Liebe Leserinnen und Leser,
wir begrüßen Sie zur aktuellen Ausgabe unseres Online-Magazins. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit einzelnen Aspekten von Flucht, Migration und Exil im Zusammenhang mit Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg.
Aufgrund des Themas Flucht drängt sich ein Gegenwartsbezug geradezu auf, trotz wichtiger Unterschiede zur historischen Situation. Im Kern sind es die demokratischen Staaten, vor allem die der EU und mit Unterschieden die USA, die sich gegen eine Aufnahme von Menschen, die aus ihren Heimatländern flüchten müssen, abschotten. Dabei sind, im Gegensatz zu den Jahren 1933-45, die Fluchtgründe (Bürgerkriege, politische Verfolgung, Armut) vielfach von eben jenen Staaten mit zu verantworten, die Geflüchteten heute eine Einreise und ein Leben in Sicherheit und Würde verweigern, ja die Geflüchtete im Meer sterben lassen. Auf dem Prüfstand steht so einmal mehr die Idee universeller Menschenrechte und demzufolge auch die menschenrechtsorientierte Bildungsarbeit, bzw. deren Glaubwürdigkeit. Gemildert wird dieser Befund auch nicht durch die dramatische Situation von Bootsflüchtlingen vor den Küsten Thailands, Malaysias und Indonesiens. Alleine das Bedauern des Massensterbens im Mittelmeer und die falsche Schuldzuschreibung an sogenannte Schlepper ändern nichts an der europäischen Verantwortung dafür die Grenzen für Geflüchtete zu öffnen; eine Maßnahme, die durchaus auch unter wirtschaftlichen Aspekten vertretbar ist.
Susanne Heim nimmt die Ähnlichkeit zur historischen Situation zum Ausgangspunkt, um in ihrem Beitrag über die Konferenz von Evian im Jahr 1938 aufzuzeigen, wie beschränkt die Zufluchtsmöglichkeiten und wie immens die Restriktionen für Jüdinnen und Juden waren, die aus dem nationalsozialistischen Deutschland fliehen wollten.
Mit der Erfahrung von Frauen, die vor den Nationalsozialisten in das Exil flüchteten, setzt sich Gabriele Knapp auseinander und gibt Impulse zu geschlechterdifferenzierten Ansätzen in der Vermittlung der Fluchtthematik.
Annette Nogarède greift die schwierige Situation von Exilant/innen in Frankreich zwischen 1933 und 1940 auf, deren Mehrzahl unter dem Existenzminimum leben musste Darüberhinaus thematisiert die Autorin die ambivalenten Haltungen im Land gegenüber Geflüchteten.
In einem gemeinsamen Beitrag stellen Anne Lepper, Kate Rudolph, Eike Stegen und David Zolldan das Berliner Medienprojekt „Flucht, Exil, Verfolgung – deutsch-türkisch-armenische Verflechtungsgeschichte im digitalen Stadtraum“ vor.
Gottfried Kößler verweist in seinem Aufsatz auf die durch Migration geprägte Lebensgeschichte von Erna Goldmann, die ein Heft aus der Reihe Pädagogische Materialien des Pädagogischen Zentrums des Fritz Bauer Instituts und Jüdischem Museum Frankfurt/Main aufgreift.
In der Rubrik „Neu eingetroffen“ finden Sie in dieser Ausgabe zwei Beiträge, welche das titelgebende Thema mittelbar berühren: Constanze Jaiser stellt die Graphic Novel „Der Traum von Olympia. Die Geschichte von Samia Yusuf Omar“ vor und Ingolf Seidel gibt einen kompakten Einblick in die Dissertation von Rosa Fava „Die Neuausrichtung der Erziehung nach Auschwitz in der Einwanderungsgesellschaft.“
In eigener Sache
Wir möchten Sie auf unseren aktuellen Call for Papers für Beiträge im Magazin in der zweiten Jahreshälfte 2015 hinweisen.
Das nächste LaG-Magazin zu „Internationalen Begegnungsstätten“ erscheint am 24. Juni 2015.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.
Ihre LaG-Redaktion