Liebe Leserinnen und Leser,
wir begrüßen Sie zur Ausgabe unseres LaG-Magazins im Monat Juni. Die historische und aktuelle Situation von Sinti und Roma in Deutschland, aber auch in Europa, zu thematisieren war uns vor dem Hintergrund eines sich zunehmend stärker bemerkbar machenden Rassismus gegen Sinti und Roma ein wichtiges Anliegen. Wie auch bei anderen Formen von Rassismus oder beim Antisemitismus ist auch beim Antiziganismus das Ressentiment keine Angelegenheit neonazistischer oder rechtsextremer Minderheiten alleine, sondern tief in der Mehrheitsgesellschaft verwurzelt. Gleichzeitig besuchen junge Roma vermehrt Schulen und sind ein wahrnehmbarer Teil der Migrationsgesellschaft geworden. Die nötigen schulischen oder sozialpädagogischen Ressourcen hinken dieser Entwicklung hinterher. Wir möchten Lehrkräften und anderen im Bildungsbereich tätigen Pädagog/innen Anregungen zur eigenen Reflexion und praktische Hinweise für die historisch-politische Bildung, aber auch für den schulischen und außerschulischen Alltag geben.
Das Thema haben wir – trotz eines über Grenzen reichenden Blickwinkels - auf Deutschland fokussiert. Die Nachwirkungen der Geschichte von Verfolgung und Vernichtung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus, auch mit einem aus dem Romanes stammenden Begriff als „Porajmos“ bezeichnet, wirkt aufgrund der späten Anerkennung dieses Teils nationalsozialistischer Vernichtungspolitik in besonderer Weise in die Gegenwart hinein. Daher finden sich in dieser Ausgabe sowohl Beiträge mit Aktualitätsbezug neben solchen zur historischen Dimension – verkürzende Analogieschlüsse sind damit nicht beabsichtigt.
Wir möchten Sie in diesem Zusammenhang ergänzend auf eine ältere Ausgabe des LaG-Magazins von 2009 mit dem Titel „Zwischen Verfolgung und Projektion. Historisches Lernen über Sinti und Roma“ hinweisen.
Wir danken den externen Autor/innen herzlich für ihre Mitarbeit und die uns zur Verfügung gestellten Beiträge.
Dominik Sauerländer bringt in seinem Beitrag über Sinti, Roma und Jenischen eine schweizerische Perspektive ein und zeigt didaktische Ansatzpunkte für die Geschichtsvermittlung auf, die auch für den Unterricht in Deutschland handhabbar sind.
Die Arbeitsweise und die Chancen, die einem Projekt der Roma-Schulmediation zugrunde liegen, das im Berliner Beusselkiez situiert ist, zeigt Barbara Kirchner auf.
Steffen Jost geht in seinem Beitrag auf die Bildungs- und Seminararbeit des Max Mannheimer Studienzentrums Dachau zu Sinti und Roma ein. Dabei reflektiert er vornehmlich die Rolle und Situation der meist mehrheitsdeutschen Pädagog/innen.
Eine besondere Form der Auseinandersetzung mit Geschichte birgt das Dokumentar-Theater-Projekt des Historikerlabors. Eike Stegen beschreibt das Vorhaben sich in einer Inszenierung mit dem Völkermord an Sinti und Roma auseinanderzusetzen. Das Projekt, dritter Teil einer Triologie, setzt sich mit Aspekten der Organisation der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik auseinander.
Wir verabschieden uns mit dieser Ausgabe in die Sommerpause. Aufgrund der, in den Bundesländern, stark gegeneinander verschobenen Schulferien, erscheint die nächste Ausgabe des LaG-Magazins am 27. August. Sie wird sich dem 75. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges widmen.
Wir wünschen Ihnen allen eine gute und erholsame Sommerzeit.
Ihre LaG-Redaktion