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Pädagogisches Material zum Dokumentarfilm „Per La Vita“

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Christian Geissler

Per La Vita ist ein Dokumentarfilm über ein einzigartiges musikalisches Projekt: Die Zusammenarbeit zweier Bands unterschiedlicher Herkunft und Generationen sowie verschiedener musikalischer Traditionen. Über 60 min begleitet der Film die Familienband „Coincidence“ der Auschwitzüberlebenden Esther Bejarano und ihrer Kinder Edna und Joram wie sie gemeinsam mit den deutsch-türkisch-italienischen Rappern Rossi Pennino und Kutlu Yurtseven von der „Microphone Mafia“ das HipHop-Album „Per la Vita“ aufnehmen.

So entstand ein Film über den Nationalsozialismus und die Einwanderung nach 1945 in die Bundesrepublik  - vor allem aber über die vielen verschiedenen Möglichkeiten und Wege, mit Geschichte und Geschichten heutzutage umzugehen.

Der im Geschichtsunterricht häufig so mühsam konstruierte Gegenwartsbezug wohnt dem Film also bereits inne. Das macht ihn zu einem attraktiven Medium aktualitätsbezogener Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Zudem ist die filmische Begegnung mit Esther Bejerano eine besondere Zeitzeugenbegegnung. Als Zuschauer/in begegnen wir einer Frau, die sich einmischt, die Missstände deutlich beim Namen nennt und dabei der Welt mit großer Offenheit und Herzlichkeit begegnet. Das ringt den Jugendlichen Respekt ab, die ihr begegnen. Nicht nur für ihre Geschichte, das was sie in Auschwitz und Ravensbrück erlebt hat. Sondern auch und vor allem für dass, was sie heute tut.

Dankenswerter Weise haben die Filmemacherinnen Tanja Seider und Katharina Obens gemeinsam mit anderen Pädagog/innen didaktisches Begleitmaterial zum Film entwickelt. Es bietet verschiedene Zugänge zur Nachbereitung des Dokumentarfilmes an: filmanalytische, biographische und thematische Erschließungen.

Die vier Module

  1. Medienpädagogik: Interviewanalyse & Filmpraxis
  2. Musik als persönliches und politisches Ausdrucksmittel
  3. Rassismus / Antisemitismus / Mehrheitsgesellschaft
  4. Identität und Biografie: Esther, Edna, Joram, Kutlu, Rossi und Önder

sind keine geschlossenen Unterrichts- oder Workshopkonzepte, sondern beinhalten als „Bausteinkästen“ verschiedene Erarbeitungsvorschlägen, die entsprechend der Interessen der Lerngruppe und der Unterrichtsziele miteinander kombiniert werden können.

Dabei werden unterschiedlichste Erarbeitungsformen für verschiedene Zielgruppen angeboten. Während z.B. die im ersten Modul vorgeschlagene vergleichende Filmanalyse einer Sequenz aus „Per La Vita“ und von Ausschnitten aus der Dokumentationsreihe „Holokaust“ sicherlich eher für die gymnasiale Oberstufe geeignet ist, kann man sich die im selben Modul dargestellte Entwicklung eines Schüler/innenvideos zu einem Song der beiden Bands auch gut an Projekttagen der Klassen 6-10 vorstellen.

Gemeinsam ist den meisten Erarbeitungsvorschlägen, dass sie den Schüler/innen die Kontextualisierung dessen zu ermöglichen suchen, was die Protagonist/innen des Filmes über ihre Geschichte und Gegenwart erzählen. Darüber hinaus  zeigen sie, wie Bilder (auch die Sprachbilder der zu analysierenden Songs) die Wirklichkeit der Vergangenheit und Gegenwart produzieren. Stark ist das Begleitmaterial vor allem da, wo es die Biographie oder biographische Zeugnisse (Songtexte) der Musiker/innen zum Anlass nimmt, über Geschichte(n) nachzudenken - sei es die des KZ Auschwitz oder die des Ford-Streiks. 

Allen Pädagog/innen, die sich ebenso wenig wie der Rezensent im HipHop auskennen, selten Dokumentarfilmanalyse betreiben oder eine Auffrischung ihrer zeitgeschichtlichen Kenntnisse zu den rassistischen Übergriffen der Nachwendezeit benötigen sei versichert, dass die fast 100 Seiten Begleitmaterial ebenso grundlegende Informationen für Multiplikator/innen enthalten, wie sie auf weiterführende Literatur verweisen.

Wer allerdings auf der Suche nach Methoden ist, die sich schnell und ohne eigene Weiterarbeit in der Schule oder in außerschulischen Bildungseinrichtungen einsetzen lassen sei vorgewarnt. Viele der Vorschläge für die Nachbearbeitung des Dokumentarfilmes sind sprachlich und inhaltlich voraussetzungsvoll und müssen wahrscheinlich ergänzt werden. Ein Gewinn ist die Lektüre des Materials (genauso wie das Ansehen des Filmes) dennoch. Denn selbst wenn man sich entscheidet, den Film nicht zu zeigen oder nachzubereiten sind viele der Erarbeitungsvorschläge auch an anderer Stelle einsetzbar.

Download: http://www.perlavita-themovie.de/ unter der Rubrik „Pädagogisches Begleitmaterial“.

Das pädagogische Begleitmaterial befindet sich als pdf auch auf der DVD des Dokumentarfilmes. Bestellmöglichkeit: http://www.perlavita-themovie.de/ unter der Rubrik „Kontakt“.

Der Trailer zu "Per la vita"

 

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