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Beitrags-Autor: Constanze

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Clara Thalmann wurde 1908 als Clara Ensner in Basel geboren. Sie hatte neun Geschwister. Ihr Vater kam aus Süddeutschland, war antimilitaristisch eingestellt war und hatte den Kriegsdienst verweigert.

 

Clara Thalmann, Videostandbild aus der 3sat-Kulturzeit-Dokumentation „Clara Thalmann und die späte Rehabilitation“, 2009 (Foto aus Familienbesitz)

Als junge Frau arbeitete sie in der Fabrik und als Kellnerin. Sie nahm teil an der sozialistischen Jugendbewegung, wo sie auch ihren Lebensgefährten Paul Thalmann kennenlernte. Nach dem 1. Weltkrieg wurden beide Mitglied der Kommunistischen Partei der Schweiz. Clara Thalmann ließ sich nach Paul Thalmanns dreijährigem Aufenthalt an der Arbeiteruniversität in Moskau von seiner Kritik an Stalin überzeugen, sodass beide kurz darauf, im Jahr 1928, aus der Schweizer KP ausgeschlossen wurden. Sie schlossen sich der kommunistischen Partei-Opposition (KPO) an und unterhielten, nach Hitlers Machtergreifung, Kontakte zum deutschen Zweig.
Im Juli 1936 entschloss sich Clara Thalmann zur Teilnahme an der Volksolympiade, die die katalanische Regierung als Gegenveranstaltung zu den Olympischen Spielen in Berlin ausgerufen hatte. Sie wollte als Schwimmerin ihren politischen Beitrag leisten. Doch kurz vor Beginn kam es zum Aufstand des Militärs. Weil sie schießen konnte und nicht als Krankenschwester arbeiten wollte, schloss sich den anarchistischen Milizen an und verlangte erfolgreich, auch als Frau bewaffnet an der Front kämpfen zu dürfen.

 

 

 

 

 

Paul und Clara Thalmann, Videostandbild aus der 3sat-Kulturzeit-Dokumentation „Klara Thalmann und die späte Rehabilitation“, 2009 (Foto aus Familienbesitz)

Ihr Mann, der inzwischen als Journalist ebenfalls in Spanien war, überredete sie, die Miliz zu verlassen und nach Madrid zu gehen, in Erwartung wichtiger politischer und militärischer Entscheidungen. So erbat sie eine Beurlaubung bei der Durruti-Kolonne und fuhr mit ihrem Mann als Kriegsberichterstatterin durch Frontgebiete.

In der Absicht, Möglichkeiten für die Unterbringung spanischer Kinder zu sondieren, kehrte das Paar für zwei Monate nach Basel zurück. Sie erfuhren dort, dass Clara Thalmann wegen ihres Kriegseinsatzes bereits polizeilich gesucht wurde. Dennoch sprach sie noch in der französischen Schweiz auf Versammlungen, um für Unterstützung zu werben. Auch waren sie und ihr Mann insofern erfolgreich, als sich die Schweizerische Arbeiterkinderhilfe bereit erklärte, spanischen Kindern zu helfen.

Nach ihrer Rückkehr nach Spanien kämpfte Clara Thalmann als Mitglied der Durruti-Kolonnen an der Aragonfront bei Saragossa. Trotz des Verbotes von Frauen an der Front setzte sie sich durch. Schließlich ging sie mit ihrem Mann Paul nach Barcelona, obwohl die POUM keine Frauen als kämpfende Mitglieder erlaubte. Dort geriet sie ins Visier der stalinistischen Säuberungsaktionen. Ihre Flucht mit einem Schiff wurde vereitelt, als sie an Bord gehen wollten. Vermutlich unter dem Verdacht Trotzkisten zu sein, geriet das Paar in die Fänge eines „kommunistischen Parteigerichts“. Immer wieder wurden sie getrennt verhört. Um ihren ebenfalls verhafteten Mann über die Inhalte der Verhöre informieren zu können, sang sie Schweizer Volkslieder, denen sie einen anderen Text gab.

Mit Glück überstand das Paar die zehn Wochen andauernden Drangsalierungen – offenbar durch das Eingreifen des spanischen Innenministeriums – und floh im September 1937 nach Frankreich, wo beide zwischen 1940 und 1944 in der Widerstandsbewegung aktiv waren. Wegen des Vorwurfs „fremder Kriegsdienste“ drohte den Schweizer Spanienkämpfer der Prozess. Clara Thalmann war in Abwesenheit von der Schweizer Regierung zu zehn Monaten Haft verurteilt worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1953, gründeten Clara und Paul Thalmann in Nizza eine anarchistische Kommune. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie mit selbst angebautem Gemüse und gezüchteten Nelken, die sie in die Schweiz exportierten.
Erst im Jahr 2009 rehabilitierte die Schweiz die ehemaligen Spanienkämpfer.

„Ich werde die Revolution im Himmel machen“ waren die Worte, die sie angesichts ihrer fortschreitenden Krebserkrankung an ihre Freunde versandte. Clara Thalmann starb in der Nacht vom 26. auf den 27. Januar 1987 in Nizza.

Literatur

  • Clara und Pavel Thalmann, Wo die Freiheit stirbt. Stationen eines politischen Kampfes, Ölten und Freiburg i.Br. 1974.

  • „Die lange Hoffnung. Erinnerungen an ein anderes Spanien mit Clara Thalmann und Augustin Souchy“ – Dokumentarfilm, hrsg. von der Medienwerkstatt Freiburg, 1984.

  • Standbilder aus der 3sat-Kulturzeit-Dokumentation „Clara Thalmann und die späte Rehabilitation“, 2009 (Foto aus Familienbesitz).

 

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