Liebe Leser*innen,
wir begrüßen Sie zu Maiausgabe des LaG-Magazins. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Demokratie-Projekt Thüringen 19_19, das sich die Auseinandersetzung mit und die Stärkung von Demokratie- und Menschenrechtsbildung zum Ziel gesetzt hat.
Das Projekt Thüringen 19_19 stellen Frederik Damerau und Julia Lange vor. Dem Projektansatz entsprechend sollen nicht allein die Wertschätzung positiver Demokratieerfahrungen im Mittelpunkt stehen, sondern Multiplikator*innen in der formalen und non-formalen Bildung durch Qualifikationsmaßnahmen Demokratiekompetenzen einüben.
Was einen ‚Lernort der Demokratie‘ kennzeichnet, diskutiert Wolfgang Beutel in seinem Artikelsowohl aus demokratiepädagogischer als auch etymologischer Sicht.Im Folgenden werden die Herangehensweisen vier verschiedener teilnehmender Lernorte skizziert.
Im Beitrag von Maria Döbert werden die Herausforderungen eines ehrenamtlich betreuten und zudem schwer erreichbaren Gedenkortes der NS-Zwangsarbeit aufgezeigt. Als Antwort auf diese Herausforderung entwickelt der Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg in Zusammenarbeit mit Thüringen 19_19 eine mobile Ausstellung, die den Gedenkort auf inhaltlicher Ebene auch nach außen tragen kann.
Christian Faludi und Ida Pruchnewski gewähren einen Einblick in die Erprobung eines neuen Formats des Bürgerradios in Weimar. ‚Lotte live von der Nationalversammlung‘, berichtet 100 Jahre zeitversetzt in sechs einstündigen Radiofeatures quasi „live“ von der Weimarer Nationalversammlung.
Ganz ohne einen konkreten historischen Anlass wird die Demokratieförderung in Kindertagesstätten vorangetrieben. Die Erweiterung von Partizipationsmöglichkeiten wird bereits in vielen Kindertagesstätten angestrebt. Sie findet aber jeweils eine sehr individuelle Form der Realisierung entlang professioneller Alltagshandlungen, wie im Beitrag von Judith Linde-Kleiner und Myriam Schwarzer skizziert wird.
Sebastian Bandelin und Gloria Freitag zeichnen exemplarisch an der Rezeption des Philosophen Bruno Bauchs in der Zeit der Weimarer Republik das Zusammenspiel philosophischer Überlegungen und konkreter politischer Praxis. Derzeit konzipieren sie ein Seminar, welches den noch zu entwickelnden Umgang mit dem antisemitischen und rassistischen Erbe des Philosophischen Instituts Jena in den Blick nimmt.
Die vielfältigen Herangehensweisen der Lernorte sind die individuellen Antworten auf die stets spezifischen Herausforderungen jedes einzelnen Lernortes und von dem Projekt Thüringen 19_19 in ihrer Unterschiedlichkeit explizit erwünscht – folgt es doch der Annahme, dass nur so eine Anschlussfähigkeit für den pädagogischen Alltag hergestellt werden kann. Ziel ist es, einen Austausch zwischen den Lernorten in einem thüringenweiten Netzwerk zu realisieren und so die Streuung und Reflexion ihrer Erfahrungen zu ermöglichen. Neben der langfristig wirkenden Veränderung von Regelstrukturen in den Lernorten rückt so auch eine nachhaltig wirkende Stärkung der Demokratie- und Menschenrechtsbildung in der Thüringer Bildungslandschaft über das Gedenkjahr 2019 hinaus in den Blick.
Abschließend betrachtet der Trierer Historiker Matthias Busch in seinem Artikel „Demokratielernen in der Weimarer Republik: Inspiration und Impuls für aktuelle demokratiepädagogische Herausforderungen?!“ die politische Bildung und das Demokratie-Lernen in einer „Demokratie ohne Demokraten“. Dabei zeigt er drei Diskurslinien der politischen Bildung in der Weimarer Republik auf und stellt Bezüge zur heutigen Zeit her.
Unser herzlicher Dank geht an die Autor*innen für die zur Verfügung gestellten Texte und an die Kolleg*innen von Thüringen 19_19, insbesondere an Frederik Damerau, für die Zusammenarbeit.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.
In eigener Sache
Wir möchten auf den von der Agentur für Bildung – Geschichte, Politik und Medien betriebenen Lernort Keibelstraße aufmerksam machen, in dem sich Schulklassen und andere Lerngruppen mit der Haft- und Rechtsgeschichte sowie mit der allgemeinen DDR-Geschichte auseinandersetzen können. Ausführliche Informationen zum Lernort finden Sie auf der Webseite: www.keibelstrasse.de.
Das nächste LaG-Magazin wird „100 Jahre Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ zum Thema haben. Es erscheint am 26. Juni 2019.
Ihre LaG-Redaktion