Online-Modul: Spanischer Bürgerkrieg

3.3.1 Aufbrüche im In- und Ausland

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Beitrags-Autor: Constanze

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Welchen Beitrag leisteten spanische und ausländische Frauen während des Spanischen Bürgerkriegs? 

Worin bestanden aus der Sicht der anarchistischen Frauenbewegung Mujeres Libres die Herausforderungen im Kampf um Emanzipation?

Welche Eindrücke sammelte die aus Basel angereiste Deutsche Clara Thalmann bei ihrer Ankunft in Spanien?

Während des Spanischen Bürgerkrieges trugen Frauen erheblich dazu bei, den Kampf für die Republik, aber auch den Kampf um Frauenrechte voranzubringen.

Frauen unterstützen die Volksfront, Spanien 1936

Toledo 1936: Frauen unterstützen die Volksfrontregierung in Spanien, Foto: Kolzov/gemeinfrei

Bereits nach dem Wahlsieg der verbündeten Linksparteien in Spanien im Jahr 1931 bildeten sich ganz unterschiedliche politische Frauenbewegungen heraus. Sie versuchten, die neue spanische Verfassung, eine der modernsten in Europa, in die Realität umzusetzen. In Bezug auf die Rechte der Frauen sicherte Artikel 36 das Wahlrecht für Frauen, Artikel 43 gestand die gleichen Rechte für Frauen in der Ehe wie für die Männer zu; Artikel 25 sicherte ihre Gleichberechtigung in rechtlichen Fragen und Artikel 40 das Recht aller Spanier_innen, ungeachtet ihres Geschlechts, auf alle Berufe und Posten. Doch waren diese Artikel von Anbeginn umstritten.

Mit dem Wahlrecht, dem Recht auf Arbeit und dem Recht auf Ehescheidung war der Kampf um ein gleichberechtigtes Dasein keineswegs zu Ende. Im Gegenteil. Die Kirchen wie auch die rechten Kräfte und später die Putschisten wollten die Frauen wieder aus den gesellschaftlich und politisch relevanten Sphären verdrängen. Sie sollten wie eh und je an Heim und Herd die Bollwerke Familie und Christentum verteidigen.

Auch während des Spanischen Bürgerkrieges verloren diese traditionsschweren Vorurteile nicht ausreichend an Kraft:

„Doch auch in linken Kreisen blieb Gleichberechtigung für viele Männer nur ein Lippenbekenntnis. Ihre Frauen sollten weiter auf die Kinder aufpassen, und Freiheit für Frauen missverstanden viele Männer als sexuelle Verfügbarkeit. Dementsprechend kam es auch zu Übergriffen an der Front. Zu diesem Frauenbild gehörte es auch, dass man schnell die Milizionärinnen, in den ersten Kriegswochen noch gefeiert, als Huren diffamierte, als Bedrohung für Moral der Kämpfenden oder als Spioninnen mit den ‚Waffen der Frauen’.“ (Gerit-Jan Stecker)

Die bedeutendsten Frauengruppen waren die „Agrupación de Mujeres Antifascistas“ (AMA, Vereinigung Antifa­schistischer Frauen) und die anarchistischen Mujeres Libres. Die Mujeres Libres vereinten mindestens 20.000 Mitglieder in sich; erstes weibliches Regierungsmitglied war die Anarchistin Frederica Montseny.

Die AMA hatte 50.000 Mitglieder aus verschiedener politischer und sozialer Provenienz. Die Organisation wur­de vom PCE dominiert. Dolores Ibárruri, Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Spaniens, stand ihr vor. Sie wollte nicht das, wie sie sagte, „traurige, graue, mühsame Sklavenleben unserer Mütter“. Die bekannte Parole „¡No pasarán!“ wird ihr zugeschrieben. Entsprechend der PCE-Linie, alle Anstrengungen in den Dienst des Krieges zu stellen, konzentrierte AMA sämtliche Energien auf die Mobilisierung der Frauen für die Heimatfront. (Bianchi, S. 111f.)

Der Historiker Alexandre Froideveaux weist, trotz mancher Unterschiede, auf eine wichtige Gemeinsamkeit in der Aufbruchsbewegung der Frauen hin:

„Das gemeinsame Motto der spanischen Frauenorganisationen war ‚¡Mujeres a trabajar!’ (Frauen an die Arbeit!) und tatsächlich arbeiteten tausende Frauen in der republikanischen Kriegswirtschaft. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag für die Kriegsanstrengungen und verdienten unter schwierigen Umständen den Lebensunterhalt für ihre Familien. Zugleich war diese massenhafte Beschäftigung ein Einbruch in die zuvor einschränkungslos männliche Sphäre der Fabrik. Manche Mujeres Libres forderten für die Frauen ökonomische Selbstbestimmung, stießen damit jedoch auf erheblichen Widerspruch. Insbesondere AMA betonte immer, dass die Frauen nur arbeiteten, damit die Männer an der Front kämpfen könnten.“

Weibliche Milizionäre im Spanischen BürgerkriegDoch befanden sich auch nahe des Kampfgeschehens spanische Frauen. Als Beispiel zu nennen wären Neus Català, die u. a. als Kurierin arbeitete, oder die u.a. als Dolmetscherin tätige Marina Ginestà.

  

 

Weibliche Milizionäre am Guadarrama beim Essen, 21 Juni 1936, Bundesarchiv, Bild 146-1968-048-15, CC-BY-SA 3.0

 

 

 

 

Spanienkämpferinnen aus dem Ausland

Die ersten ausländischen Freiwilligen auf republikanischer Seite waren Sportlerinnen, die 1936 an einer Volksolympiade in Barcelona teilnehmen wollten – als politische Demonstration gegen die Olympischen Spiele in Berlin. Der Militärputsch vereitelte dies. Einige Athletinnen traten daraufhin ohne zu zögern den Milizen bei. Zu ihnen gehörte Clara Thalmann, die es in ihrer Miliz sogar durchsetzte, eine Waffe zu erhalten. Frauen, die Dienst auch an der Waffe verrichteten, waren vor allem in der ersten Phase des Bürgerkrieges anzutreffen. Doch nur wenigen, wie der in Argentinien geborenen Französin Mika Etchebéhère, gelang es, ihre Position zu festigen oder gar zum Hauptmann einer Kompanie aufzusteigen.

Viele der Interbrigadistinnen handelten bei ihrem Einsatz in Spanien, ebenso wie die Männer, aus politischer Überzeugung. Oft hatten sie auch eigene Diskriminierung erfahren, sei es als Mittellose, als Jüdin, als Afro-Amerikanerin, als Frau. Spanien stellte für sie den historische Wendepunkt dar, sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren – und nicht zuletzt gegen den in Europa um sich greifenden Faschismus.

In den Berichten zum Krieg wurden die Ausländerinnen jedoch meist auf die Rolle der fürsorglichen Krankenschwester reduziert; oder man ging davon aus, dass sie lediglich ihre Ehemänner begleiteten. Doch ohne Frauen wäre der Widerstand gegen Franco in dieser Form nicht möglich gewesen – sei es als Milizionärinnen, wie Clara Thalmann, als Berichterstatterinnen und Fotografinnen, wie Kati Horna oder Gerda Taro, sei es als Fahrerinnen, wie Evelyn Hutchins, als Ärztinnen und Krankenschwestern, wie Fritzi Brauner oder Renée Durlacher. Doch waren sie andererseits auch involviert – zum Beispiel als Übersetzerinnen – in sowjetische Verschwörungen gegen konkurrierende republikanische Gruppen.

Literatur

  • Reneé Lugschitz, Spanienkämpferinnen. Ausländische Frauen im Spanischen Bürgerkrieg 1936–1939 (Reihe: Politik und Zeitgeschichte Bd. 7), Berlin, Münster, u.a. 2012.

  • Vera Bianchi, Feministinnen in der Revolution. Die Gruppe Mujeres Libres im Spanischen Bürgerkrieg, Münster 2003.

  • Martha A. Ackelsberg, Free women of Spain. Anarchism and the struggle for the emancipation of women, Edinburgh, Scotland and Oakland CA USA 2005.

  • Alexandre Froidevaux, Gegengeschichten oder Versöhnung? Erinnerungskulturen und Geschichte der spanischen Arbeiterbewegung vom Bürgerkrieg bis zur „Transición“ (1936–1982), Berlin 2015.

  • Gerit-Jan Stecker, Spanienkämpferinnen, online im Magazin "Lernen aus der Geschichte" vom Dezember 2015.

  • Photo Times, Tokyo/Japan 1938, mit Fotos von Gerda Taro (und ihr selbst, aufgenommen von Capa).

 

 

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