsche Reich gebracht wurden.
Eberhard Radczuweit stellt die Freitagsbriefe vor, die der Verein KONTAKTE-KOHTAKTbI veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Briefe ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener und ihrer Nachfahren, die nicht nur ein hohes erinnerungskulturelles Potential haben, sondern gleichzeitig zum Teil einzigartige Quellen darstellen.
Am Beispiel von Ugo Brilli zeigt Daniela Geppert die Situation der ehemaligen italienischen Militärinternierten auf. Die Autorin weist auch auf die vernachlässigte Erinnerung an diese Opfergruppe hin.
Artur Osinski befasst sich mit der besonderen Situation polnischer Soldaten, die in der Schweiz interniert waren und dort eine spezielle Form von Zwangsarbeit leisten mussten.
Für die Rubrik „Neu eingetroffen“ hat Markus Nesselrodt eine hoch interessante Rezension zu „Das Erbe“ beigesteuert, einer Graphic Novel der israelischen Künstlerin und Autorin Rutu Modan.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Autor/innen für ihre Beiträge.
In eigener Sache
Als Vorgriff auf unseren jährlichen „Call for Papers“ möchten wir Interessierte bereits jetzt ermuntern, uns für die Ausgabe im Januar 2014 Abstracts einzureichen. Diese Ausgabe wird den Titel „Italien und der Zweite Weltkrieg“ tragen. Abstracts mit einer Länge von 300 Zeichen können bis zum 5. Dezember an Ingolf Seidel (seidel [at] agentur-bildung [dot] de) geschickt werden. Abgabeschluss für die abgesprochenen und fertigen Artikel wird der 8. Januar sein.
Am 27. November findet unser nächstes Webseminar mit Uta George statt. Es trägt die Überschrift „Leichte Sprache in der Gedenkstättenarbeit – neue Zielgruppen erschließen“. Informationen zum Inhalt und den Anmeldemodalitäten finden Sie auf unserem Portal.
Unser nächstes LaG-Magazin erscheint am 18. Dezember 2013. Es trägt den Titel „Wohnen und Leben in der DDR - Selbstverwirklichung oder Nische?“.
Ihre LaG-Redaktion