Von Markus Nesselrodt
Das Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung Fluter widmet sich den Lebenswelten junger Muslime in Europa. Obwohl die Online-Ausgabe bereits im März 2008 erschien, ist das Thema nach wie vor aktuell. Dies zeigte sich zuletzt in der Diskussion um die mögliche Einrichtung türkischsprachiger Schulen in Deutschland, wie sie der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan forderte. Sobald vom Islam in Europa die Rede ist, werden oftmals die Themen Religion, Migration und Politik vermischt. Der Fluter möchte die Realitäten jugendlicher Muslime sachlich betrachten und berichtet über Jugendbewegungen, Vorurteile, die bekannteste Kopftuchträgerin Dänemarks und die Musik der muslimischen Rapperin Lady Scar.
Im ersten Artikel fragt Nicole Alexander, welche Rolle der Islam in den Schulen spielt. Eberhard Seidel, Geschäftsführer der Initiative Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage, berichtet im Interview von seinen Erfahrungen mit der Gesprächsreihe „Islam und ich“. Dort ging es darum, muslimische und nicht-muslimische Schülerinnen und Schüler ins Gespräch miteinander zu bringen. Ein Grund für diesen „Open Space“ sei, so Seidel, die Dominanz von Erwachsenen im öffentlichen Diskurs über den Islam. Die Jugendlichen würden dagegen seltener nach ihrer Meinung gefragt. Viele gehen im Alltag deutlich pragmatischer miteinander um, als es die mediale Berichterstattung darstellt.
In einem weiteren Interview gibt Julia Gerlach, Autorin des Buches „Zwischen Pop und Dschihad. Muslimische Jugendliche in Deutschland“ (Band 593 der Schriftenreihe der BpB, 4 €), einen Überblick über islamische Jugendströmungen in Deutschland. Viele junge Menschen wenden sich dem „Pop-Islam“ zu, einer Form von streng religiöser, islamischer Jugendkultur. Andere orientieren sich am „Salafi Islam“, der eine eher traditionelle Koraninterpretation lehrt. Beide Trend-Strömungen sind aktiv im Internet vertreten und unter muslimischen Jugendlichen sehr beliebt.
Es gelingt dem Fluter, das komplexe Thema „Muslime in Europa“ zu beleuchten, ohne gleichzeitig oberflächlich oder grob vereinfachend zu sein. Stattdessen werden lebensnahe Aspekte junger Musliminnen und Muslime behandelt und diese dadurch als Personen greifbar. Das macht in der oft hitzigen und polarisierenden Debatte um „den“ Islam durchaus einen Unterschied. Wer sich dem Thema im Unterricht oder außerhalb der Schule nähern möchte, kann in der Online-Ausgabe des Fluters erste Eindrücke sammeln.
Hier finden Sie die Artikel der Ausgabe „Junge Muslime in Europa“: http://www.fluter.de/de/67/editor/?tpl=83
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- 14 Apr 2010 - 12:58