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Tracing: Auskunftserteilung zu NS-Verfolgten im International Tracing Service (ITS)

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Anna Meier-Osiński hat Kulturgeschichte Ost- und Ostmitteleuropas, Polonistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Abteilungsleiterin „Auskunftserteilung zu NS-Verfolgten“ des International Tracing Service (ITS)

Von Anna Meier-Osiński

Hintergrund

Das Bedürfnis der Rekonstruktion von Verfolgungswegen sowie Schicksalsklärungen von nahen Angehörigen erklären den kontinuierlich hohen Anfrageeingang beim International Tracing Service der letzten Jahre. Dies ist natürlich nicht weiter verwunderlich, da es im Jahr 2017 doch überwiegend, neben circa 8% Anfragen der hoch betagten Überlebenden, die zweite und dritte Generation ist, die auf der Suche nach einzelnen „Puzzleteilen“ des Verfolgungsschicksals der eigenen Eltern oder Großeltern ist. Die Beweggründe für die Suche und damit die Anfragen beim ITS sind vielfältig: Die ehemals Verfolgten und Überlebenden konnten häufig nicht über ihre traumatischen Erfahrungen sprechen, oder konnten und wollten ihre nahen Angehörigen nicht mit dem, was sie erleben mussten, belasten. Oft sprachen sie auch erst sehr spät oder hatten gar nicht mehr die Möglichkeit und Kraft dazu. Die zweite Generation, ebenfalls häufig bewusst oder unbewusst belastet, konnte nicht die Fragen stellen, die es zur Aufarbeitung und Aufklärung gebraucht hätte. Häufig kam der Mut, sich dieser (Lebens-) Aufgabe zu stellen, auch erst mit dem Tod der Eltern bzw. der ehemals Verfolgten. Oder Briefe und Dokumente geliebter Angehöriger wurden erst im Nachlass gefunden und sind damit auch häufig die erste Information bzw. der Hinweis zur Verfolgung selbst. Lang verschwiegene oder geheim gehaltene Adoptionen, die Kindern auf dem Sterbebett mitgeteilt wurden, sind ein häufiger Auslöser für die sehr späte Suche nach der eigenen Identität und den Wurzeln der Herkunft. Häufig braucht es auch einen zeitlichen Abstand, nicht selten den einer ganzen Generation, weshalb der ITS aktuell einen hohen Anstieg von Anfragen der Enkel Generation verzeichnet. Seit einigen Jahren erhält der ITS allein zur Suche und Schicksalsklärung von Angehörigen circa 20.000 Personenanfragen pro Jahr. Diese erreichen den ITS vor allem aus Polen, Russland, Deutschland, den USA, Frankreich und Israel. Darüber hinaus erreichen den ITS auch Anfragen zur Ermittlung von Grabstätten und Anfragen zu Staatsangehörigkeiten, sowie seit Ende 2014 Anfragen im Rahmen der sogenannten „Ghetto-Renten“ und der seit 2015 gewährten Einmalzahlungen an ehemalige sowjetische Kriegsgefangene.

Service

Als eine Folge der Archivöffnung 2007 erhalten Angehörige vom ITS als Auskunft auf ihre Anfrage alle im ITS Archiv verwahrten Dokumente in digitaler Kopie, auf denen der Name der angefragten Person erscheint. Diese werden zum besseren Verständnis in chronologischer Reihenfolge und mit entsprechender Beschriftung, d.h. der Erläuterung, um welche Art von Dokument es sich handelt, zur Verfügung gestellt.

Des Weiteren enthält die Auskunft wichtige Verweise zu anderen Archiven und Institutionen weltweit, die eventuell im Fall des individuellen Verfolgungsweges weitere wichtige Hinweise liefern könnten. Daneben bekommen die Antragsteller_innen Hintergrundinformationen zum Dokumentenbestand und weiterführende Hinweise zum Verständnis der historischen Quellen. Zusätzlich bietet der ITS eine ausführliche Auswertung der recherchierten Dokumente an. Hilfsmittel zum besseren Verständnis der im ITS verwahrten Dokumente, wie z.B. ein Glossar und Abkürzungsverzeichnis auf der Website, sollen zusätzlich wichtige Hintergrundinformationen liefern. Weitere Hilfsmittel sind in Arbeit. Zur Antragstellung ist das Onlineformular Antrag für NS-Verfolgte, Angehörige und ihre Vertreter auf der Website des ITS auf Deutsch, Englisch, Polnisch, Russisch und Französisch abrufbar. Die Auskünfte werden ebenfalls in den angeführten Sprachen bereitgestellt.

 

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