Liebe Leserinnen und Leser,
das Thema „Nahostkonflikt“ ist in vielen Klassenzimmern präsent. Abhängig von aktuellen Anlässen überborden die Emotionen und nicht selten sind Pädagog/innen ratlos, wenn dann nicht nur kritische, sondern auch antisemitische Äußerungen fallen.
Unabhängig von aktuellen Konjunkturen möchten wir mit der aktuellen Magazinausgabe Anregungen bieten, sich mit der Thematik vertiefend auseinanderzusetzen. Der Nahostkonflikt, und vor allem seine Wahrnehmung in Europa, bieten sehr verschiedene Anknüpfungspunkte zur Behandlung in der politischen Bildung, aber auch im historisch-politischen Lernen und in der interkulturellen Bildung. Dabei gilt es auch für Lehrende, mögliche eigene kulturalisierende Wahrnehmungsmuster zu hinterfragen. Die Erlangung von Urteilskompetenz kann bei dieser Thematik nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sonst drohen verkürzende Verurteilungen der israelischen Seite als Aggressor dort und von jugendlichen Migrant/innen als Träger antisemitischer Ressentiments hier.
Wir freuen uns über einen Beitrag von Moshe Zuckermann, der als Soziologe auch hierzulande bekannt ist. Seine der israelischen Politik gegenüber kritischen, aber nicht denunziatorischen Einlassungen leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Situation in Nahost. Als ehemaliger Leiter des Instituts für deutsche Geschichte der Universität Tel Aviv kann Moshe Zuckermann zudem als Kenner der Situation in Deutschland gelten.
Mit den öffentlichen Wahrnehmungsformen um die Ereignisse auf dem Passagierschiff „Mavi Marmara“, das von der israelischen Armee bei dem Versuch die Blockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen aufgebracht wurde, beschäftigt sich der Historiker und Journalist Alexander Hasgall. Aus der Schnelligkeit mit der für ihn einseitige Urteile gefällt wurden, zieht er Schlüsse für die Bildungsarbeit zum Thema Nahost. Julia Eksner reflektiert in ihrem Beitrag ihre Erfahrungen aus der medienpädagogischen Arbeit des Vereins Streetgriot mit jugendlichen Migrant/innen in Berliner Schulen. Ebenfalls einen Einblick in die pädagogische Praxis bieten die Ausführungen von Franziska Ehricht, die über eine mehrjährige Erfahrung mit dem Verein Miphgasch/Begegnung e.V. zu Projekttagen verfügt, die das Thema Nahost aufgreifen.
Das nächste Magazin erscheint am 11. August und trägt den Titel „Grenzverschiebungen: Zwangsmigration und Flucht von Polen, Deutschen, Tschechen und Slowaken im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg“.
Die Redaktion wünscht Ihnen allen gute und erholsame Ferien.