Magazin vom 27. Mai 2015 (05/2015)

Flucht und Migration im Vorfeld und während des Zweiten Weltkrieges

Liebe Leserinnen und Leser,

wir begrüßen Sie zur aktuellen Ausgabe unseres Online-Magazins. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit einzelnen Aspekten von Flucht, Migration und Exil im Zusammenhang mit Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg.

Aufgrund des Themas Flucht drängt sich ein Gegenwartsbezug geradezu auf, trotz wichtiger Unterschiede zur historischen Situation. Im Kern sind es die demokratischen Staaten, vor allem die der EU und mit Unterschieden die USA, die sich gegen eine Aufnahme von Menschen, die aus ihren Heimatländern flüchten müssen, abschotten. Dabei sind, im Gegensatz zu den Jahren 1933-45, die Fluchtgründe (Bürgerkriege, politische Verfolgung, Armut) vielfach von eben jenen Staaten mit zu verantworten, die Geflüchteten heute eine Einreise und ein Leben in Sicherheit und Würde verweigern, ja die Geflüchtete im Meer sterben lassen. Auf dem Prüfstand steht so einmal mehr die Idee universeller Menschenrechte und demzufolge auch die menschenrechtsorientierte Bildungsarbeit, bzw. deren Glaubwürdigkeit. Gemildert wird dieser Befund auch nicht durch die dramatische Situation von Bootsflüchtlingen vor den Küsten Thailands, Malaysias und Indonesiens. Alleine das Bedauern des Massensterbens im Mittelmeer und die falsche Schuldzuschreibung an sogenannte Schlepper ändern nichts an der europäischen Verantwortung dafür die Grenzen für Geflüchtete zu öffnen; eine Maßnahme, die durchaus auch unter wirtschaftlichen Aspekten vertretbar ist.

Susanne Heim nimmt die Ähnlichkeit zur historischen Situation zum Ausgangspunkt, um in ihrem Beitrag über die Konferenz von Evian im Jahr 1938 aufzuzeigen, wie beschränkt die Zufluchtsmöglichkeiten und wie immens die Restriktionen für Jüdinnen und Juden waren, die aus dem nationalsozialistischen Deutschland fliehen wollten.

Mit der Erfahrung von Frauen, die vor den Nationalsozialisten in das Exil flüchteten, setzt sich Gabriele Knapp auseinander und gibt Impulse zu geschlechterdifferenzierten Ansätzen in der Vermittlung der Fluchtthematik.

Annette Nogarède greift die schwierige Situation von Exilant/innen in Frankreich zwischen 1933 und 1940 auf, deren Mehrzahl unter dem Existenzminimum leben musste Darüberhinaus thematisiert die Autorin die ambivalenten Haltungen im Land gegenüber Geflüchteten.

In einem gemeinsamen Beitrag stellen Anne Lepper, Kate Rudolph, Eike Stegen und David Zolldan das Berliner Medienprojekt „Flucht, Exil, Verfolgung – deutsch-türkisch-armenische Verflechtungsgeschichte im digitalen Stadtraum“ vor.

Gottfried Kößler verweist in seinem Aufsatz auf die durch Migration geprägte Lebensgeschichte von Erna Goldmann, die ein Heft aus der Reihe Pädagogische Materialien des Pädagogischen Zentrums des Fritz Bauer Instituts und Jüdischem Museum Frankfurt/Main aufgreift.

In der Rubrik „Neu eingetroffen“ finden Sie in dieser Ausgabe zwei Beiträge, welche das titelgebende Thema mittelbar berühren: Constanze Jaiser stellt die Graphic Novel „Der Traum von Olympia. Die Geschichte von Samia Yusuf Omar“ vor und Ingolf Seidel gibt einen kompakten Einblick in die Dissertation von Rosa Fava „Die Neuausrichtung der Erziehung nach Auschwitz in der Einwanderungsgesellschaft.“

In eigener Sache

Wir möchten Sie auf unseren aktuellen Call for Papers für Beiträge im Magazin in der zweiten Jahreshälfte 2015 hinweisen.

Das nächste LaG-Magazin zu „Internationalen Begegnungsstätten“ erscheint am 24. Juni 2015.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Die Autorin zeigt, wie wenig Spielraum zur Flucht den verfolgten Jüdinnen und Juden im nationalsozialistischen Deutschland blieb. Der Mangel an Zufluchtsmöglichkeiten war dem Unwillen der Mehrzahl der Staaten geschuldet geflüchtete Juden aufzunehmen.

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Zur Diskussion

Mit der Erfahrung von Frauen, die vor den Nationalsozialisten in das Exil flüchteten und geschlechterdifferenzierten Ansätzen in der Vermittlung der Fluchtthematik setzt sich Gabriele Knapp auseinander.

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Zur Diskussion

Die Autorin greift die schwierige Situation von Exilant/innen in Frankreich auf und zeigt die ambivalenten Haltungen im Lande gegenüber Geflüchteten auf.

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Zur Diskussion

Die Autor/innen stellen ein Medienprojekt vor, bei dem die Geschichten von Flucht, Exil, Völkermord und Holocaust verflochten werden.

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Neu eingetroffen

In ihrer hier besprochenen Dissertation analysiert Roas Fava den Diskurs über Migrant/innen in Bezug auf die historisch-politische Bildung zu Nationalsozialismus und Holocaust.

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Neu eingetroffen

Die Graphic Novel erzählt die Geschichte der Leichtathletin Samia Yusuf Omar. Sport hat starkes Identifikationspotential für heutige Jugendliche. In der Biographie der somalischen Teenagerin ist er unlösbar verknotet mit aktuellen unmenschlichen Bedingungen von Flucht und Migration.

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Empfehlung Unterrichtsmaterial

Das Materialheft zu Erna Goldmann bietet eine Möglichkeit mit Jugendlichen exemplarisch zu Flucht und Migration im Kontext des Zweiten Weltkrieges zu arbeiten.

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Empfehlung Unterrichtsmaterial

Mit seinen Pädagogischen Materialien Nr. 2 legt das Fritz-Bauer-Institut eine Quellensammlung für die Bildungsarbeit vor, die die Auswirkungen und Folgen des Zweiten Weltkriegs auf den Nahen Osten, die Magrheb-Staaten sowie den Fernen Osten ausgewogen und spannend thematisiert.

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Empfehlung Web

Die virtuelle Ausstellung „Künste im Exil“ ermöglicht einen facettenreichen und multiperspektivischen Blick auf künstlerische Tätigkeiten unter den Bedingungen des Exils. Im Zentrum stehen dabei jene Künstler/innen, die während der Zeit des Nationalsozialismus aus dem deutschen Machtbereich emigrierten und versuchten, sich im Ausland mithilfe ihrer Kunst eine neue Existenz aufzubauen.

 

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Empfehlung Fachdidaktik

Der Aufsatz von Wiebke Lohfeld und Steve Hochstadt befasst sich mit dem Thema des Exils Shanghai, in das während dem Zweiten Weltkrieg etwa 17.000 jüdische Flüchtlinge aus den deutsch besetzten Regionen Europas flohen. Dabei bemühen sich die Autor/innen insbesondere um die Wiedergabe der individuellen Geschichten der Überlebenden.

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Empfehlung Fachbuch

Der afrikanische Kontinent ist für die europäische und deutsche Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus meist eine Blindstelle. Der dritte Band der Reihe „Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus“ möchte dazu beitragen diese zu verkleinern.

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Empfehlung Fachdidaktik

Die Reihe »Deutsch betrifft uns« legt mit ihrer Ausgabe zum ersten Exilroman von »Klaus Mann: ›Flucht in den Norden‹« eine klar vorstrukturierte Materialsammlung für den Deutschunterricht der gymnasialen Oberstufe vor.

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Empfehlung Fachbuch

Die Monografie von Insa Meinen und Ahlrich Meyer widmet sich dem Thema der jüdischen Flüchtlinge, die unter den Eindrücken der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aus Deutschland und Österreich im Vorfeld und während des Zweiten Weltkriegs in die im Westen angrenzenden Länder emigrierten. Im Zentrum der Arbeit steht dabei die Erzählung individueller Fluchtgeschichten, die sich durch die Verbindung quantitativer Forschungsergebnisse mit der Rekonstruktion einzelner Schicksale zu einem Gesamtbild jüdischer Emigration in Westeuropa zwischen 1938 und 1944 zusammenfügt.

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Empfehlung Lebensbericht

Bekannt wurde die aus der badischen Provinz stammende Jüdin Ellen Auerbach als progressive und emanzipatorische Fotografin im Berlin der 1920er Jahre. 1933 floh sie zunächst nach Palästina, später über England in die USA, wo sie weiterhin als Fotografin tätig war.

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