Wie gehen wir mit kolonialen Spuren um? Mit Prestige, Macht und Wirtschaftskraft, gewonnen aus Kolonialraub, Sklaven- und Zwangsarbeit? Die Wanderausstellung „Freedom Roads!“ gibt einen Einblick in die westliche Auseinandersetzung mit der eigenen Kolonialgeschichte innerhalb der Mehrheitsgesellschaft. Dabei wird deutlich, dass Deutschland an vielen Stellen noch weit entfernt ist von einer angemessenen und reflektierten postkolonialen Erinnerungskultur. In vielen deutschen Städten finden sich auch heute noch zahlreiche Straßennamen, die koloniale Akteur/innen ehren oder an einst eroberte Gebiete erinnern. Die Ausstellung, die bereits in Berlin und Hamburg Station machte und nun in München zu sehen ist, macht auf diese Straßen aufmerksam und setzt dadurch auch auf politischer Ebene Akzente für ein langfristiges Umdenken.
Facing history
„Freedom Roads!“ versteht sich als ein work-in-progress-Projekt, das sich durch die kreative und geistige Partizipation vieler verschiedener Menschen weiterentwickeln und das Thema in das öffentliche Bewusstsein der deutschen Gesellschaft rücken will. Ziel des Projektes ist es daher, neben der Darstellung der Kolonialgeschichte Deutschlands und des langen Weges der einstigen deutschen Kolonien hin zur staatlichen Unabhängigkeit, auch die aktuelle Debatte zur Dekolonisierung des öffentlichen Raumes in deutschen Städten aufzugreifen und die Entwicklung transkultureller Erinnerungsformen zu fördern.
Arbeit mit Zeitzeug/innen
Die Ausstellung soll den Besucher/innen ermöglichen, die deutsche Kolonialgeschichte aus der Perspektive der Kolonisierten und ihrer Nachfahren zu betrachten. Deshalb arbeiten die Mitarbeiter/innen eng mit Selbstorganisationen von People of Colour und postkolonialen Initiativen in den verschiedenen Städten zusammen und führen Gespräche mit afrikanischen Zeitzeug/innen. Daneben kooperiert „Freedom Roads!“ mit Anwohner/innen, Schulklassen und Kunstschaffenden vor Ort, um koloniale Straßennamen kritisch zu hinterfragen und Umbenennungen anzuregen. Der Ausstellungszeitraum wird von einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm begleitet, das sich in erster Linie an Jugendliche und junge Erwachsene richtet, unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft. In (Kreativ-) Workshops, Vorträgen, Performances und Rundgängen können sich die Teilnehmer/innen auf interaktive und individuelle Weise mit dem Thema auseinandersetzen und selbst aktiv werden.
Teilnehmen und Vernetzen
Für Schulklassen, außerschulische Bildungseinrichtungen und andere interessierte Menschen gibt es neben der Teilnahme an dem erwähnten Ausstellungs- Rahmenprogramm noch andere Möglichkeiten, an dem Projekt zu partizipieren. So kann im Rahmen einer Sammelaktion jede/r Interessierte die Ausstellung durch ein selbst gestaltetes kreatives Kleinobjekt oder einen individuellen Namensvorschlag für eine Straßenumbenennung bereichern. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, sich in einem Kreativworkshop mit dem ghanaischen Künstler Joe Sam-Essandoh auf kreative Weise mit der deutschen Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen. In einem Webforum können sich Jugendliche außerdem als Gruppe oder einzeln an Webdebatten zum Thema deutscher Kolonialismus und Erinnerungskultur beteiligen.
Informationen
Alle Informationen über die Ausstellung und das vielfältige Begleitprogramm finden sich auf der Homepage des Projektes. Die Ausstellung kann noch bis zum 23. Februar 2014 im Münchner Stadtmuseum besucht werden.
DECOLONIZE MÜNCHEN freedom roads! | Spuren Blick Stören | George Adéagbo
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1, München
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr
Tel. 089-233-22370
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- 25 Aug 2014 - 17:41