Jost Dülffer, Professor für Neuere Geschichte 1982–2008 an der Universität zu Köln. Forschungsgebiete u. a.: Internationale Geschichte, Historische Friedens- und Konfliktforschung. Publikationen zum Thema: Im Schatten des Zweiten Weltkrieges. Der Soldatentod in deutscher und internationaler Erinnerungskultur, in: Hauswedell, Corinna (Hrsg.): Soldatentod in heutigen Kriegen. Herausforderungen für politische Normenbildung und Erinnerungskultur, Loccum 2009, S. 71−96; Krieg, Kriegsende und -erinnerung in europäischer Perspektive. Die unterschiedlichen Erfahrungen von Krieg und Gewaltherrschaft in Europa, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 76 (2005), S. 101−122.

Jost Dülffer 

 

Das lange Ende des Krieges

Wann war der Zweite Weltkrieg zu Ende? Schon an dieser Frage scheiden sich die Geister – und damit auch die Perspektiven für eine gemeinsame Erinnerungskultur. Am 7. Mai 1945 einigten sich in Reims in Lothringen Vertreter der vier Hauptsiegermächte – USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich – mit Vertretern des Deutschen Reichs auf dessen bedingungslose Kapitulation, die um 23.01 Uhr am Ende des folgenden Tages in Kraft treten sollte. Am 8. Mai wurde dieser Akt im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst jedoch wiederholt – und das Inkrafttreten der Kapitulation auf den 9. Mai um 0.16 Uhr festgelegt. Natürlich war schon die erste Kapitulation völkerrechtlich verbindlich, aber mit den bis heute unterschiedlichen Feierdaten in Ost und West deuteten sich bereits unterschiedliche Schwerpunkte an: die Sowjetunion – und in ihrer Nachfolge das heutige Russland – beanspruchte mit diesem zweiten Akt den entscheidenden Anteil am Sieg, der sich in der Erinnerungskultur manifestierte. Italien hatte schon im September 1943 kapituliert; der Weltkrieg in Ostasien endete – nach intensiven Kämpfen und dem Abwurf der ersten zwei Atombomben – erst am 2. September 1945. Der Krieg war jedoch auch in Europa nicht am Ende; es gab keine „Stunde Null“.

Sieges- und Befreiungsfeiern gab es überall im befreiten Europa; der erhoffte Frieden blieb jedoch in den ersten Anläufen stecken. Bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen gab es unter anderem in Frankreich, Italien und Norwegen. Bei der Wiederherstellung des vormaligen Jugoslawiens kämpften faschistische Gruppierungen wie die Ustascha und die Tschetniks gegen die kommunistischen Partisanen um Josip Broz Tito, die ersteren beiden unterstützt vom Westen, die letzteren von der Sowjetunion. Am heftigsten tobte ein gleichfalls von außen verstärkter Bürgerkrieg in Griechenland bis 1950. Im vormaligen Ostpolen, jetzt Westukraine, setzten sich Massaker unter unterschiedlichen Gruppen ehemaliger Kollaborateure und Widerständler fort, ebenso wie in den baltischen Staaten die Re-Sowjetisierung blutig vonstattenging. In dieser Zeit fortlaufender kriegerischer Gewalt setzte sich eine weitere Erscheinung des Krieges fort: ethnische Säuberungen und Zwangsmigration. Menschen flohen, kehrten zurück oder wurden vertrieben, es war eine Zeit des „Europe on the Move“ (Eugene Kulischer 1948). Diese Phase einer Mischung von regionalen Kriegen und Zwangsmigrationen beherrschte weite Teile Europas noch bis etwa 1950. Erst dann war der Krieg in Europa endgültig vorbei.

Die Erinnerung an Krieg richtet sich in der Regel zunächst einmal an die eigene Nation und die von dieser erbrachten Opfer (lateinisch besser verständlich als offertum) und dies sind unter den Toten zunächst Soldaten, sodann aber auch die Zivilbevölkerung. Der Zweite Weltkrieg hatte aber eine ganz andere Dimension als die bis dahin üblichen militärischen Auseinandersetzungen. Im deutschen Machtbereich war er Hand in Hand gegangen mit der Shoah als einer Mordhandlung nie gekannten Ausmaßes, aber auch der Ermordung von Vertretern vieler anderer Bevölkerungsgruppen. Und weiter: Der Kalte Krieg, die Teilung Europas in zwei Herrschaftssphären brachte unterschiedliche Rahmenbedingungen hervor. Zumal im sowjetischen Machtbereich war erst nach dessen Zusammenbruch 1989/91 die Möglichkeit gegeben, die nationale Erinnerung freier zu gestalten. Hier entwickelte sich die Frage, wie sich die deutsche Herrschaft und die auf sie folgende sowjetische Herrschaft gerade in der Erinnerung zueinander verhalten sollten und tatsächlich verhielten. Gerade in Gebieten, in denen der Hitler-Stalin-Pakt von 1939 die Herrschaft beider Mächte etabliert hatte, spielt diese doppelte Erinnerung bis heute eine große Rolle (Hilbrenner/Meißner/Morré 2024).

„Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“

Gesellschaftliches Erinnern ist vielfältig, staatliche Erinnerung bündelt dominante oder als repräsentativ gedachte Stränge etwa in Denkmälern. Am einfachsten war es, die Namen der Toten des Zweiten Weltkrieges denen des Ersten Weltkrieges hinzuzufügen, wie es im Westen Europas fast flächendeckend bei vielen lokalen Denkmälern geschah, in Frankreich, Italien, z. T. auch in der BRD. Gerade letzteres Beispiel verdient Vertiefung. Die ursprünglich als kurzfristiges Provisorium gedachte Hauptstadt Bonn erwies sich als dauerhaft und daher brauchte man dort auch ein repräsentatives Denkmal für Staatszeremonielle. So wurde 1964 im Bonner Hofgarten ein schlichtes Ehrenmal durch Bundespräsident Heinrich Lübke eingeweiht. Seine Inschrift „Den Opfern der Kriege und Gewaltherrschaft“ schien inklusiv zu sein, warf aber angesichts der deutschen Kriegsverbrechen die Frage auf, wie der aus der Täternation stammenden Opfer und der Opfer der von Deutschland mit Krieg überzogenen Länder gemeinsam gedacht werden konnte. Mit dem Tag der Einweihung am 16. Juni 1964, am Vorabend des Gedenktages des DDR-Volksaufstands von 1953, signalisierte man, dass auch die Situation des Kalten Krieges von Gewalthandlungen begleitet war. Das Spezifische des Zweiten Weltkrieges drohte darin verloren zu gehen, zugleich auch die Rolle von Deutschen als Opfern (victimae) in den Vordergrund zu treten. In Anbetracht der zunehmenden Proteste gegen ein solches Denkmal mitten in Bonn wurde die Gedenkstätte 1980 auf den Bonner Nordfriedhof verlagert. Versuche von sozialdemokratischer wie von christlich-demokratischer Seite, insbesondere der Wunsch von Bundeskanzler Helmut Kohl in den 1980er Jahren, eine nationale Gedenkstätte für die „Toten des deutschen Volkes“ zu schaffen, ließen sich bis zum Mauerfall nicht verwirklichen.

Nach der deutschen Vereinigung erkor Kohl – nach heftigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen – die Neue Wache in Berlin 1993 zur zentralen Gedenkstätte. Der Konsens in Gestalt der Widmung „Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“ war und blieb prekär. Insbesondere die Einbeziehung der Shoah hierin war umstritten, sodass ein ikonisch ganz anders gestaltetes „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, ein Stelenfeld, 2005 dieser Opfergruppe gewidmet wurde. Das war der Beginn der Gestaltung von Erinnerungsmalen für weitere Opfer der NS-Herrschaft wie die Homosexuellen oder die Sinti und Roma. Die Bestrebungen weiterer Opfergruppen zu gedenken und die Initiative, in Berlin ein Denkmal für die Opfer des deutschen Ostkrieges zu errichten, führten nicht zu einer Einigung auf diese Perspektive der NS-Eroberungspolitik, sondern zur Einnahme der Perspektive der damals verfolgten Nationen: Ein Gedenkort für die polnischen Opfer deutscher Gewalt geht von einer Nation als Opfer aus. Das dürfte der erste Schritt zu einer Erinnerung sein, die nach Nationen, die Opfer der deutschen Herrschaft im Zweiten Weltkrieg geworden waren, differenziert.

Gedenken an deutsche Kriegsverbrechen

Für Westeuropa können die je nationalen Differenzierungen an dieser Stelle nicht hinreichend berücksichtigt werden. Einen Trend bildete die bereits genannte Hinzufügung der Namen der je nationalen Toten, hier also der Soldaten, des Zweiten Weltkrieges zu existierenden regionalen Denkmälern an den Ersten Weltkrieg. Das geschah etwa in Frankreich fast flächendeckend und findet sich auch im zentralen Arc de Triomphe in Paris, jeweils mit der Kernbotschaft „Mort pour la patrie“ („gestorben fürs Vaterland“) als überzeitlich scheinende Formulierung. Der Umgang mit zivilen Toten war jedoch komplexer. In Frankreich gab es überall Orte deutscher Verbrechen, von Massakern bis hin zu Konzentrationslagern. Diese wurden nach und nach, verstärkt seit den 1960er Jahren, als solche sichtbar gemacht, ihre baulichen Überreste boten Anlass zu Kriegsgedenken, auch zu Gedenkstätten. Das geschah zunächst national, seit den 1960er Jahren entstanden dann Orte der Versöhnung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern, oft auch in bilateralen Staatsakten. Oradour-sur-Glane im Limousin (Frankreich), die Fosse Ardeatine in Rom, Marzabotto bei Bologna (Italien) sind dafür ebenso Beispiele wie Kalavryta in Griechenland oder Kragujevac und Pančevo in Serbien (Jugoslawien).

Mahnmal zum Gedenken an die Opfer des Massakers in Kalavryta, Griechenland, © Hpschaefer, http://www.reserv-art.de, 2010, Kalavryta, Blick vom Mahnmal aus, CC-BY-3.0.

Gedenken in Osteuropa vor und nach 1989

Der Kern der deutschen Verbrechen, so vor allem der Genozid an den europäischen Juden fand in Osteuropa statt. Kriegshandlungen und systematische Vernichtung waren vielfach eng miteinander verflochten. In der regionalen Erinnerung wurden sie zumeist voneinander getrennt. Das eigentliche Kriegsgedenken folgte im Kern dem sowjetischen Muster: Eine weibliche Siegesstatue monumentalen Ausmaßes bezeugte den Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“. Die „Mutter Heimat“-Statue bei Wolgograd, dem Schauplatz des zentralen Sieges im Verlauf des Krieges, wurde 1967 mit 85 m Höhe als eines der größten Denkmäler der Welt eingeweiht; die „Mutter Ukraine“ in Kiew von 1981 stand ihr in Größe kaum nach. Ein solches Muster setzte sich überall im sowjetisch dominierten Teil Europas durch, so auch in Berlin-Treptow in einer monumentalen Soldatenstatue mit gerettetem Kind und zerbrochenem Hakenkreuz. Siegesdenkmal und Soldatenfriedhof kamen hier bereits 1949 zusammen. Das geschah an vielen Orten der DDR wie auch sonst in Mittelosteuropa, wenn auch zumeist in kleinerer Form.

Statue der „Mutter Heimat“ auf dem Mamajew-Hügel in Wolgograd © YakovLew, 2013, Мамаев курган 13CC BY-SA 4.0

Nach dem Ende der sowjetischen Herrschaft konnten nationale Erinnerungen, die bis dahin latent vorhanden waren, stärker in die Öffentlichkeit treten. Gerade in den baltischen Staaten drohte aber die Verdrängung der Denkmäler der „glorreichen Roten Armee“ durch eigene nationale Traditionen zu Konflikten über die neue Art von postsowjetischer Staatlichkeit zu führen. So wurde z. B. 2007 in Tallin eine (kleinere) Bronzestatue eines Soldaten vom Zentrum der Stadt auf einen Friedhof verlegt; in Klaipeda (Litauen) wurden 2022 sowjetische Insignien vom dortigen Denkmal entfernt – begleitet von innergesellschaftlichem und zwischenstaatlichem Streit über die Legitimität der Umwidmung des Gedenkens. Der Konflikt über eine „De-Sowjetisierung“ der Erinnerung auch durch Abriss dauert hier bis in die Gegenwart an.

Das Beispiel Polen

Der polnische Staat nahm sich seit den späten 1940er Jahren der Erinnerung an den Orten der deutschen Vernichtungslager auf seinem Boden an. In Treblinka etwa, einer zentralen Stätte des Völkermordes, wurden 1964 in Anlehnung an die Gestalt jüdischer Friedhöfe symbolische Grabstätten errichtet mit einem zentralen Monument und der mehrsprachigen Inschrift „Nie wieder“. Für Auschwitz erklärte der polnische Staat 1947 das Gelände zum Museum. 1954 konstituierte sich das Internationale Auschwitz Komitee mit ehemaligen Häftlingen aus 19 Nationen, das Einfluss zu nehmen versuchte. Seit den 1960er Jahren erhielten ost- wie westeuropäische Staaten die Möglichkeit eigene nationale Ausstellungen einzurichten, die das Gedenken an die jüdischen Opfer zu überdecken drohten. Zudem traten jüdisches und christliches Gedenken hier wie auch anderswo in Konkurrenz zueinander. Erst seit 1990 verbesserten sich insgesamt die Möglichkeiten zivilgesellschaftlicher wie auch internationaler Initiativen, Erinnerung gemeinsam zu gestalten.

Das nationale Gedenken in Polen ging einen anderen Weg. Bei Gdansk wurde 1966 ein Denkmal für die Verteidiger der Westerplatte während des Überfalls Nazideutschlands auf Polen im September 1939 errichtet. 2017 öffnete nach fast zehnjähriger Planung ein Museum des Zweiten Weltkrieges, das über die Rolle Polens als deutsches Opfer hinausführte und u. a. auch die sowjetische Besetzung Ostpolens seit 1939 thematisierte. In Warschau stand bereits seit 1948 ein Denkmal für den Ghetto-Aufstand der dort isolierten Juden, der von den Deutschen 1943 blutig niedergeschlagen wurde. Ein Denkmal für den Warschauer Aufstand gegen die deutsche Herrschaft 1944 (dessen Niederschlagung die Rote Armee am anderen Weichselufer stehend nicht verhinderte) wurde 1983 zunächst allein durch das Denkmal des Kleinen Aufständischen, die Statue eines kleinen Jungen, öffentlich symbolisiert. Erst 1989 entstand ein monumentales Bronzeensemble, das den Widerstand der polnischen Bevölkerung aus dem Untergrund dokumentierte.

Denkmal des Kleinen Aufständischen in Warschau, Polen © Alan Light, 2008, Little Warsaw insurgent statueCC BY 2.0

In Ostmitteleuropa entstand in den letzten 30 Jahren zunehmend eine andere Konkurrenz der Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg: Die deutsche Besetzung, die in ihrem Rahmen begangenen Kriegsverbrechen und die Shoah ließen sich nach und nach gesamteuropäisch erinnern. Auch die sowjetische Unterdrückung, beginnend mit dem Hitler-Stalin-Pakt, kam nun ins öffentliche Bewusstsein. Darüber hinaus artikulierte sich eine Perspektive, welche die deutsche Zwangsherrschaft von 1939 bis 1945 in Beziehung setzte zur sowjetischen Dominanz, Herrschaft und oft auch Unterdrückung. Vier bis sechs Jahre deutscher Herrschaft mit zunehmend genozidalem Charakter traten in den Hintergrund gegenüber einer als ähnlich empfundenen, aber länger währenden sowjetischen Zwangsherrschaft. Der unterschiedliche Charakter von Fremdherrschaft scheint dabei angesichts der Dauer und Nähe zur Gegenwart als Deutungsmuster in den Hintergrund zu geraten.

Gesamteuropäische Erinnerung?

Europäische Erinnerungskulturen dienen der Versöhnung und dem Ausgleich zwischen den vormaligen Aggressoren und ihren Opfern. Eine gesamteuropäische Erinnerung an den Krieg findet an einzelnen markanten Daten und Orten statt, wie etwa an den Jahrestagen der (west-)alliierten Landung von Truppen in der Normandie im Juni 1944. Die Feierlichkeiten an den Jahrestagen in der Normandie waren Ausdruck jeweils aktueller politischer Entwicklungen und Konstellationen:  Zunächst einmal gab es die westliche Deutung des Sieges im Weltkrieg, die im Kalten Krieg auch die Standhaftigkeit des Westens etwa im Rahmen der NATO unterstrich. Seit 2004 wurden in diesem Sinne auch die Deutschen einbezogen. Und schließlich wurden 2014 auch Russland und die Ukraine eingeladen. Angesichts des von der Russischen Föderation gegen die Ukraine geführten Kriegs erging 2024 keine Einladung mehr an die russischen Vertreter. Mehr oder weniger deutlich wurde damit auch der Anteil des atlantischen Westens an der Niederringung des „Dritten Reiches“ hervorgehoben; angesichts dessen betonte Russland weiterhin seinen entscheidenden Beitrag am Sieg im Vergleich zum Westen. In Russland steht am 9. Mai die Erinnerung an die Heldentaten der Roten Armee im Vordergrund und eine ursprünglich private Initiative zum Gedenken an ein fiktives „unsterbliches Regiment“ ist im letzten Jahrzehnt gewissermaßen zum Staatskult geworden.

Ein gesamteuropäisches Gedenken an den Zweiten Weltkrieg gibt es somit nur in Ansätzen. Das Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel (gegründet durch die Europäische Union) beansprucht, die Entwicklung des Kontinents seit dem Mittelalter zu erfassen. Die dort gezeigte Dauerausstellung bettet in einem wichtigen Ausschnitt den Zweiten Weltkrieg insgesamt in die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts und in dessen Überwindung im Wiederaufbau ein. Anders verhält es sich jedoch mit dem von Deutschen begangenen Genozid an den europäischen Juden. Hier ist Auschwitz, als historischer Ort des ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers, zum gesamteuropäischen Erinnerungsort und zum überragenden Symbol dieser Verbrechen geworden. Vertreter von 46 Staaten weltweit, darunter mehrere Staatsoberhäupter, verabschiedeten am 27. Januar 2000 in Stockholm eine Erklärung zum Shoah-Gedenken und zur entsprechenden Erziehung dazu. Sie richteten eine International Holocaust Remembrance Alliance ein und erklärten den Tag der Befreiung des Lagers 2005 zum (weltweiten) Internationalen Tag des Gedenkens. Auschwitz bildet somit einen zentralen Teil auch der gesamteuropäischen Erinnerungskultur, umfassender als die Erinnerungen an die Kriegshandlungen im engeren Sinn. Auch im Jahr 2025 bleibt damit der Charakter des Zweiten Weltkrieges als rassenideologischer Vernichtungskrieg die wichtigste, Europa verbindende Perspektive der Erinnerung. 

 

Literatur

Echternkamp, Jörg et al. (Hrsg.): Views of violence: Representing the Second World War in German and European Museums and Memorials, New York u. a. 2019.

Hettling, Manfred et al. (Hrsg.): Gefallenengedenken im globalen Vergleich. Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung, München 2013.

Hilbrenner, Anke/Meißner, Christoph/Morré, Jörg (Hrsg.): Riss durch Europa. Die Folgen des Hitler-Stalin-Paktes. Perspektiven aus Ostmitteleuropa, Göttingen 2024.

Kulischer, Eugene: Europe on the Move. War and Population Changes 1917–47, Cambridge 1948.

Uhl, Heidemarie (Hrsg.): Zivilisationsbruch und Gedächtniskultur. Das 20. Jahrhundert in der Erinnerung des beginnenden 21. Jahrhunderts (Gedächtnis - Erinnerung - Identität 3), Innsbruck u. a. 2003.  

Website Gedenkorte Europa 1939–1945, URL: https://www.gedenkorte-europa.eu/ [eingesehen am 20.03.2025].

 

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