Magazin vom 24. Oktober 2018 07/18)

Inklusive Geschichts- und Erinnerungskulturen?

Liebe Leser_innen,

wir begrüßen Sie zur Oktoberausgabe des LaG-Magazins. Wie Sie sicher bemerkt haben, war die diesjährige Sommerpause etwas länger als gewohnt. In der zweiten Jahreshälfte werden wir für Sie insgesamt zwei Magazine herausgeben. Im Monat November erwartet Sie eine Kooperationsausgabe gemeinsam mit Tandem, dem Koordinierungszentrum für Deutsch-Tschechischen Jugendaustausch.

Im vorliegenden Magazin beschäftigen wir uns mit Fragen von Inklusion in der Erinnerungs- bzw. Geschichtskultur. Unter Inklusion verstehen wir dabei nicht allein die bessere Ausstattung von Gedenkstätten für Menschen mit Behinderungen, der Erstellung von Ausstellungen in Leichter Sprache oder der Beachtung bisher marginalisierter Geschichte(n). Das sind zweifelsohne wichtige Aspekte.

Sie sind jedoch im Sinne eines weiten Inklusionsbegriffes, wie ihn Martin Lücke in seinem einleitenden Aufsatz skizziert, nur Teil der Thematik. Lückes Inklusionsbegriff impliziert ein kritisches Verhältnis zu selbstzufriedenen Haltungen in der bundesdeutschen Erinnerung, aber auch durchaus konflikthafte Aushandlungsprozesse, wenn der Anspruch sich gegen jede Form von Marginalisierung zu wenden ernstgenommen werden soll.

Inhaltlich und in der Konkretion schließt sich daran der Beitrag von Mark Zaurov an. Auch er geht davon aus, dass es bei dem Grundgedanken von Inklusion um eine Veränderung von Machtverhältnissen geht, wenn der Anspruch von Partizipation eingelöst werden soll. Zaurov fordert nicht nur eine geschichtskulturelle Beschäftigung mit „Deaf History“ ein. Er hat zu deutschen tauben Jüdinnen_Juden und tauben Nationalsozialisten Unterrichtsmaterialien konzipiert, die in seinem Beitrag vorgestellt werden.

Jan Malecha setzt sich mit einem Ausstellungs- und Begegnungsprojekt Weimarer und Krakauer Jugendlicher zum Thema NS-"Euthanasie" auseinander.

Im Beitrag „‘Euthanasie‘ im Nationalsozialismus“ geht Christoph Rodatz auf die Arbeit und die Herausforderungen eines inklusiven Theaterkollektivs von der gemeinsamen Stückentwicklung bis zur Bühnenreife ein. Ein zentrales Thema dabei ist der Umgang mit Emotionen und eigener Betroffenheit von Menschen mit sogenannten Behinderungen.

Sabrina Krümpelmann und Birgit Marzinka geben in ihrem Werkstattbericht einen ersten Einblick in das neue Online-Modul zum Thema Kolonialismus, das in Bälde auf „Lernen aus der Geschichte“ veröffentlicht wird.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre mit der vorliegenden Ausgabe.

Das angekündigte Magazin zum derzeitigen inhaltlichen Schwerpunkt von Tandem „Gemeinsam erinnern für eine gemeinsame Zukunft. Historisch-politische Bildung in deutsch-tschechischen Jugend- und Schüler_innenbegegnungen“ erscheint am 21. November.

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Martin Lücke plädiert für einen kritischen Umgang mit der deutschen Erinnerungskultur und dafür, inklusive Ansätze mit einem weiten Inklusionsbegriff in die erinnerungskulturelle Auseinandersetzung zu gehen.

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Der Werkstattbericht gibt einen Überblick zu dem neuen Online-Modul über Kolonialismus, das derzeit auf "Lernen aus der Geschichte" entsteht. Das Modul wird demnächst frei geschaltet und steht zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung.

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Jan Malecha und Monika Szurlej setzen sich mit einem Ausstellungsprojekt Weimarer und Krakauer Jugendlicher zum Thema NS-"Euthanasie" auseinander.

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Im Beitrag „‘Euthanasie‘ im Nationalsozialismus“ geht Christoph Rodatz auf die Arbeit und die Herausforderungen eines inklusiven Theaterkollektivs von der gemeinsamen Stückentwicklung bis zur Bühnenreife ein. Ein zentrales Thema dabei ist der Umgang mit Emotionen und eigener Betroffenheit von Menschen mit sogenannten Behinderungen.

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Der Historiker Mark Zaurov verweist auf die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit gehörlosen Juden während des Holocaust und stellt Unterrichtsmaterialien hierfür vor.

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Empfehlung Fachbuch

Die im August 2018 erschienene Studie von Lale Yildirim befasst sich mit dem Geschichtsbewusstsein von Schüler_innen der dritten Generation mit türkeibezogenem Migrationshintergrund. Die Autorin fragt dabei insbesondere nach dem Zusammenhang von Geschichtsbewusstsein und Integration in Deutschland.

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Empfehlung Fachdidaktik

Neue Wege in der Geschichtsdidaktik möchte Barbara Völkel gehen. Wie diese aussehen sollen, beschreibt sie in ihrem Buch "Inklusive Geschichtsdidaktik. Vom inneneren Zeitbewusstsein zur dialogischen Geschichte". Das Hauptargument liegt dabei auf dem Konzept der Leiblichkeit.

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Empfehlung Fachdidaktik

Der Sammelband untersucht das Thema "Politische Bildung in der Migrationsgesellschaft in der Migrationsgesellschaft" aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

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Empfehlung Unterrichtsmaterial

Die Lernmaterialien »Der Nationalsozialismus. Gemeinsam lernen in leicht verständlicher Sprache. Bausteine für eine inklusive historisch-politische Bildung«, bieten ein Seminarkonzept, das Pädagog_innen der historisch-politischen Bildungsarbeit eine Grundlage für eine inklusive Vermittlung des Nationalsozialismus gibt.

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Empfehlung Web

Mit dem Dossier "inklusiv politisch bilden" bietet die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ein umfangreiches Angebot für Lehrkräfte, das Thema Inklusion zu vertiefen. Dabei werden praktische Beispiele für die politische Bildung ebenso angeboten wie Diskussionen über den Inklusionsbegriff und unterschiedliche Ansätze. 

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Neu eingetroffen

Die vorgestellten Materialien der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten geben am Beispiel Bergen-Belsen Eindrücke zur speziellen Situation von Kindern in Konzentrationslagern.

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