Online-Modul: Spanischer Bürgerkrieg

3.1.1 Zwischen Antifaschismus und Funktionalisierung

Komintern, die Sowjetunion und die Internationalen Brigaden

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Beitrags-Autor: Constanze

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Der Bürgerkrieg in Spanien begann als nationaler Konflikt und auch seine Ursprünge und Ursachen waren innerspanisch. Schnell jedoch bekam er durch die Einmischung des nationalsozialistischen Deutschlands und des faschistischen Italiens sowie des späteren Engagements der Sowjetunion eine internationale Dimension. Bereits am 25. Juli 1936, eine Woche nach dem Aufstand der rechtsgerichteten Generäle, entschloss sich Hitler, Franco zu unterstützen. JU52-Transportflugzeuge sollten dessen Afrika-Armee von Marokko nach Spanien bringen.

Nicht nur die internationale Arbeiter_innenbewegung war sich darüber bewusst, dass in Spanien die Herausforderung und die Möglichkeit bestanden, dem sich in Europa ausbreitenden Faschismus entgegenzutreten. Im Vorwort der gemeinsam mit Heinrich und Thomas Mann herausgegebenen Broschüre „Spanien. Menschen in Not“ schreibt der französische Schriftsteller Romain Rolland: „Wahnwitzig sind, die nicht sehen, dass eines Tages ihr [gemeint sind Hitler und Mussolini, Anm. d. Red.] verbrecherisches Handeln auf ihre eigenen Völker zurückfallen und dass die Barbarei die Fackeln gegen ihre eigenen Städte schleudern wird! Nach Madrid und Barcelona [...] ist die Reihe an Rom, Berlin, London, Paris ... Menschheit; an dich geht der Ruf: Spanien zu Hilfe! Euch zu Hilfe! Denn ihr seid es, wir sind es, die bedroht werden.“

Bis 1934 entsprach es der Politik der Sowjetunion und damit der Kommunistischen Internationale (Komintern), neben den bürgerlichen Parteien vor allem die Sozialdemokratie als politischen Hauptfeind auszumachen. Angesichts des Erstarkens des europäischen Faschismus, insbesondere des Nationalsozialismus in Deutschland und des massiven Terrors gegen Sozialdemokrat_innen, Kommunist_innen, Sozialist_innen und linke bürgerliche Kräfte änderte sich diese Politik nach dem VII. Weltkongress 1935. Dem Konzept der Volksfronten entsprach es, Bündnisse mit bürgerlichen Parteien und den westlichen Demokratien einzugehen. Dieser Kurswechsel war wesentlich von der nicht unberechtigten Sorge Stalins getragen, das nationalsozialistische Deutschland könne die Sowjetunion angreifen. Die erste Volkfrontregierung wurde 1936/37 in Frankreich unter Léon Blum gegründet. In dieser Situation kam der Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges der sowjetischen Führung höchst ungelegen. Dies betraf vor allem die Bestrebungen der nichtstalinistischen Partido Obrero de Unificación (POUM), der spanischen Anarchist_innen und Teilen der Sozialist_innen, den Krieg gegen die Franquist_innen nicht nur als Abwehrkampf zu führen, sondern ihn in eine soziale Revolution zu verwandeln. Sowohl Frankreich als auch die Sowjetunion verhielten sich daher anfangs zurückhaltend; materielle Unterstützungen für das republikanische Lager Spaniens blieben demzufolge aus.

Im Gegensatz zu Frankreich änderte die Sowjetunion ihre Haltung gegenüber den republikanischen Kräften in Spanien. In Spanien wurde ein Volksfrontbündnis gegründet in dem neben der Partido Comunista de España (PCE, Kommunistische Partei Spanien) auch Sozialist_innen, liberale Katalan_innen, Republikaner_innen und die POUM vertreten waren. Aus den Wahlen am 16. Februar 1936 ging das Volksfrontbündnis Frente Popular als stärkste Kraft hervor. Als Resultat der Volksfrontpolitik erlangte die PCE bei den Wahlen 14 Mandate, zuvor hatte sie über eines verfügt.

Am 3. August 1936 wurde seitens der Komintern die Aufstellung der ersten Internationalen Brigade beschlossen. Im Oktober 1936 trafen die ersten sowjetischen Waffenlieferungen in Spanien ein. Bis in das Frühjahr 1938 hinein lieferte die Sowjetunion schwere Waffen wie Panzer und Flugzeuge an die Republik. Diese Waffenlieferungen waren allerdings an politische Bedingungen geknüpft, nämlich dass die Regierungsform in Spanien den Rahmen einer bürgerlichen Republik nicht überschreiten und bisherige Eigentumsverhältnisse unangetastet bleiben würden. Damit sollte, erfolgreich, der Einfluss der Komintern und insbesondere der PCE entsprechend der Volksfrontidee gestärkt werden.

Die starke Rolle der internationalen Freiwilligen, vor allem der Internationalen Brigaden sind darüber hinaus ein Ausdruck des Bewusstseins darüber, dass es in Spanien um mehr als nur ein regionales Ereignis ging. Zu Beginn des Putsches der Generäle lebten bereits Exilant_innen aus Deutschland und Italien im Land. Darüber hinaus war für den 22. Juli die Arbeiterolympiade in Spanien geplant, zu der 2.000 Sportler_innen und Tausende von Gästen angereist waren. Mehrere hundert von ihnen blieben nach der Absage des Sportereignisses im Land, um die Republik zu verteidigen. Insgesamt waren es 60.000 Menschen, die als internationale Freiwillige für das republikanische Spanien, im wahrsten Sinne, ihr Leben in die Waagschale warfen. Dazu gehörten Menschen, die als Milizen bewaffnet kämpften, aber auch solche, die sich in die Sanitätsdienste einreihten, sich journalistisch oder literarisch betätigten sowie fotografierten und filmten.

                          Flagge der internationalen Brigaden, Quelle: Wikipedia

Ab Oktober 1936 wurden die internationalen Brigaden aufgestellt. Ungefähr 45.000 Freiwillige kämpften in den Brigaden. Weitere ausländische Freiwillige kämpften in den militärischen Formationen der unterschiedlichen politischen Lager, also in der CNT/FAI und der POUM. Die Zahlen der Freiwilligen unterscheiden sich je nach Quelle. Überrepräsentiert in den Brigaden waren Jüdinnen und Juden (7.800), während Französ_innen mit ca. 10.000 Menschen die größte nationale Einzelgruppierung stellten. Für die deutschen Freiwilligen war die Situation eine besondere. Viele von ihnen waren vor dem NS-Regime geflohen oder illegal aus Deutschland ausgereist, um nach Spanien zu gehen. Nicht wenige waren in Deutschland im Untergrund gegen den Nationalsozialismus aktiv gewesen und hatten bereits Verfolgung und Folter erlebt.

Für die Auseinandersetzung mit der Rolle von Sowjetunion und Komintern sowie der PCE wurden Textstellen von André Marty aus „SPANIEN – wo sich das Schicksal Europas entscheidet“ und aus der Schrift „Draußen“ des späteren deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt entnommen. 

Literatur

  • Autor_innenkollektiv, Pueblo en Armas. Bürgerkrieg und Revolution in Spanien 1936 – 1939, Lich, 2011.

 

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