Online-Modul: Spanischer Bürgerkrieg

4.2.5 Federico García Lorca – „La Guitarra“ („Die Gitarre“)

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Beitrags-Autor: Constanze

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Federico García Lorca – „Die Gitarre“ mp3

Musik: Jacob David Pampuch
Cante: Constanze Jaiser
 

 

Federico García Lorca

La Guitarra

 

Empieza el llanto
de la guitarra.
Se rompen las copas
de la madrugada.
Empieza el llanto
de la guitarra.
Es inútil callarla.
Es imposible
callarla.
Llora monótona
como llora el agua,
como llora el viento
sobre la nevada.
Es imposible
callarla.
Llora por cosas
lejanas.
Arena del Sur caliente
que pide camelias blancas.
Llora flecha sin blanco,
la tarde sin mañana,
y el primer pájaro muerto
sobre la rama.
¡Oh, guitarra!
Corazón malherido
por cinco espadas.

*

Federico García Lorca

Die Gitarre

 

Die Klage erhebt sich,
das Weh der Gitarre.
Es brechen die Becher
Des grauenden Morgens
Die Klage erhebt sich,
das Weh der Gitarre.
Sie zu schwichten ist unnütz.
Sie zu schwichten –
Unmöglich.
So eintönig weint sie
Wie weinendes Wasser,
wie weinender Wind
über den Schneewehn.
Sie zu schwichten –
Unmöglich.
Dinge beweint sie,
die fern sind.
Des Südwindes Sand, der heiß ist
Und weiße Kamelien fordert.
Beweint den Pfeil ohne Ziel,
den Abend ohne den Morgen,
den ersten gestorbnen Vogel
auf dem Gezweige,
O Gitarre!
Du Herz, das von fünf Schwertern
Zu Tod verwundet.

**

Das Gedicht „Die Gitarre“ symbolisiert etwas von der Rolle der umfangreichen Poesie und dem Gesang während des Spanischen Bürgerkriegs. In diesen künstlerischen Ausdrucksformen bewahrt sich eine doppelte Bewegung: hin zu einem (utopischen) Horizont, hin zu der tief inneren Sehnsucht, die sich über die Klage, den Protest, das gemeinsame Tun einen Weg bahnt.

Federico García Lorca gilt als einer der bedeutendsten Dichter und Dramatiker unseres Jahrhunderts. Geboren wurde er im andalusischen Granada. Beim Ausbruch des Bürgerkriegs 1936 ermordeten ihn die Putschisten im Alter von 38 Jahren in seiner Heimatstadt.
Als dieses Verbrechen nicht mehr verheimlicht werden konnte, fand sich in der nationalistischen Presse eine Politik der bewussten Verdrehung. Am 9. September 1936 schreibt (sehr wahrscheinlich) die Zeitung El Diario de Huelva:

„Schon bringen sie sich gegenseitig um! Ist Federico García Lorca ermordet worden?
Madrid, 9. September
Es hat den Anschein, als sei unter den zahlreichen Leichen, die stündlich und überall in den Straßen gefunden werden, der Leichnam Federico García Lorcas entdeckt worden. Die Zersetzung in den Reihen der Marxisten ist so weit gediehen, dass sie nicht einmal die eigenen Leute respektieren. Der Autor der Zigeunerromanzen konnte der roten Raserei nicht entrinnen, es nutzte ihm nichts, dass er der ‚Glaubensbruder’ Azanas war, sowohl in der Politik wie in der Literatur und in – wie soll man es ausdrücken? – in der schwankenden Sexualität.“

Dieses Zitat ist kennzeichnend für die traditionalistisch-katholische Mentalität der spanischen Rechten, die für seinen Tod verantwortlich war. Schnöde Anspielungen auf Lorcas Homosexualität und Unterstellungen von Perversionen sollten ihn diskreditieren (vgl. Anm 4, S. 265).
Am 19. September 1936 behauptete die gesamte nationalistische Presse mit dreister Direktheit, Lorca sei von den „Roten“ ermordet worden.
Seither versuchte das Franco-Regime immer wieder, mit Lügen und falschen Darstellungen die Wahrheit über seinen Tod und den Tod Tausender anderer Republikaner zu verschleiern.

 

Literatur


  • Federico Garcia Lorca, Die Gedichte. Spanisch-Deutsch, hrsg. im Auftrag der Heinrich Enrique Beck-Stiftung, Basel von Ernst Rudin und José Manuel Lopez, ausgewählt und übertragen von Enrique Beck, Göttingen 2008.

  • *Aus dem Gedichtzyklus Poema de la siguiriya gitana (dt. Gedicht von der Zigeuner-Siguiriya)

  • **Federico García Lorca: Die Gedichte. Spanisch-Deutsch. Ausgewählt und übertragen von Enrique Beck. Bd. I. Göttingen: Wallstein, 2008. S. 73.

Weiter zu

Antonio Machado – „Otro Clima“ („Anderes Klima“) 

Erich Arendt „Es hat die Besten der Welt bewegt“ 

Miguel Hernández – „El Herido“ („Der Verwundete“)

Erich Weinert – „Kinderspiel in Madrid“

 

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