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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Das Audioportal Freie Radios stellt auf seiner Website unter anderem einen hörenswerten Beitrag zur Kritik an der Integrationsdebatte zur Verfügung. Ergänzt werden kann dieser durch einen Vortrag des bekannten Migrationsforschers Paul Mecheril zur Pädagogik in der Einwanderungsgesellschaft. 

„Integration heißt, dass man Menschen, die in diesem Land arbeiten, Kinder bekommen, alt werden und sterben, einen Verhaltenskodex aufnötigt, bevor sie gleichberechtigt dazugehören. Aber Demokratie ist kein Golfclub. Demokratie heißt, dass alle Menschen das Recht haben, für sich und gemeinsam zu befinden, wie sie miteinander leben wollen. Die Rede von der Integration ist eine Feindin der Demokratie.“

Wortgewaltig kommt das als Widerspruch vorgetragene Statement zur weiterhin aktuellen Integrationsdebatte der deutschen  Mehrheitsgesellschaft, das online vollständig nachvollzogen werden kann, daher. In einem zu einem Radiofeature verarbeiteten Telefoninterview aus dem Jahr 2010 gibt die Berliner Soziologin Prof. Dr. Juliane Karakayali eine Zusammenfassung der Inhalte und Absichten der kritischen Stellungnahme „Demokratie statt Integration“ und beantwortet Nachfragen zur deutschen Integrationsdebatte im Allgemeinen. Karakayali, Mitglied im Netzwerk für kritische Migrationsforschung sowie Mitautorin des Bildungsmaterials "Baustein für nicht rassistische Bildungsarbeit", zeichnet zusammen mit einer Gruppe von Wissenschaftler/innen, Künstler/innen und anderen verantwortlich für die Stellungnahme, die die Integrationsdebatte in ihrer gegenwärtigen Form grundsätzlich ablehnt.

Auch nach den im Zuge der Sarrazin-Debatte hochschlagenden Wogen hat die Debatte um Integration in ihren verschiedenen Facetten nichts von ihrer Aktualität verloren. Widerspruch erfuhren die Positionen der diskursiven Zustimmung zur `leitkulturellen Zurichtung` kaum. Dabei stehe der bereits in den 1970er Jahren aufgekommene Integrationsbegriff entgegen seiner ursprünglichen intendierten Bedeutung heute meist für eine Defizitbestandaufnahme gegenüber den Anders-Gemachten, die zwanghaft zum Nachweis ihrer Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft auf der Grundlage einer unklaren Erwartungshaltung genötigt würden. Nicht zuletzt verdecke dies die sozio-kulturellen Lebensbedingungen von Migrantinnen, wobei diese Dethematisierung durchaus als Faktor im Prozess des Fremdmachens verstanden werden kann.

Der empfehlenswerte, zur begrifflichen und fachlichen Reflexion anregende kurze Beitrag kann kostenlos online angehört und heruntergeladen werden. (Autor: Marco Schrade)

Podcast direkt anhören: 

Ergänzend kann ein Vortrag von Prof. Dr. Paul Mecheril zu Migration in Deutschland und deutschen Bildungseinrichtungen im Verhältnis zum Rassismus angehört werden. Mecheril macht in diesem Vortrag mit dem Titel „Zugehörigkeit als Bezugspunkt einer Pädagogik in der Einwanderungsgesellschaft“ deutlich, wie selbstverständlich und konstitutiv Migrationsprozesse für Gesellschaften sind, jedoch insbesondere in Deutschland bis 2000 für den eigenen Selbstverständigungsprozess beschwiegen wurden. Daneben werden die Fallstricke der so genannten interkulturellen Pädagogik unterstrichen, die „die Anderen“ erst konstruiere. Gerade der 13-minütige Teilbeitrag „Rassismus braucht die Anderen“  scheint für Bildner/innen interessant. Hier umreißt Mecheril in Anlehnung an  Stuart Hall unter anderem die Funktion von Rassismus als ein auf allen Ebenen wirksames, gesellschaftliches System der Unterscheidung zur Selbstvergewisserung und -positionierung. Die restlichen Abschnitte verlieren sich neben der Schilderung durchaus reflexionswürdiger Gedanken oft in zwar zu führenden, jedoch oft langatmig vorgetragenen, akademischen Nebendiskussionen. Der komplette Vortrag kann ebenfalls auf der Website Freie Radios kostenlos angehört und heruntergeladen werden.

 

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