LaG-Magazin vom 22. Dezember 2021 (09/21)

Strafvollzug in DDR und BRD - Perspektiven für die Bildungsarbeit

Liebe Leser*innen,

wir begrüßen Sie zur letzten Ausgabe des LaG-Magazins in diesem Jahr. Sie beruht auf Textbeiträgen von Referent*innen des Workshops „Bildungsarbeit zu Strafvollzug und Untersuchungshaft in der DDR“, der am 4. und 5. November dieses Jahres stattfand. Anlass des Workshops war der 70. Jahrestag der Inbetriebnahme der Untersuchungshaftanstalt II in Ost-Berlin, dem heutigen Lernort Keibelstraße. Als Partnerinstitutionen waren daran beteiligt: das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung sowie der Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte der FU-Berlin.

Der in das Magazin einführende Text stammt von Birgit Marzinka und Irmgard Zündorf. Die Autorinnen geben darin einen Überblick zu den zentralen Diskussionssträngen des Workshops. Im Mittelpunkt steht der Ansatz, die Geschichte der DDR als eine zu erzählen, bei der vergleichend die Historie der BRD in den Blick genommen wird.

Marie Müller-Zetzsche problematisiert Masternarrative zur deutsch-deutschen Geschichte, in deren Erzählungen der Widerspruch zwischen einer Makroperspektive auf die DDR und den Alltagserfahrungen der DDR-Bürger*innen eingeebnet wird.

Annelie Ramsbrock widmet sich dem westdeutschen Strafvollzug, insbesondere in den 1960er-Jahren. Sie spricht die menschenunwürdige, teils von körperlichen Misshandlungen geprägte Haft an und geht auf nur teilweise gelungene liberale Reformbemühungen ein.

Gustav Partington zeigt in seinem Beitrag zur Verfolgung homosexueller Männer nach § 175 StGB in der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel des Strafvollzugs in Wolfenbüttel die Folgen der Repression auf. Er stellt u.a. heraus, dass die staatliche Verfolgung von schwulen Männern in der BRD nach 1949 noch die der Weimarer Republik überstieg.

Silke Klewin regt zu einer Blickerweiterung auf die Repression in der DDR an. Sie hinterfragt die Engführung auf die Parteidiktatur, die nicht den Erfahrungen in vielen ostdeutschen Familien entspricht, und plädiert für eine Bildungsarbeit, die stärker partizipativ ausgerichtet ist.

Das zentrale Frauengefängnis der DDR, Hoheneck, ist das Thema von Sebastian Lindner. Der Autor geht auf die Geschichte und Phasen des Strafvollzugs am historischen Ort ein. Abschließend entwirft er eine Skizze zu Möglichkeiten einer Bildungsarbeit an der sich noch im Aufbau befindlichen Gedenkstätte.

Der Schwerpunkt von Birgit Marzinka liegt auf einer Darstellung der Vermittlungsarbeit am Lernort Keibelstraße sowie auf den didaktischen Überlegungen des Bildungskonzepts.

Wir bedanken uns bei allen Beiträger*innen für die eingereichten Texte.

Das nächste LaG-Magazin erscheint am 26. Januar 2022 zum Thema Täterschaft.

 Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Jahresausklang.

 Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Birgit Marzinka und Irmgard Zündorf führen mit einem Überblick zu den zentralen Diskussionssträngen des Workshops in das Magazin ein.

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Marie Müller-Zetzsche hinterfragt aus didaktischer Perspektive Masternarrative zur deutsch-deutschen Geschichte.

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Der Strafvollzug in der alten Bundesrepublik war geprägt von Schikanen, Willkür bis hin zu körperlichen Misshandlungen der Gefangenen. Daran änderten auch liberale Reformen der ausgehenden 1960er-Jahre wenig, resümiert Annelie Ramsbrock.

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Gustav Partington gibt einen Einblick in den Workshop über die Verfolgung homosexueller Männer nach §175 am Beispiel des Strafvollzugs in Wolfenbüttel.

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Silke Klewin plädiert für offenere, partizipativere und demokratischere Formen der Bildungsarbeit an Erinnerungsorten der DDR-Repression.

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Sebastian Lindner befasst sich mit der Geschichte von Hoheneck, dem 40 Jahre bestehenden zentralen Frauengefängnis der DDR.

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Zur Diskussion

Birgit Marzinka stellt die Vermittlungsarbeit am Lernort Keibelstraße dar sowie die didaktischen Überlegungen des Bildungskonzepts.

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