Deutschland 1945-1949: Besatzungszeit und Staatengründung
Von Markus Nesselrodt
Die Ausgabe 259 aus der Reihe Informationen zur politischen Bildung beschäftigt sich mit der Zeit zwischen Kriegsende und Gründung der beiden deutschen Staaten. In diesen vier Jahren wurden die Weichen gestellt für die politische und wirtschaftliche Auseinanderentwicklung der sowjetischen und den westlichen Besatzungszonen. Sah es in den ersten Monaten nach Kriegsende noch so aus, als könnten die Alliierten gemeinsame Interessen im besiegten Deutschland umsetzen, so war die Koalition spätestens seit 1947/48 in Auflösung begriffen. Zu sehr wichen die Zielvorstellungen zur Zukunft des besiegten Deutschlands voneinander ab. Der sich abzeichnende Kalte Krieg teilte die politische Weltkarte für die kommenden vier Jahrzehnte nach Ost und West auf.
Der Berliner Historiker Wolfgang Benz zeichnet im vorliegenden Heft der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) das Auseinanderbrechen der Alliierten in zwei Blöcke nach. Zunächst beschreibt Benz die unterschiedlichen Kriegsziele der Alliierten und die Ergebnisse des weichenstellenden Potsdamer Abkommens im Sommer 1945. Deutschland wurde in eine amerikanische, sowjetische, britische und französische Besatzungszone aufgeteilt und vom Alliierten Kontrollrat regiert. Die Vier Mächte wollten in Deutschland ein neues politisches System installieren, wichen aber in grundlegenden Fragen schnell voneinander ab. Die Neuorganisation der Politik ging einher mit einer strafrechtlichen Verfolgung der NS-Täter, die ihren vorläufigen Höhepunkt in den Nürnberger Prozessen fand. Die so genannte Entnazifizierung der 8,5 Millionen ehemaligen NSDAP-Mitglieder sollte jedoch nicht nur durch Gerichte erfolgen, sondern in wesentlichem Maße durch Erziehung. Auch hierbei gab es bei der Umsetzung in den vier Besatzungszonen erhebliche Unterschiede. Durch Re-education, Kulturpolitik und Medien sollten die Deutschen mit den politischen Ideen der Alliierten vertraut gemacht werden.
In weiteren Kapiteln widmet sich Benz der wirtschaftlichen Entwicklung, dem Marshall-Plan, der Währungsreform und der politischen Konsolidierung in eine westliche Bi-Zone und eine östliche Sowjetzone. Mit der Berliner Luftbrücke und der anschließenden Teilung der Stadt schien ein dauerhafter Zerfall der ehemaligen Anti-Hitler-Koalition unausweichlich zu werden. Die zweifache Staatsgründung fand im Westen mit Inkrafttreten des Grundgesetzes am 24. Mai 1949 und im Osten durch Konstitution der Provisorischen Volkskammer am 7. Oktober ihren Abschluss.
Das Heft beinhaltet neben dem Haupttext von Wolfgang Benz zahlreiche Quellen, Karten und andere Materialien, die sich für den Einsatz in der Bildungsarbeit anbieten. So können Schülerinnen und Schüler anhand von historischen Originalquellen wie Gesetzestexten und Parteiprogrammen die politische Situation unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nachvollziehen. Karten und Tabellen verdeutlichen die chaotischen Bedingungen in dem größtenteils zerstörten Land. Die große Stärke der Reihe Informationen zur politischen Bildung ist die Knappheit ihrer Darstellung und die kluge Quellenauswahl. Auch das Heft zum Nachkriegsdeutschland stellt hierbei keine Ausnahme dar und eignet sich auch aufgrund seiner leichten Verfügbarkeit gut für die Arbeit im Politik- und Geschichtsunterricht.
Auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung finden Sie sämtliche Texte und Karten aus dem Heft in digitaler Form. Dort können Sie das Heft auch bestellen. Die BpB hat eine DVD-ROM zum Thema „Deutschland 1945 bis 1949“ produziert, zu der Sie ebenfalls auf der Webseite weitere Informationen finden.
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- 11 Mai 2011 - 08:44