Online-Modul: Spanischer Bürgerkrieg

3.1.5 Warnung vor stalinistischer Unterwanderung (Willy Brandt)

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Beitrags-Autor: Constanze

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Der spätere Bundeskanzler Willy Brandt wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck unter dem Namen Herbert Ernst Karl Frahm geboren. Die Mutter Marta Frahm nannte bei der Eintragung beim Standesamt den Namen des Kindsvaters nicht. Willy Brandt lernte seinen leiblichen Vater nie kennen, obwohl ihm später, 1947, dessen Name bekannt war.

Bereits 1925 wurde Brandt Mitglied in einer Kindergruppe der Falken, vermutlich beeinflusst durch seinen sozialdemokratischen Stiefgroßvater Ludwig Frahm, zu dem er ein enges Verhältnis hatte. 1929 trat Brandt der Gruppe Karl Marx der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) bei. Ein Jahr später wurde er Mitglied der SPD.

Die Tolerierungspolitik gegenüber der Präsidialdiktatur der Regierung Brüning führte zur Entfremdung Brandts von der SPD. Er trat in der Folge der linkssozialistischen Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) bei.

 

                                      Willy Brandt (1980) Foto: Bundesarchiv
                                      Quelle:
Wikipedia

Infolge der Machtübertragung an die NSDAP erhielt Brandt den Auftrag, im norwegischen Oslo eine Zelle der SAPD aufzubauen und emigrierte über Dänemark nach Norwegen. In dieser Zeit nahm er auch den Namen Willy Brandt an, den er fortan beibehalten sollte. 

1937 war Brandt für unterschiedliche norwegische Zeitungen als Berichterstatter in Spanien. Dort unterstützte er den Kampf der POUM, ein linkssozialistischer Bündnispartner der SAPD,  gegen die Franquisten. Einer Verhaftung durch die kommunistische PCE, welche die POUM als trotzkistisch brandmarkte, entging Willy Brand, indem er Spanien am 16. Juni Richtung Oslo verließ.

1940 erhielt Brandt in Schweden, wohin er vor der deutschen Besatzung Norwegens geflohen war, die norwegische Staatsbürgerschaft, nachdem er am 5. September 1938 vom NS-Regime ausgebürgert worden war.

Im Jahr 1945 kehrte Willy Brandt nach Deutschland zurück. Er arbeitete als Korrespondent für skandinavische Zeitungen und berichtete vom Nürnberger Kriegsverbrechertribunal. 

Im Nachkriegsdeutschland begann Brandts politische Karriere, indem er 1949 Berliner Abgeordneter für die SPD im ersten Deutschen Bundestag wurde. 1957 wurde er Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses und schließlich am 3. Oktober 1959 zum regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Dieses Amt hatte er nach zwei Wiederwahlen bis 1966 inne. Anschließend trat er in die Bundesregierung ein.

Von 1969 bis 1972 war Brandt Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. 1976 bis 1992 hatte er die Stellung des Präsidenten der sozialistischen Internationalen inne. 

Willy Brandt zu den Rollen der Komintern und der Sowjetunion: 

„Die KP, die heute zur zentralen politischen Kraft im antifaschistischen Spanien geworden ist, hat eine Periode raschen Wachstums hinter sich. Bei den Februarwahlen '36 erlangte sie dank der Volksfront 14 Mandate, während sie vorher nur eins gehabt hatte. Heute zählt sie 250 000 Mitglieder, während ihre Mitgliedschaft vor einigen Jahren noch in einem einzigen mittelgroßen Saal Platz gehabt hätte. [...]

Wie ist dieses außerordentliche Wachstum zu erklären?

Zunächst einmal haben wir es mit dem Ausfluss der Einheits- und Volksfrontparolen zu tun, als deren Verfechter die KP-Leute nach dem VII. Kongreß der Komintern in Spanien das Ohr der Massen eroberten. Sie waren die Vertreter einer Politik der Vereinigung der Kräfte, die zum Februarwahlsieg führte. Dann können wir nicht ernst genug die Stärkung einschätzen, die die KP erfahren hat als die spanische Vertreterin der UdSSR, dem Lande der Waffenhilfe. [...]

Die Russen wollen wirklich Franco schlagen. Und ohne die russische Waffenhilfe wäre es dort unten schon längst aus gewesen. Das muss man ganz klar aussprechen. Aber in diesem Punkte zeigt sich wieder mit ganzer Schärfe das Ineinandergreifen des Fortschrittlichen und des Rückschrittlichen. Mit dem aktiven Eingreifen der Russen im vorigen Oktober ist zweifellos ein Bruch in ihrer seit vielen Jahren verfolgten Außenpolitik erfolgt. Und an jenem Punkt deckten sich ihre Interessen mit denen der spanischen und internationalen Arbeiterklasse. Der Einsatz der Russen für die Vernichtung Francos war eine außerordentlich fortschrittliche Angelegenheit. Aber die Russen entwickeln eben ihre neue außenpolitische Aktivität im Rahmen ihrer veränderten Konzeption. Sie lieferten und liefern nicht ohne Bedingungen. Nun niemand, außer ganz Verrückten, hat von ihnen verlangt, dass sie Waffen mit der Erklärung liefern sollen, sie seien für den Sieg der proletarischen Revolution bestimmt. Sie brauchten und sollten lediglich die legale spanische Regierung unterstützen. Sie gingen aber weiter. Sie knüpften an ihre Lieferungen politische Bedingungen. Bedingungen, die sich aus ihrer Konzeption ergaben, dass aus internationalen Gründen in Spanien nicht über die demokratische Republik hinausgegangen werden kann und darf.

Aber die Dinge haben ihre Konsequenzen. Das Hineinzwängen in den demokratischen Rahmen führt dazu, dass auch solche revolutionären Errungenschaften abgebaut werden, die bereits in der Julirevolution gemacht wurden. Das führt zu Zusammenstößen mit weitertreibenden Teilen der Arbeiterklasse. [...] Die Revolution lässt sich nicht auf Eis legen. Auch das wissen die Russen. Und welche Folgerungen leiten sie daraus ab? Alle Tatsachen deuten darauf hin, dass sie die Parole der demokratischen Republik neuen Typs ausgeben – und ein Spanien mit ihrem Führungsmonopol meinen. Wir kommen gleich darauf zu sprechen, wie sich eine solche Linie auf Front und Hinterland auswirken muss. Dass sie in der großen internationalen Politik den angestrebten Erfolg nicht gebracht hat, liegt klar auf der Hand. Trotz der Normalisierung auf bürgerlicher Ebene haben die Regierungen Englands und Frankreichs auf ihre sogenannte Nichtinterventionspolitik nicht verzichtet. Sie haben im Gegenteil ihre Kompromisspläne auf Kosten der spanischen Arbeiterklasse freier und frecher zu vertreten begonnen.

Um die von ihnen Monopolisierung der Führung in einer Situation, wo alles auf die Sammlung der Kräfte gegen Franco ankommt, müssen die Methoden der KP, die Methoden der Verleumdung ihrer proletarischen Widersacher, der Hetze und des blinden Terrors gegen sie, der Absorbierung und Vernichtung aller anderen [...] die Kampfmoral untergraben und lebensgefährlich für den antifaschistischen Krieg werden. Diese Methoden drohen die ganze internationale Arbeiterbewegung erneut zu vergiften und zurückzuwerfen, sie drohen, die Ansätze der Einheitsentwicklung in einen Scherbenhaufen zu verwandeln.

In Spanien haben sie bereits dazu geführt, die positive Entwicklung der anarchistischen Massenbewegung zu bremsen und teilweise eine gefährliche Rückentwicklung auzulösen.

Die KP ist heute die ausschlaggebende politische Kraft im antifaschistischen Spanien. Wenn sie auch nicht die Führung der Regierung in Händen hat, so beherrscht sie doch heute den größten Teil des Staatsapparates. Die Offiziere sind zum größten Teil bei ihr organisiert, die Polizei ist überwiegend in ihren Händen. Spanien ist in einer Entwicklung zur kommunistischen Parteidiktatur.

Die internationale Arbeiterbewegung kann viel tun, um den endgültigen Ausgang der spanischen Auseinandersetzung zu beeinflussen. Für die internationale Arbeiterklasse, für Freiheit und Sozialismus in der ganzen Welt, hängt außerordentlich viel von dem Ausgang des spanischen Kampfes ab.

Die internationale Arbeiterbewegung muss aber auch ihre Kräfte dafür einsetzen, dass in Spanien der Bruderkampf nicht weitergeführt wird, dass die Verfolgungen gegen die POUM und andere Revolutionäre aufhören.“ 

Quellen

 

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