Magazin vom 28. Januar 2015 (01/2015)

Diskriminierung damals und heute – ein Thema in der internationalen Jugendarbeit (German/English)

Liebe Leserinnen und Leser,

wir begrüßen Sie zur ersten Ausgabe des LaG-Magazins im neuen Jahr. Sie beschäftigt sich mit dem Themenfeld "Diskriminierung in Geschichte und Gegenwart" in der internationalen Jugendarbeit. Es handelt sich um eine Doppelnummer, die in deutscher und in englischer Sprache erscheint.

Anlass ist das Förderprogramm EUROPEANS FOR PEACE der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ). Dieses zeichnet in Kürze die Preisträgerinnen und Preisträger für ihr Engagement zum Thema "Diskriminierung: Augen auf! Projekte über Ausgrenzung damals – und heute" aus.

Unser herzlicher Dank gebührt den externen Autorinnen und Autoren, die Essays zu diesem Magazin beigetragen haben. 

Zunächst führen Judith Blum und Corinna Jentzsch, die Programmleiterinnen des Förderprogramms, ins Themenfeld ein.

Prof. Dr. Michael Sauer klärt das Feld der Projektarbeit und die damit verbundenen Aufgaben und Chancen.

Anne Sophie Winkelmann stellt den Ansatz diversitätsbewusster Bildungsarbeit vor.

Verschiedene Bildungsstrategien in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit stellt Prof. Dr. Monique Eckmann zur Diskussion.

Belastende Erinnerungen bergen die Gefahr, andere sozial auszugrenzen, und Prof. Dr. Björn Krondorfer stellt zwei wesentliche Komponenten vor, die bei internationaler Begegnungsarbeit zu einem Umgang mit den Dynamiken von Diskriminierung helfen können.

Was es bedeutet, bei internationalen Jugendbegegnungen mit "marginalisierten" Gruppen an Gedenkstätten zum Nationalsozialismus zu arbeiten, reflektieren Steffen Jost und Nina Rabuza in ihrem praxisbezogenen Beitrag.

Den schulischen Handlungsort wiederum stellt Eberhard Seidel mit dem Netzwerk "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" vor.

Inwiefern die Methode von Stadtrallyes zu einem Diversitätsbewusstsein über sehr konkrete Raumerfahrungen verhilft, zeigt Heike Fahrun auf.

Beispielhaft und spannend reflektieren unterschiedliche Projektberichte, was es bedeutet, das Thema "Diskriminierung" und einen Antidiskriminierungsansatz konkret umzusetzen:

Gisela Paterkiewicz berichtet über ein berührendes Inklusions-Projekt, bei dem unter anderem Themen wie "Euthanasie und Zwangssterilisierung im Dritten Reich" und "Menschenwürde in Nachkriegszeit und Heimen" behandelt wurden.

Welcher Religion ein Mensch angehört, ist in Bosnien und Herzegowina eine der wichtigsten Fragen, und sie ist verknüpft mit politischer Macht und persönlichen Karrieren. Johannes Smettan gibt einen methodisch reflektierten Einblick in ein spannendes Projekt, das sich mit der Selbstbehauptung gegen das Ausgrenzende dieses Systems auseinandersetzt.

Drei weitere Projekte, die am konkreten Beispiel wichtige Einsichten für eine erfolgreiche Durchführung von internationalen Jugendbegegnungen liefern, werden im Frühjahr 2015 für ihr Engagement von der Stiftung EVZ ausgezeichnet:

Ragna Vogel und Anne-Kathrin Topp vermitteln Einblicke, wie sie mit tauben und hörenden Jugendlichen aus Deutschland und Russland eine Fernsehsendung gegen Diskriminierung produziert haben.

Kathrin Schnieders berichtet über ein länderübergreifendes Tanz–, Theater– und Videoprojekt mit jungen Roma und ihren Freundinnen und Freunden.

Die Methoden und die Herausforderungen, ein deutsch-israelisches Schülerprojekt zu begleiten, in dem Widerstand gegenüber gesellschaftlich akzeptierten Diskriminierungen von Menschengruppen auch tänzerisch nachgegangen wurde, beleuchtet Dr. Jens Aspelmeier.

Dass man in Freundschaften auch mal unbequeme Wahrheiten sprechen und Kritik ertragen muss, ist, so Karina Lajchter, eine Einsicht, zu der die Teilnehmenden eines deutsch-israelischen Jugendaustausches gelangten.

Die LaG-Redaktion hat eine Reihe wichtiger Quellen – Umfragen zu Diskriminierung von Minderheiten in Europa, Webseiten, Unterrichtsmaterialien, Methoden und Fachbücher in englischer Sprache – ausgewählt, die wir Ihnen für die Arbeit mit internationalen Gruppen vorstellen möchten. 

Darunter befindet sich auch das bekannte Handbuch, der "Kompass", der viele praktische Tipps zur Menschenrechtsbildung in sich vereint und 2015 in einer Neuauflage erscheinen soll, das Else Engel und Lea Fenner für uns rezensiert haben.

Bedanken möchten wir uns auch bei Toby Axelrod, Leslie Kuo, Sandra Lustig und Felix Prahl für die Übersetzung der Ausgabe ins Englische.

Dieses Magazin wurde gefördert von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft".

Wir wünschen Ihnen eine interessante und bereichernde Lektüre mit dieser Sonderausgabe,

Nadja Grintzewitsch und Constanze Jaiser

für die LaG-Redaktion 

Beiträge

Zur Diskussion

"Keine Chance für Diskriminierung!" steht in grellen Farben auf einem Aushang an einer Gesamtschule. Paul fragt, was Diskriminierung überhaupt ist. Maria, zwei Jahre jünger, ist gelangweilt: "Was geht mich das an?" – keine undenkbare Reaktion auf deutschen Schulhöfen ...

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Zur Diskussion

Was eigentlich ist Projektarbeit genau, welche Herausforderungen für die Leitung und Begleitung gilt es zu bedenken, worin bestehen im einzelnen die Aufgaben und Chancen?

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Zur Diskussion

Oft wird davon ausgegangen, dass Jugendliche in internationalen Jugendbegegnungen vor allem etwas über unterschiedliche Lebensweisen in verschiedenen Ländern lernen sollten, doch das greift aus einer diversitätsbewussten Perspektive zu kurz.

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Zur Vertiefung

In der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit lassen sich vier Bildungsstrategien ausmachen, die ihre jeweiligen Möglichkeiten, Grenzen und spezifischen Herausforderungen haben ...

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Zur Vertiefung

Dem Zusammenhang von traumatischen Erinnerungen, kollektiven Deutungsmustern nationaler Geschichte und Ausgrenzungsmechanismen, die in interkulturellen Begegnungen eine Dynamik entfalten können, setzt Björn Krondorfer Methoden entgegen, die einen Versöhnungsprozess unterstützen ...

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Zur Vertiefung

Was bedeutet es, bei internationalen Jugendbegegnungen mit "marginalisierten" Gruppen oder Gruppen, die individuelle oder kollektive Diskriminierungserfahrungen haben, an Gedenkstätten zum Nationalsozialismus zu arbeiten.

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Zur Vertiefung

Das Schulnetzwerk ist dem Ziel verpflichtet, sämtliche Ideologien, die eine Ungleichwertigkeit von Menschen zu legitimieren versuchen, abzubauen, und dies ganz konkret in einer Vielzahl von Projekten und Initiativen ...

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Methode

Diversitätsbewusstsein über sehr konkrete Raumerfahrungen, Lebensrealitäten anderer kennenlernen, Überprüfen oder Revidieren eigener Gewohnheiten, Vorstellungen und Stereotypen – die interaktive Methode der Stadtrallye ist für internationale Gruppen geradezu ideal...

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Projekt

Euthanasie und Zwangssterilisierung im Dritten Reich, Diskriminierung bis spät in die 1980er Jahre von ganzen Familien, die Kinder mit Einschränkungen haben, menschenunwürdige Zustände in Heimen – ernste Themen und trotzdem Freude und Spaß bei der unglaublich kreativen Zusammenarbeit ...

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Projekt

In Bosnien und Herzegowina ist die Frage, zu welcher Religion ein Mensch gehört, noch immer eine der wichtigsten überhaupt. Politische Macht und persönliche Karrieren hängen daran. Doch für Jugendliche und junge Erwachsene ist "Ostali" ("Andere") ein Begriff der Selbstbehauptung gegen das Ausgrenzende dieses Systems geworden.

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Projekt

Taube und hörende Jugendliche aus Deutschland und Russland haben eine Fernsehsendung gegen Diskriminierung produziert.

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Projekt

Junge Roma und ihre Freunde aus drei Ländern setzten sich mit Diskriminierungserfahrungen in der Vergangenheit und Gegenwart auseinander: Ein preisgekröntes Tanz–, Theater– und Videoprojekt.

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Projekt

Was befähigt Menschen zum Widerstand gegenüber gesellschaftlich akzeptierten Diskriminierungen von Menschengruppen? 28 deutsche und israelische Schülerinnen und Schüler untersuchten dies in der Geschichte und der eigenen sowie fremden Lebenswelt. Ihre Ergebnisse waren "tanzbar" ...

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Projekt

In Freundschaften muss man auch mal unbequeme Wahrheiten sprechen und Kritik ertragen – zu dieser Einsicht gelangten die Teilnehmenden eines deutsch-israelischen Jugendaustausches.

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Empfehlung Web

Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte führt regelmäßig Befragungen zur Situation von sogenannten Minderheiten in der EU durch. Diese sind online einsehbar und stellen eine wichtige Quelle für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Bildungsarbeit dar.

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Empfehlung Unterrichtsmaterial

Das englischsprachige Bildungstool "All different – all equal" hält Tipps für die praktische Durchführung von internationalen Jugendprojekten bereit.

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Empfehlung Unterrichtsmaterial

Wer mit Jugendlichen zum Themenfeld Diskriminierung von Sinti und Roma arbeiten möchte und auf der Suche nach online zugänglichen Materialien ist, der findet hier sorgfältig ausgewählte Linkempfehlungen.

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Empfehlung Web

Ein vielstimmiges Portal auf der Basis von Zeitzeugeninterviews, ein pädagogisches Portal zum Völkermord an den Roma und Sinti, eine historische Ausstellung über sechs Kinder – drei Webseiten, in denen viel über Roma und Sinti in Europa gelernt werden kann.

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Empfehlung Unterrichtsmaterial

Der Kompass ist das bekannteste Handbuch zur Menschenrechtsbildung und vereint viele praktische Tipps in sich. Für 2015 ist die deutsche Neuauflage geplant.

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Empfehlung Web

Die Online-Ausstellung erzählt vom Schicksal europäischer Jugendlicher und Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus, die aus ganz unterschiedlichen Gründen diskriminiert und verfolgt wurden. Alle versuchten mit unterschiedlichen Mitteln sich selbst zu behaupten und Widerstand zu leisten.

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Empfehlung Fachdidaktik

Die von Anne Sophie Winkelmann erstellte Handreichung gibt einen Einblick in das Konzept einer diversitätsbewussten Bildungsarbeit im Kontext internationaler Jugendbegegnungen, deren Ziel es unter anderem ist, nationalkulturelle Konzepte aufzubrechen und das Bewusstsein für Vielseitigkeit zu fördern.

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Empfehlung Fachbuch

Das Buch "Difficult Questions" lädt als beispielhaftes Verständigungswerkzeug zum Kennenlernen anderer Perspektiven im polnisch-jüdischen Dialog und darüber hinaus ein. Es beantwortet wichtige Fragen aus Geschichte, Politik und Alltag.

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For discussion: "Don’t give discrimination a chance!" is printed in bright colors on a poster at a comprehensive school. Paul asks what discrimination is, anyway... Maria, two years his junior, is bored by it: "Why should I care?" The scenario is not unrealistic for a German schoolyard.

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For discussion: What exactly is project work, anyway? What are potential challenges in leading and facilitating project work? What are the specific steps and learning opportunities?

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For discussion: It's often assumed that at international youth meetings, young people should primarily be learning about different ways of life in different countries. But from a diversity-conscious perspective, that approach falls short.

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In-depth examination: In educational work against Antisemitism, a distinction can be made between four educational strategies. Each one has different possibilities, limitations, and unique challenges…

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In-depth examination: In intercultural encounters, mechanisms of social exclusion, traumatic memories, and collective representations of national history overlap. Björn Krondorfer shows how these dynamics can be constructively engaged with in reconciliatory processes.

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In-depth examination: At international youth meetings at memorials for the victims of the Nazis, what are the implications of working with "marginalized groups," or groups who have experienced individual or collective discrimination? 

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In-depth examination: This network of schools is dedicated to dismantling any and all ideologies that attempt to legitimize inequality between human beings. It accomplishes this goal by promoting a host of projects and initiatives...

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Methods: In order to build diversity awareness through concrete spatial experiences, get to know the realities of other people’s lives, test or revise one’s own habits, ideas and stereotypes – the interactive method of urban quests is ideal.

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Project: Euthanasia and forced sterilization in the Third Reich, social isolation of entire families with handicapped children until late into the 1980s, the inhumane conditions in institutions for the disabled – despite the serious topics, the participants of the project "It is normal to be different" had joy and fun because of the very creative, transnational cooperation. 

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Project: In Bosnia and Herzegovina, the question of religion is still one of the most important questions of all. One’s religion determines one’s political power and personal career. Yet for youths and young adults, the word "Ostali" ("Others") has come to represent taking a stand against the marginalizing effects of this system. 

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Project: Deaf and hearing youths from Germany and Russia produced a TV show against discrimination.

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Project: Young Roma and their friends from three countries grappled with experiences of discrimination past and present: An award-winning dance, theater and video project.

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Project: What empowers people to resist socially accepted discrimination aimed at certain groups? Twenty-eight German and Israeli students examined this phenomenon in history, in both their own and other social environments. Their results were "danceable"…

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Project: When people are friends, they must sometimes also confront inconvenient truths and live with criticism. Participants in a German-Israeli youth exchange came to this insight.

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Recommended Website: The European Union Agency for Fundamental Rights regularly conducts polls on the situation of so-called minorities in the EU. These are accessible online and constitute an important resource for knowledge multipliers in educational work.

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Recommended teaching materials: The educational tool "all different – all equal" provides tips for the practical implementation of international youth projects.

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Recommended teaching materials: Those wishing to work on the issue of discrimination of Sinti and Roma and seeking available material online will find carefully selected recommended links here.

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Recommended Website: A portal with many different voices, based on interviews with contemporary witnesses; an educational portal on the genocide of Roma and Sinti; a historical exhibition about six children: three websites where much can be learned about Roma and Sinti in Europe.

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Recommended teaching methodology: The manual developed by Anne Sophie Winkelmann provides insights into the concept of diversity-aware educational work in international youth encounters that aim to challenge national-cultural concepts and promote awareness of diversity.

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Recommended teaching materials: Compass is probably the best-known manual on human rights education and contains a great many tips. A new German edition should be coming out in 2015.

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Recommended reference book: The book "Difficult Questions" is an exemplary communication tool that invites us to become familiar with other perspectives in the Polish-Jewish dialogue and beyond. It answers important questions in history, politics and everyday life.

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Recommended Website: This online exhibition recounts the fate of European youths and children who suffered discrimination and persecution for very different reasons during the Nazi period. All of them tried to stand up for themselves and resist, using various means.

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