Magazin vom 20. April 2016 (04/16)

Das Spannungsfeld zwischen geschichtspolitischen Initiativen und der historischen Bildungsarbeit über die Geschichte der DDR

Liebe Leserinnen und Leser,

wir begrüßen Sie zum aktuellen LaG-Magazin. In dieser Ausgabe steht das Verhältnis von Geschichtspolitik und Bildungsarbeit zur DDR im Mittelpunkt. Die, unter anderem aufgrund der zeitlichen Nähe zum Ende der DDR, teils heftig geführten Auseinandersetzungen um Deutungshoheiten und Interpretationen darüber wie der autoritäre und diktatorisch durchgesetzte Sozialismus zu deuten sei, wirken sich anhaltend auf die historisch-politisch Bildungsarbeit und das Geschichtslernen aus. Indirekt verhandelt wird dabei unter anderem der demokratische Charakter von Bildung überhaupt. Fragen darüber, ob und wie die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte und der DDR-Historie in der Förderlandschaft gegeneinander ausgespielt werden oder inwieweit der berühmte Beutelsbacher Konsens Bestand hat, stehen zur Debatte. In die Diskussion spielt auch hinein, ob sich die DDR überhaupt als monolithischer Staat deuten lässt und wie es um das Mitmachen der Bürger_innen bestellt war. Unterlag letzteres ausschließlich Zwang und gesellschaftlichem Druck, oder welche anderen Motivlagen existierten? Auch die Frage, inwieweit totalitarismustheoretische Geschichtsdeutungen überhaupt einen Beitrag zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte beitragen können, oder ob sie nicht dazu führen die historisch-politische Bildung zum Nationalsozialismus in Konkurrenz zu setzen zur pädagogischen Arbeit über die DDR, wäre zu diskutieren. 

Cornelia Siebeck setzt sich mit der von ihr konstatierten Renaissance des Totalitarismusparadigmas auseinander. Dabei bezieht sich sich auf Anforderungen und Herausforderungen für die historisch-politische Bildungsarbeit. 

Martin Jander widmet sich der von Salomon Korn im Zusammenhang mit desssen Rückzug aus der „Stiftung Sächsische Gedenkstätten" festgestellten „Waagschalenmentalität“, die vorherrsche, wenn es um die unterschiedlichen Gedenkpolitiken zu den Folgen von Nationalsozialismus und DDR ginge. 

Elena Demke schreibt über das Spannungsfeld zwischen den normativen Erwartungen Lehren aus der mittels Vermittlung von Geschichte, Demokratie- und Menschenrechtserziehung zu ziehen und der Ansicht, dass historisches Lernen nicht zur Werteerziehung tauge. 

Wir danken allen externen Autor_innen für ihre Diskussionsbeiträge. 

Webinar zum LaG-Magazin

Das vorliegende Magazin wird durch ein Webinar (Online-Seminar) begleitet. Interessierte haben die Möglichkeit mit Elena Demke (LStU Berlin) online zu diskutieren. Das einstündige Webinar findet am 25. Mai 2016 zwischen 15.00 und 16.00 Uhr statt. Neben dem selbstverständlichen Internetzugang wäre ein Headset für die Teilnahme von Vorteil. Das Webinar wird mit der Software Adobe Connect durchgeführt. Die Software bietet auch kostenlose Apps (Apple und Android) für mobile Endgeräte an.

Bitte melden Sie sich per E-Mail bis zum 24. Mai an bei: Birgit Marzinka (marzinka [at] agentur-bildung [dot] de). Sie erhalten einen Link, mit dem Sie sich als Gast mit einem Gastnamen in das Webinar einloggen können. (Beispiele für Webinare finden Sie auf unserem Portal Lernen aus der Geschichte

Das nächste LaG-Magazin erscheint am 25. Mai zum Thema „Gulag“. Auch zu diesem Magazin ist ein Webinar in Planung. 

Ihre LaG-Redaktion 

Dieses Magazin wirde gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Beiträge

Zur Diskussion

Cornelia Siebeck setzt sich mit der von ihr konstatierten Renaissance des Totalitarismus auseinander. Dabei bezieht sich sich auf Anforderungen und Herausforderungen für die historisch-politische Bildungsarbeit zur Geschichte der DDR.

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Zur Diskussion

Elena Demke schreibt über die normativen Erwartungen historische Lehren mittels Vermittlung von Geschichte, Demokratie- und Menschenrechtserziehung zu ziehen.

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Zur Diskussion

Seit dem Zusammenbruch der DDR erlebt die vereinigte Bundesrepublik Deutschland ein vor sich hin gärendes Revival des „Historikerstreits“ aus den 80er Jahren.

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Empfehlung Fachdidaktik

Das Geschichtslernen zur DDR ist sowohl von politischen Haltungen als auch alltäglichen Erzählungen beeinflusst. Themen wie „soziale Gerechtigkeit“ müssen kontrovers behandelt werden – und die Geschichte von Migrant_innen einbeziehen.

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Empfehlung Fachbuch

Das ehemalige Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Geheimdienstes in der Leistikowstraße in Potsdam war lange Zeit Gegenstand heftiger geschichtspolitischer Debatten. Dabei ging es in erster Linie um das Recht auf Deutungshoheit, das verschiedene Parteien für sich beanspruchten. In der Zwischenzeit ist es etwas ruhiger um die Gedenkstätte geworden.

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Empfehlung Fachbuch

In seiner 2015 im Böhlau Verlag erschienenen Studie befasst sich Enrico Heitzer mit Genese, Aufbau und Wirken der „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg als operationelles Organ antikommunistischer Kräfte in West und Ost fungierte.

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Empfehlung Unterrichtsmaterial

Umfangreiches Unterrichtsmaterial kann über DDR-Klischees aufklären, muss jedoch um eine Auseinandersetzung mit historisch-politischen Grundbegriffen ergänzt werden.

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Lernort

In der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt wird die Geschichte des Gefängnisgebäudes erzählt, das heute sowohl für seine viele Jahrzehnte andauernde Verfolgungsgeschichte, als auch als Ort der friedlichen Revolution und der deutschen Vereinigung steht.

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Empfehlung Film

Ein Dokumentarfilm über die Verfolgung jüdischer Kommunist_innen in der jungen DDR ermöglicht die Thematisierung von Antisemitismus nach Auschwitz und eine Unterscheidung zwischen DDR und Nationalsozialismus.

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