Liebe Leserinnen und Leser,
anlässlich des diesjährigen Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten zum Thema „Anders sein. Außenseiter in der Geschichte“ veröffentlichen wir für Sie eine Sonderausgabe unseres LaG-Magazins. Sie ist in Kooperation mit der Ausrichterin des Wettbewerbs, der Körber-Stiftung (Hamburg), entstanden. Bis zum 28. Februar 2015 sind Kinder und Jugendliche aufgerufen, Projekte zur Geschichte des „Andersseins“ zu erarbeiten und einzureichen.
Vorstellungen von „normal“ und „anders“ gab es zu allen Zeiten. Was als „anders“ galt wurde in jeder historischen Epoche neu von der Gesellschaft ausgehandelt. Während im Mittelalter etwa Handeltreibende eine Außenseiterposition innehatten, sind sie heute fester Bestandteil der Gesellschaft geworden. Auch der Umgang mit dem „Anderssein“ bzw. mit Außenseiter/innen unterlag dem historischen Wandel. Häufig wurden Personen, die angeblich „anders“ sind, zu Außenseiter/innen der Gesellschaft. Diese mussten jedoch oft mit Ausgrenzung und Sanktionen rechnen, da sie sich aus Sicht der Mehrheitsgesellschaft nicht an Regeln, Normen und Werte hielten und das soziale Miteinander in Frage stellten. Dies ist zum Teil auch heute noch so. Der Prozess der Exklusion ist sehr unterschiedlich, je nachdem, ob es sich um Individuen oder um die Ausgrenzung (größerer) sozialer Gruppen handelt. Bei der Ausgrenzung sozialer Gruppen sind Herrschaftsverhältnisse, Verordnungen und Gesetze ausschlaggebend. Wie mit ihnen umgegangen wurde, war sehr unterschiedlich und reicht von der sozialen Exklusion über die Kriminalisierung bis hin zur systematischen Verfolgung und Ermordung zur Zeit des Nationalsozialismus. In der vorliegenden Sonderausgabe des LaG-Magazins finden Sie Diskussionsbeiträge, Methoden und Projektbeispiele, die das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.
Prof. Dr. Michele Baricelli analysiert in seinem Diskussionsbeitrag die Begriffe „Anders sein“, „Normalität“ und Diversität. Er untersucht diese Begriffe anhand verschiedener Kategorien wie Körper, Sexualität und Alter.
Der zweite Artikel stammt von Prof. Dr. Martin Lücke und Adrian Lehne, die anhand des Projekts „Teaching Queer History“ aufzeigen, wie sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Bildungsarbeit aufgriffen werden können.
Prof. Dr. Anke John und Katharina Kempken beleuchten das „Anderssein“ anhand der DDR-Geschichte. Sie nehmen hierfür Punks und Jugendkulturen als Beispiel.
Der vierte Diskussionsbeitrag von Dr. Magnus Koch widmet sich den Deserteuren und wie unterschiedlich mit ihnen in der Geschichte umgegangen wurde.
Der Archivpädagoge Markus Müller-Henning gibt Tipps und stellt Herangehensweisen vor, wie man im Archiv nach Außenseiter/innen suchen kann und auf welche Probleme man bei der Suche stoßen kann.
Ein weiterer Methodenbeitrag kommt von Wolfhart Beck, der über die besondere Rolle der Tutor/innen und Lehrkräfte während des Geschichtswettbewerbs spricht. Er greift dabei auf zahlreiche Erfahrungen als Geschichtslehrer und Wettbewerbsbegleiter zurück.
Wir danken allen Beiträger/innen herzlich für ihr Engagement.
Wir wünschen Ihnen eine interessante und bereichernde Lektüre mit dieser Sonderausgabe,
Ihre Körber-Stiftung und LaG-Redaktion