Online-Modul: Spanischer Bürgerkrieg

3.4.1 Für mehr als nur eine Zeile im Geschichtsbuch

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Beitrags-Autor: Constanze

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Im Spanischen Bürgerkrieg kämpften Männer und Frau aus der ganzen Welt. Vielen bekannt ist der Einsatz von beispielsweise französischen oder deutschen Antifaschist_innen. Weniger im Rampenlicht steht die Teilnahme von Jüdinnen und Juden als Kämpfer_innen bei den Internationalen Brigaden, im Sanitätswesen oder in der Berichterstattung. Dabei war der prozentuale Anteil von Jüdinnen und Juden, die sich im Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus engagierten und hervortaten höher als der von anderen ... Ja, wovon? Nationalitäten? Völkern? Religionen? Kulturen? Das Judentum zu bestimmen ist kompliziert. Der Idee des Judentums als einer Nation hingen vor allem die Zionist_innen an, die in Palästina eine „jüdische Heimstatt“ schaffen wollten, wie es vage in der Balfour Erklärung vom 2. November 1917 heißt.

Für viele Jüdinnen und Juden, die in Mittel- und Osteuropa, vor allem in Polen und der Ukraine lebten und dort in manchen Städten bis zur Hälfte der Bevölkerung ausmachten, spielte die Idee einer jüdischen Nation nur sehr bedingt eine Rolle. Sie begriffen das Judentum in der Mehrzahl als Religion oder als Kultur. Die meist jungen jüdischen Kommunist_innen legten häufig ihr Judentum ab und begriffen sich in erster Linie als säkular und als Teil der weltweiten kommunistischen Bewegung. Andere von ihnen wiederum sahen sich durchaus als jüdisch, obwohl die Religion in ihrem Leben kaum eine Rolle spielte. So waren viele jüdische Freiwillige in der Kommunistischen Partei Polens organisiert. 

Die Internationalen Brigaden waren, ungeachtet des internationalistischen Anspruchs, an Nationalitäten ausgerichtet. Dementsprechend wurden in den Eigennamen der Brigaden Nationalhelden wie Garribaldi, Lincoln, Tom Man, Dombrowski, Schewtschenko usw. geehrt.

Jüdinnen und Juden gehörten zu den ersten Freiwilligen im Bürgerkrieg. Sie bildeten Arno Lustiger zufolge, der wie kein_e andere_r den Widerstand von Jüdinnen und Juden gegen Faschismus und Nationalsozialismus dokumentiert hat, das Gros der Thälmann-Gruppe, der ersten internationalen Einheit, die die Republik verteidigte. Fälschlich und verkürzend wird diese international zusammengesetzte Einheit bis heute meist als „deutsche Gruppe“ bezeichnet. Die Anzahl an Juden in den Internationalen Brigaden hätte, laut Lustiger, ausgereicht, eine eigene Brigade zu bilden. Die Geschichte von Jüdinnen und Juden im Spanischen Bürgerkrieg ist kaum von derjenigen der Internationalen Brigaden zu trennen. Vielen jüdischen Freiwilligen war die kommunistische Idee naheliegender als das Judentum. Der Film „300 Juden gegen Franco“ zeigt jedoch, dass auch Zionist_innen sich dem antifaschistischen Kampf in Spanien anschlossen und diesem den Vorrang vor der Errichtung der „jüdischen Heimstatt“ in Palästina einräumten.

An den Beispielen der jüdischen Kompanie Naftali Botwin und anhand der 300 Freiwilligen aus dem damaligen Palästina soll in diesem Kapitel stellvertretend das hohe Engagement von Jüdinnen und Juden im Spanischen Bürgerkrieg behandelt und gewürdigt werden. Die Botwin-Kompanie, die 2. Kompanie des „Palafox“-Bataillons der XIII. Dombrowski-Brigade, wurde am 25. Juli 1938 bei der Schlacht am Fluss Ebro nahezu aufgerieben. 90 jüdische Brigadisten gerieten in Gefangenschaft und wurden dort von den Franquisten ermordet.

Literatur

  • Arno Lustiger, Schalom Libertad! Juden im Spanischen Bürgerkrieg, Frankfurt am Main, 1989

 

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