Sabrina Pfefferle ist studentisches Redaktionsmitglied des LaG-Magazins.

von Sabrina Pfefferle

Es existiert eine Vielzahl an Publikationen und Websites, die sich mit dem 17. Juni 1953 beschäftigen und anlässlich von Jahrestagen regelmäßig erweitert werden. Ein Mangel an Informationen ist in diesem Kontext also nicht das Problem, eher ihre Flut. Diese kurze Übersicht über ausgewählte zentrale Online-Themendossiers zu den Ereignissen, die unter dem Schlagwort 17. Juni diskutiert werden, soll es erleichtern, sich rascher im Thema zu orientieren und den Bestand entsprechend der eigenen Fragestellungen und Rechercheziele zu filtern.

Für einen guten Überblick

Um einen Überblick über die Ereignisse rund um den 17. Juni 1953 zu erhalten, ist eine Website des Bundesarchivs zu empfehlen: „Volksaufstand des 17. Juni 1953“. Diese gliedert sich in fünf Schwerpunkte, die jeweils zentrale Aspekte der Ereignisse bündig beantworten. Der erste Schwerpunkt geht in kompakter Weise auf die (1) Ursachen des Aufstandes ein. Im Weiteren werden die (2) Ereignisse in den vierzehn Bezirken der DDR detailliert aufbereitet: Hervorzuheben ist hier die mit Bildern, „Informationsberichten“, Quellen von Gerichtsverhandlungen und Tonaufnahmen illustrierte, sehr umfangreiche lokale Perspektive auf die Ereignisse. Wer nach einem Eindruck sucht, was sich zwischen dem 16. und 21. Juni in einem bestimmten Bezirk oder in einer Stadt ereignete, wird hier fündig. Mit eher knappen, aber grundlegenden Analysen der weiteren Schwerpunktthemen, der (3) Rolle der Staatssicherheit, der (4) Sicht der westlichen Geheimdienste und den (5) Folgen des Aufstandes, eignet sich die Website hervorragend als Einstieg ins Thema. Besonders hervorzuheben ist die Zugänglichkeit der Informationen durch den nutzerfreundlichen Aufbau und die Art der Quellenintegration: Die jeweiligen Materialien – Bilder, Dokumente oder Tonaufnahmen – werden als Originale in die erklärenden Texte eingebettet, zu unklaren Begriffen und relevanten Personen gibt es weiterführende Links. Ergänzt wird diese einführende Website um zwei weitere Zugänge: Mit Arbeitsbögen und Dokumenten zum 17. Juni und einer großen Sammlung an Quellen stellt das Bundesarchiv eine Vielzahl an Bildungsmaterialien für Lehrkräfte, Studierende und Schüler*innen digital bereit.

Für einen detaillierten Nachvollzug der Ereignisgeschichte

Wer sich den Ereignissen chronologisch annähern möchte und detaillierte Informationen zur Entstehung, zum Fortgang und zu den Folgen des 17. Juni sucht, dem sei die Themenwebsite „17. Juni 1953 – Volksaufstand in der DDR“ ans Herz gelegt. Diese, zum 50. Jahrestag des Aufstandes vom 17. Juni von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Deutschlandradio und dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam geschaffene und zum 60. Jahrestag aktualisierte Website bietet für den Zeitraum von April 1952 bis Ende 1953 Monats- und Tageschroniken. Die Texte stehen – je nach Bedarf – als Kurz- oder Langversion auch zum Download zur Verfügung und sind um Hör-, Bild- und Filmbeiträge ergänzt. Zudem bietet die Website eine Auflistung aller im Kontext des 17. Juni getöteten Personen mit Kurzbiografien und Quellenmaterial. Besonders hervorzuheben ist die große Menge an Material, das sehr übersichtlich strukturiert zugänglich gemacht wurde: So gibt es unter anderem ein Verzeichnis relevanter Archive, eine Übersicht über Zeitzeugenberichte, Listen mit Filmen und relevanten Links zum Thema, sowie ein Prosaliteratur-Liste. Wer sich also mit konkreten Ereignissen beschäftigen und diese genauer anhand von Quellen und Berichten nachvollziehen möchte, findet hier ein umfangreiches Angebot. Anzumerken ist allerdings, dass die Website nicht mehr aktualisiert wird, sodass aktuelle Veranstaltungen oder Publikationen nicht verzeichnet sind.

Für eine genaue Einordnung der Ereignisse

Wer sich für die historische Einordnung und die geschichtspolitischen Dimensionen der Ereignisse interessiert, sollte das Dossier der Bundeszentrale für politische BildungDer Aufstand des 17. Juni 1953“ erkunden. Es ermöglicht einen hervorragenden vertiefenden Einblick in die Deutungen und gesellschaftspolitischen Instrumentalisierungen der Ereignisse unter Einbeziehung einer Vielzahl von Quellen. Die Beiträge beziehen sich auf fünf Schwerpunkte: (1) der Weg in die Krise, (2) der Aufstand selbst, (3) seine Folgen, (4) die Reaktionen des Westens und (5) das Gedenken und Erinnern. Die einführenden Artikel enthalten eine Vielzahl an Verweisen auf weiteres Quellen- und Forschungsmaterial. Da dieses Themendossier auf der oben vorgestellten Themenwebsite „17. Juni 1953 – Volksaufstand in der DDR“ aufbaut, enthält es viele Artikel aus der dortigen Chronik, jedoch erweitert und in neuem Bezugsrahmen. Wer sich also themenbezogen dem 17. Juni und seinen Deutungen annähern möchte, wird hier fündig. Die übersichtliche und quellengesättigte Website lädt zum Vertiefen ein!

Für aktuelle Bezüge und die pädagogische Arbeit

Die bislang genannten Websites legen ihren Fokus auf das historische Ereignis selbst, nicht auf gegenwärtige Projekte oder aktuelle Bildungsmaterialien zum 17. Juni und zu seiner Einordnung. Wer nach aktuellen Bezügen, Materialien und Veranstaltungen sucht, sollte das Themendossier „Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zu Rate ziehen. Das Dossier wurde anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstandes aufgebaut und gliedert sich in acht Bereiche, die unterschiedliche Zugänge zum Thema eröffnen. Es enthält unter anderem einen aktuellen Veranstaltungskalender, einen hervorragenden Satz an Fotobeständen zu den Ereignissen rund um den 17. Juni aus sieben Archiven, sowie eine Übersicht einer Vielzahl an heutigen Erinnerungsorten, jeweils mit Bildern und ausführlichen Informationen versehen. Hervorzuheben ist zudem der Bildungswegweiser, der vor allem für Personen, die in der historisch-politischen Bildung tätig sind, nützlich ist. Er ermöglicht einen guten Überblick über aktuelle Bildungsmaterialien, Ausstellungen und Publikationen. Zudem werden Portale mit Bildern, Plakaten und Quellen vorgestellt, die in der pädagogischen Arbeit genutzt werden können. Neben diesen Angeboten stellt die Website zudem eigene, aktuelle Projekte zum 17. Juni vor: Dazu zählt die Ausstellung „17. Juni kompakt“ und der Förderschwerpunkt „Protest und Aufstände gegen autoritäre Herrschaft und Diktaturen“, auch wird zur Mitgestaltung der heutigen erinnerungspolitischen Auseinandersetzung mit dem 17. Juni eingeladen. Wer also das historische Datum beleben und dessen aktuelle Bezüge vermitteln möchte, wird auf dieser Website fündig. Abgerundet wird das Angebot durch den Zugang zum Zeitzeugenbüro, über das Zeitzeug*innen des 17. Juni 1953 – aber auch weiterer historischer Ereignisse im Kontext von Demokratie und Diktatur nach 1945 – angefragt werden können.

 

Für Interessierte

Wir möchten Sie abschließend auf zwei Veranstaltungen anlässlich des 70. Jahrestages des 17. Juni 1953 hinweisen.

Das Online-Seminar „17. Juni 1953. Lernpotenziale eines umkämpften Gedenktages zur Diskussion“ beschäftigt sich mit der Funktion des historischen Gedenktages. Diskutiert wird die Rezeptionsgeschichte der Ereignisse rund um das Datum und die Bedeutung des Wandels seiner Rezeption für die historisch-politische Bildung. Referentin ist Prof. Dr. Saskia Handro, WWU Münster, Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der historischen Lehr- und Lernforschung. Das Seminar veranstalten der Lernort Keibelstraße, das Webportal Lernen aus der Geschichte sowie das dazugehörige LaG-Magazin .

Wann? Am 23. Mai 2023, von 16:00 bis 17:00 Uhr.

Die Tagung „Protest! Aufstand und Aufbegehren in Diktatur und Demokratie – Geschichte und Gegenwart“ dreht sich um die Frage des demokratischen Potenzials von Protest. Es werden verschiedene Protestkulturen und ihr Wandel, Akteur*innen und Träger*innen von Protestbewegungen sowie Erinnerungsformen und mögliche gesellschaftliche Lernprozesse diskutiert. Die Tagung wird von der Deutschen Gesellschaft e.V., der Berliner Landeszentrale für politische Bildung und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur veranstaltet.

Wann? Am 25. Mai 2023, von 10:00 bis 19:30 Uhr.

 

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