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Internationales Forum der Geschichtswerkstatt Europa in Kiew

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Oleksandra Bienert ist mit der Pressearbeit für das Internationale Forum der Geschichtswerkstatt Europa befasst.

Von Oleksandra Bienert

Anlässlich des 70. Jahrestages des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion findet vom 20. bis 25. Juni 2011 in Kiew (Ukraine) das Internationale Forum der GESCHICHTSWERKSTATT EUROPA statt. Der Titel des diesjährigen Treffens lautet „1941: German War of Extermination in Ukraine and it‘s Actors“. Gefördert wird das Internationale Forum von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ). Veranstalter ist das Global and European Studies Institut der Universität Leipzig.

Der Leipziger Historiker Prof. Dr. Stefan Troebst konzipierte den Forscheraustausch. Dieser widmet sich in diesem Jahr der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Insbesondere die Erinnerungen an das 20. Jahrhundert in Europa sowie die Ereignisse während des Krieges auf dem Territorium der heutigen Ukraine werden thematisiert. 

Das Internationale Forum in Kiew wird Fragen zur Gedächtniskultur und der gegenwärtigen ukrainischen Geschichtspolitik (in Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg) behandeln. Die teilweise konfliktbeladenen Erinnerungen an die moderne europäische Geschichte sowie Forschungen und Diskussionen über kollektives und kulturelles europäisches Gedächtnis mit Fokus auf den Zweiten Weltkrieg stehen ebenfalls auf der Tagesordnung. Mit besonderer Aufmerksamkeit soll das Thema Erinnerung an den Holocaust in der Ukraine behandelt werden.

Im Forum kommen 30 ausgewählte Doktorand/innen und Student/innen aus den Ländern Mittel- und Osteuropas in der ukrainischen Hauptstadt zusammen, um sich mit der europäischen und insbesondere der ukrainischen Gedächtniskultur zu befassen. Im Rahmen des Forums sind Vorträge von renommierten ukrainischen und europäischen Historikern geplant. Diskussionen, etwa zur Geschichtsvermittlung mittels Oral History sowie über die Erinnerung an den Holocaust in der Ukraine begleiten die historische Auseinandersetzung. Während des Forums besuchen die Teilnehmer/innen zudem Babij Jar, den Ort des Massakers an Juden durch die SS und Wehrmacht im Jahr 1941.

Am 22. Juni ist die Teilnahme an der offiziellen Gedenkzeremonie in Kiew geplant, die anlässlich des 70. Jahrestages des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion in Kiew stattfindet.

Innerhalb der fünf Tage sollen zudem zwei Geschichtsmuseen in Kiew besucht werden: Das „Museum des Großen Vaterländischen Krieges“ und die „Gedenkstätte für Opfer des Holodomor in der Ukraine“. Das Bestehen dieser beiden Museen in einer Stadt und ihre Darstellungsweise sind aus historischer Sicht interessant und illustrieren beispielhaft die Geschichtsaufarbeitung in Osteuropa und speziell in der Ukraine. Das 1981 eingerichtete „Museum des Großen Vaterländischen Krieges“ samt seines Wahrzeichens – der 102 Meter hohen Figur der „Mutter-Heimat“ – ist zu Sowjetzeiten die zentrale Kriegsgedenkstätte auf dem ukrainischen Territorium gewesen, die an den Zweiten Weltkrieg in der heutigen Ukraine erinnerte. Dagegen ist die „Gedenkstätte für Opfer des Holodomor in der Ukraine“ der großen Hungersnot 1932/33 gewidmet. Sie ist dem Institut für Nationales Gedächtnis untergeordnet und wurde erst 2008 errichtet. Die Gedenkstätte verdeutlicht den Umgang der letzten Regierung unter Präsident Viktor Juschtschenko (2005-2010) mit der kommunistischen Diktatur in der Ukraine. Das Museum inmitten der Stadt ist technisch auf dem neusten Stand, wird von Historikern allerdings wegen seiner subjektiven und emotionalen Ausstellung kritisiert.

Auf dem Internationalen Forum findet zudem eine Reihe von öffentlichen Veranstaltungen statt. Geplant sind ein Vortrag und eine Podiumsdiskussion mit ukrainischen und europäischen Wissenschaftlern. Ein öffentlicher Filmabend präsentiert den Dokumentarfilm „Spell Your Name“ (2006). Der Film behandelt den Holocaust auf Grundlage von Zeitzeugeninterviews. Regisseur ist der namenhafte ukrainische Dokumentarfilmer Serhiy Bukovsky. Er ist Vertreter einer neuen Art der Geschichtsaufarbeitung nach 2000 in der Ukraine.

Das Internationale Forum wird jährlich in unterschiedlichen Ländern ausgerichtet, in diesem Jahr bereits zum vierten Mal. Es ein Projekt im Rahmen des Programms GESCHICHTSWERKSTATT EUROPA der Stiftung EVZ. Die GESCHICHTSWERKSTATT EUROPA fördert junge internationale Forscherteams, die sich mit Fragen der europäischen Erinnerung beschäftigen. 

Weitere Informationen finden Sie bei der Geschichtswerkstatt Europa.    

 

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