Magazin vom 20. März 2013

Geteilte Erinnerungen - Historisches Lernen in Gedenkstätten mit doppelter Vergangenheit

Liebe Leserinnen und Leser, 

wir begrüßen Sie zur Märzausgabe des LaG-Magazins. Der Schwerpunkt liegt dieses Mal auf der historisch-politischen Bildung in solchen Gedenkstätten, die für eine mehrfache Vergangenheit stehen. Im Allgemeinen werden darunter Orte verstanden, die durch den Nationalsozialismus sowie zusätzlich durch die diktatorische Variante des real existierenden Sozialismus kontaminiert sind. Das Beispiel der Mahn– und Gedenkstätten Wöbbelin zeigt jedoch, dass die Geschichte durchaus noch komplexere Spuren hinterlassen kann.

Die Recherche zu didaktischen Entwürfen und Materialien für die historisch-politische Bildung zum Themenschwerpunkt, die den fachlichen Kriterien wie der Multiperspektivität, der Subjektorientierung, der Förderung narrativer Kompetenz u.a. entsprechen, gestaltete sich hier als ausgesprochen schwierig. Ein Grund mag in der Zentrierung der außerschulischen Bildung auf Verfolgte und Betroffene zu den Themenkomplexen SBZ/DDR, Stalinismus und Speziallager liegen. Aber auch immer wieder aufscheinende Versatzstücke von totalitarismustheoretischen Deutungen erschweren die notwendige fachliche Orientierung an den bis heute relevanten Kriterien des Beutelsbacher Konsenses.

In den Essays der von uns angefragten externen Autor/innen haben wir uns bemüht eine gewisse Spannbreite der Ansätze historisch-politischer Bildung an Orten mit mehrfacher Vergangenheit zu entfalten.

Freundlicherweise hat uns Prof. Dr. Günter Morsch seine geschichtspolitischen Thesen zu Orten mit zweifacher Vergangenheit für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Es geht um die Darstellung der Geschichte und das Gedenken an die Opfer der Konzentrationslager sowie der Sowjetischen Speziallager. Die prominente Positionierung als Einleitung in die Thematik dieser Ausgabe kann durchaus als programmatisch verstanden werden.

Bert Pampel thematisiert in seinem Aufsatz die Chancen und Problematiken für die gedenkstättenpädagogische Arbeit an Orten wie beispielsweise Buchenwald, Torgau oder am Münchner Platz in Dresden. Er sieht in der zeitlichen Mehrschichtigkeit dieser Orte ein didaktisches Potential, welches noch unzureichend genutzt wird.

Julia Zimmermann skizziert  die pädagogische Arbeit und die Angebote des DIZ Torgau, einem Ort, an dem drei unterschiedliche Epochen thematisiert werden: Nationalsozialismus, sowjetische Besatzungszeit und die DDR.

Die Arbeit an einem hochkomplexen Ort wie der Gedenkstätte ROTER OCHSE in Halle (Saale) thematisiert Dr. André Gursky in seinen Ausführungen. Er widmet sich u.a. dem Spannungsfeld zwischen dem Erhalt der historischen Bausubstanz auf der einen und den Notwendigkeiten bildungspädagogischer Aufgaben, die Veränderungen erfordern, auf der anderen Seite.

Die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin sind vor allem durch die Geschichte des dortigen Konzentrationslagers geprägt. Der Ort ist auch Begräbnisplatz von 160 Opfern dieses Lagers. Hier fanden auch Theodor Körner († 1813) und seine Familie ihre Ruhestätte. Ramona Ramsenthaler zeigt die Projektarbeit an diesem Ort auf, der in der Geschichte von höchst unterschiedlichen politischen Kräften und Regimes funktionalisiert wurde.

Anregende didaktische Hinweise zur historisch-politischen Bildungsarbeit an Orten mit einer mehrfachen Vergangenheit hat Norbert Reichling beigetragen.

Unser herzlicher Dank gebührt allen Autor/innen, die Texte für diese Ausgabe beigesteuert haben.

Am 17. April erwartet Sie die nächste Ausgabe unseres Magazins. Sie wird mit „Gedenkarbeit und historisch-politische Bildung im Kontext von Kriegsgräberstätten“ betitelt sein.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und ein angenehmes Frühjahr,

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

In acht geschichtspolitischen Thesen formuliert Prof. Dr. Günter Morsch mit Bezug auf Sachsenhausen Anforderungen an die Darstellung der Geschichte an Orten, die durch eine mehrfache Vergangenheit als nationalsozialistisches Konzentrationslager und als Sowjetisches Speziallager geprägt sind.

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Bert Pampel thematisiert die Chancen und Problematiken für die gedenkstättenpädagogische Arbeit an Orten wie beispielsweise Buchenwald, Torgau oder am Münchner Platz in Dresden. Er sieht in der zeitlichen Mehrschichtigkeit dieser Orte ein didaktisches Potential, welches noch unzureichend genutzt wird.

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Julia Zimmermann skizziert  die pädagogische Arbeit und die Angebote des DIZ Torgau, einem Ort, an dem drei unterschiedliche Epochen thematisiert werden: Nationalsozialismus, sowjetische Besatzungszeit und die DDR.

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Die Arbeit an einem hochkomplexen Ort wie der Gedenkstätte ROTER OCHSE in Halle (Saale) thematisiert André Gursky in seinen Ausführungen. Er widmet sich u.a. dem Spannungsfeld zwischen dem Erhalt der historischen Bausubstanz auf der einen und den Notwendigkeiten bildungspädagogischer Aufgaben, die Veränderungen erfordern, auf der anderen Seite.

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Mit seiner Geschichte als Ruhestätte von Theodor Körner, als Grabstätte von KZ-Opfern und als Mahn-und Gedenkstätte an ein ehemaliges Konzentrationslager hat der Ort Wöbbelin eine komplexe Geschichte, die in dortigen der pädagogischen Arbeit aufgegriffen wird.

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Empfehlung Fachbuch

Das ehemalige Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Geheimdienstes in der Leistikowstraße in Potsdam war lange Zeit Gegenstand heftiger geschichtspolitischer Debatten. Dabei ging es in erster Linie um das Recht auf Deutungshoheit, das verschiedene Parteien für sich beanspruchten. In der Zwischenzeit ist es etwas ruhiger um die Gedenkstätte geworden.

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Empfehlung Fachbuch

In dem Band „Instrumentalisierung, Verdrängung, Aufarbeitung. Die sowjetischen Speziallager in der gesellschaftlichen Wahrnehmung 1945 bis heute“ werden Aspekte der gesellschaftlichen Einordnung und Wahrnehmung der sowjetischen Speziallager aus der Perspektive verschiedener Autor/innen beleuchtet und wissenschaftlich analysiert.

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Empfehlung Lebensbericht

Das Tagebuch eines im Speziallager NR. 9 in Fünfeichen inhaftierten Pfarrers bietet Einblicke in seine Haftbedingungen.

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LaG-Materialien

Norbert Reichling hat Überlegungen formuliert, die eine historisch-politische Bildungsarbeit an Orten mit einer doppelten Vergangenheit unterstützen können.

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Lernort

Die Villa ten Hompel ist ein äußert vielfältig genutzter Lernort. Als ehemaliger Sitz der Ordnungspolizei wird dort auch der Schreibtisch als Tatort im Nationalsozialismus thematisiert.

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Lernort

Die Gedenkstätte Münchner Platz in Dresden birgt als Ort mit doppelter Vergangenheit eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich sowohl mit den nationalsozialistischen Verbrechen als auch mit der DDR-Vergangenheit auseinanderzusetzen. 

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Lernort

Die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin bieten ein vielfältiges Angebot für Schüler/innen, Multiplikator/innen und weitere Interessierte an. Damit verfolgt die Gedenkstätte das Ziel über die Geschichte des Konzentrationslagers Wöbbelin aufzuklären.

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Projekt

Vorstellung zweier Projekte der Gedenkstätte Buchenwald. In Form von Ausstellungen wird das Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus sowie im Gulag vermittelt.

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