LaG-Magazin vom 13. April 2011 (4/11)

Moralisches Lernen im Unterricht?

Liebe Leserinnen und Leser,

unsere neue Magazinausgabe trägt den Titel „Moralisches Lernen im Unterricht?“. Damit nähern wir uns einer grundsätzlichen und zugleich wichtigen Fragestellung für das historische Lernen zum Nationalsozialismus – in schulischer wie außerschulischer Arbeit – an. Die dahinter stehende Frage, ob und wie weit sich schulischer Geschichtsunterricht mit seinem spezifischen Setting für ein Lernen über Moral eignet oder es gar notwendig macht, wird dabei von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Wir haben uns darum bemüht, den hochwertigen Reflexionen verschiedene praktische Anregungen zur Seite zu stellen.

Den unterschiedlichen Autor/innen, die mit Ihren Beiträgen diese Ausgabe ermöglicht haben, sind wir sehr dankbar.

In seinem Essay „Was kann moralisches Lernen im Geschichtsunterricht bedeuten?“ fragt Gottfried Kößler grundlegend danach, ob sich aus der Geschichte lernen lasse und gibt Hinweise, in welche Richtung Lernangebote zu richten wären, die zur Entwicklung von Urteilskompetenz beitragen. Dabei ist ihm die politische Haltung der Pädagog/innen und ihr Umgang damit ein wichtiges Anliegen.

Wolfgang Meseth und Matthias Proske stellen ihre Überlegungen zu den moralischen Erwartungen an den Geschichtsunterricht über den Nationalsozialismus unter den Titel „Riskantes Lernen“. Sie problematisieren den normativen Gehalt, der dem Thema innewohnt und plädieren für ein Mehr an Reflexivität in diesem Zusammenhang.

Auch Meik Zülsdorf-Kersting widmet sich dem normativen Bodensatz, der mit dem Lernen zu Nationalsozialismus und Holocaust verbunden ist und thematisiert dabei die Auswirkungen der unterrichtlichen Rahmenbedingungen auf den Lernprozess.

Mit den Möglichkeiten des Lernens anhand von Dilemmata setzt sich Oliver Plessow unter der Fragestellung „Die NS-Zeit als Geschichtengenerator?“ auseinander.

Konstanze Hanitzsch schließlich beschreibt anhand zweier literarischer Beispiele von Bernhard Schlink und Curzio Malapartes, wie die Kategorie Geschlecht von männlichen Autoren als moralische Instanz konstruiert wird.

In eigener Sache möchten wir Sie noch einmal auf unseren Spendenaufruf aufmerksam machen, der bereits als Sondermagazin zu Ihnen gelangt ist. Bitte beachten Sie auch die dort angegebene Kontonummer, die wir aktualisiert haben, da sich dort ein Fehler eingeschlichen hatte. Wir bitten alle Spendenwilligen, dies zu entschuldigen.

Das nächste LaG-Magazin erscheint am 11. Mai und wird sich der "Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit" beschäftigen.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre,

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Gottfried Kößler geht den Fragen nach, ob sich aus der Geschichte lernen lasse und welche Unterschiede zwischen Moral lernen und moralischem Lernen bestehen.

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Meik Zülsdorf-Kersting widmet sich in seinem Beitrag den Bedingungen des historischen Lernens über den Holocaust und plädiert für eine Thematisierung von Uneindeutigkeiten.

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Konstanze Hanitzsch beschreibt anhand literarischer Beispiele wie die Kategorie Geschlecht von männlichen Autoren als moralische Instanz konstruiert wird.

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Oliver Plessow schreibt über den Einsatz von Dilemma-Szenarien im historischen Lernen.

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Zur Diskussion

Wolfgang Meseth und Matthias Proske befassen sich mit den moralischen Erwartungen an Erinnerungspädagogik zum Nationalsozialismus und den damit einhergehenden pädagogischen Herausforderungen.

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