Liebe Leserinnen und Leser,
eine Ausgabe zum Islam scheint in einem Magazin, das sich in erster Linie der Geschichte des Nationalsozialismus widmet, ungewöhnlich zu sein. Doch der erste Blick täuscht in diesem Falle.
Die bundesdeutsche Gesellschaft tat sich mit der Erkenntnis lange schwer, eine Einwanderungsgesellschaft zu sein. Nur schleppend scheint sich diese Tatsache durchzusetzen. Die zunehmende ethnische und damit auch kulturelle Vielfalt wirkt sich selbstverständlich auf die Klassenzimmer und damit auch auf die unterschiedlichen Lernbedingungen aus. Dabei ist und bleibt die Geschichte des Nationalsozialismus, mit dem der Holocaust, weitere Massenverbrechen und nicht zuletzt der Zweite Weltkrieg verbunden sind, eines der wesentlichen Themen im historischen Lernen.
Will man diese Geschichte in Lernumgebungen vermitteln, deren zugewanderte Mitglieder in zunehmenden Maß auf ganz andere Weise als die der Mehrheitsgesellschaft in die Nachwirkungen des Nationalsozialismus verstrickt sind, muss man auch deren Geschichte(n) und ihren Identitätskonstruktionen Raum gewähren. Ansonsten bliebe die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte für die Ein- und Zugewanderten ein äußerlicher und sie kaum betreffender Umstand. In diesem Sinne gehört zu den Voraussetzungen eines erfolgreichen Geschichtslernens immer auch die Anerkennung des jeweils Eigenen der Lernenden. Dazu gehören auch die Repräsentanz des Islam und das Lernen über seine unterschiedlichen Ausformungen.
Im Zuge einer verstärkten Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Vielfalt im historischen Lernen ordnet sich der Schwerpunkt der vorliegenden Ausgabe des LaG-Magazins ein in die vorausgehenden Themen zu jüdischem Leben nach 1945 oder zur Auseinandersetzung mit homophoben Traditionen in Deutschland.
Für Ihre Fragen rund um das Spannungsfeld „Interreligiöses und Interkulturelles Lernen am Beispiel des Islam“ führen wir am 21. April 2010 ab 17.00 Uhr einen Expertenchat mit Dr. Jochen Müller durch. Herr Müller ist Islamwissenschaftler, freier Autor und in der politischen Bildungsarbeit sowie für das Webportal ufuq.de tätig.
In eigener Sache:
Mit dem aktuellen Magazin führen wir eine neue Rubrik ein. Sie trägt den Titel „Neu eingetroffen". Dort werden wir zukünftig aktuelle Bücher, Filme, CDs und DVDs vorstellen. Die Besprechungen sind unabhängig vom jeweiligen Schwerpunktthema und variieren zwischen kurzen, halbseitigen Darstellungen und ausführlichen, kritischen Würdigungen. Für diese Rubrik besteht die Möglichkeit, dass Sie uns ihre Besprechungen zusenden.
Interessierte wenden sich bitte vor der Zusendung an: seidel [at] lernen-aus-der-geschichte [dot] de
Weiterhin möchten wir Sie auf unsere neu angelegten Podcasts aufmerksam machen. Sie finden Sie im Bereich "Online Lernen" oder folgen diesem Link: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/Podcast .
Das nächste Magazin erscheint am 12. Mai unter der Fragestellung „125 Jahre Afrika-Konferenz: deutsche Tradition des Kolonialismus bis in den Nationalsozialismus?“