Bildungsträger

Moral kann man lernen

In dem Diskussionsbeitrag von Oliver Plessow in diesem Magazin reflektiert der Autor über die Verwendung von Dilemma-Geschichten aus der NS-Zeit. Verdient gemacht hat sich in diesem Bereich die Arbeitsgruppe Moral- und Demokratiepsychologie um Prof. Georg Lind an der Universität Konstanz, wo die Methode entwickelt worden ist und als Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion (KMDD) als Marke geschützt ist. An der Universität Konstanz werden Ausbildungskurse in der Anwendung der KMDD angeboten und Zertifikate als KMDD-Lehrer verliehen.

Eine Dilemma-Diskussion ist eine beispielhafte Problemgeschichte, die eine Person mit einem Wertekonflikt konfrontiert. Lernende sollen sich in diese Person hineinversetzen und mögliche Handlungen gegeneinander abwägen. Grundlage dieser Methode ist laut Georg Lind die Erkenntnis, dass alle Menschen hinsichtlich ihrer Ideale und moralischen Wertungen gleich sind. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Fähigkeit, diese Ideale in schwierigen Situationen auch zu verfolgen, also: moralisch zu handeln. Die KMDD wurde entwickelt, um sowohl bei Kindern wie bei Erwachsenen, moralische Urteils- und Diskursfähigkeit zu fördern. Sie verstehen moralische Urteilsfähigkeit nach dem US-amerikanischen Psychologen Lawrence Kohlberg als "das Vermögen, Entscheidungen und Urteile zu treffen, die moralisch sind, das heißt, auf inneren Prinzipien beruhen und in Übereinstimmung mit diesen Urteilen zu handeln" (Homepage der Arbeitsgruppe) , und zwar selbst dann, wenn man unter Druck entscheiden müsse.

Die KMDD beruht also auf der Überzeugung, dass Moral nicht nur eine Einstellung, sondern auch eine Fähigkeit sei, die man erlernen könne. Lind versteht sie als eine Weiterentwicklung der Blatt-Kohlberg-Methode. Die verbesserte Methode ist von den Konstanzern empirisch getestet, auf verschiedene Zielgruppen angewandt und kontinuierlich weiter entwickelt worden. So wurden psychologische Prinzipien erarbeitet, die für den erfolgreichen Einsatz der Methode von Bedeutung sind.

Lind verweist im Rahmen einer Erläuterung seiner Methode, die Sie auf der Homepage der Arbeitsgruppe Moral- und Demokratiepsychologie nachlesen können darauf, dass das Wichtigste an der KMDD die Lehrperson sei, die sie anwendet. Das KMDD-Ausbildungsprogramm, das die Arbeitsgruppe anbietet, soll Lehrerinnen und Lehrern, Pädagoginnen und Pädagogen die Kompetenzen vermitteln, die Methode erfolgreich in der eigenen Unterrichtspraxis anzuwenden. Die Ausbildung besteht u.a. aus einem 5-tägigen Seminar und dem Erarbeiten eines Portfolios als Dokumentation von Übungsaufgaben und einem best-practice Video. Mehr Informationen zur Ausbildung sowie die Möglichkeit, sich dafür anzumelden, finden Sie auf der Homepage der Arbeitsgruppe. Im Jahr 2009 fand in Konstanz eine Konferenz unter der Fragestellung „Can Morality be Taught? Is it a Competence?“ statt, deren Vorträge als Videos dokumentiert wurden. Die Beiträge behandeln Themen wie „Freiheit und Demokratie in der Schule erleben: Die Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion“, „New challenges of Moral Democratic Education“ oder „Development of Moral Competence in Teachers Education“ und können auf der Homepage der Universität Konstanz angesehen werden.

 

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