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Gestohlene Jugend

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Ton van Reen: Gestohlene Jugend. Edition Wahler (2008) 341 Seiten mit Abbildungen 18,75 Euro, nur noch erhältlich über den Anares Medienvertrieb.

Ingolf Seidel

„Gestohlene Jugend“ ist die deutsche Übersetzung eines Jugendbuches aus den Niederlanden und widmet sich den Erlebnissen ehemaliger niederländischer Zwangsarbeiter, die noch im Oktober und November 1944 von der Wehrmacht in das nationalsozialistische Deutschland verschleppt wurden. Die Übersetzung von „Gestolen Jeugd“ beruht auf der Begegnung und Auseinandersetzung der „Forschungsgruppe Widerstand – Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen in Wuppertal“ und des Vereins „Spurensuche NS-Geschichte in Wuppertal“ mit der Stichting Deportatie Oktober 1944 Noord en Midden Limburg. Gefördert wurde die Herausgabe des Romans im Rahmen eines Lokalen Aktionsplans des Programms „Vielfalt tut gut“ durch das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie mit privaten Mitteln.

Erzählt wird die Geschichte des Jugendlichen Lei und seiner Familie aus der niederländischen Provinz Limburg. Der Roman basiert auf den realen Erlebnissen von Lei Steeghs, dessen Vornamen auch die Hauptfigur im Buch trägt und spielt vorwiegend im katholischen Milieu. Die Handlung setzt im August 1939 mit der niederländischen Mobilmachung und dem anschließenden Überfall der deutschen Wehrmacht ein und schildert das Leben im besetzten Land. Der in den Niederlanden bekannte Autor Ton van Reen spricht nicht nur das Thema Zwangsarbeit an. Er thematisiert auch die Deportation der niederländischen Juden, die Hilfe, aber auch die Kollaboration von Niederländer/innen.

Im Rahmen der so genannten Kirchenrazzien wird Lei 1944 während einer Messe festgenommen. Gemeinsam mit ungefähr 3.000 anderen Leidensgenossen wird der Fünfzehnjährige zunächst in ein Durchgangslager in Wuppertal verschleppt und muss schließlich in einer Gießerei in Watenstedt bei Wolfenbüttel arbeiten. Parallel zu der Leidensgeschichte von Lei wird das weitere Leben seiner Familie geschildert, bis zur Befreiung durch alliierte Truppen und der Rückkehr des Jugendlichen in seine Heimat.

„Verlorene Jugend“ ist ein Roman, der sich für einen fächerübergreifenden Unterricht in Deutsch und Geschichte eignet oder sich für ein Schulprojekt in der neunten oder zehnten Klasse anbietet. Die wechselnden Erzählstränge zwischen dem Schicksal Leis und dem seiner Familie machen das Buch stellenweise komplex, bleiben aber nachvollziehbar. Abgedruckt sind Karten der Gebiete aus denen Niederländer deportiert wurden und ein Plan von Norddeutschland mit den Orten, die Lei erlebt. Zusätzlich finden sich Fotos, wie das des bombardierten Rotterdam, Zeichnungen von Zwangsarbeitern, Bilder der Familie Steeghs und weiteres Bildmaterial. Mit diesem Material wird die Geschichte plastischer und lädt beispielsweise ein zu einer weiteren Spurensuche von Zwangsarbeiterschicksalen in der eigenen Stadt.

Da der Roman bereits zeitlich früh einsetzt werden wichtige Teile der Ereignisgeschichte des Zweiten Weltkriegs und der NS-Ideologie aufgegriffen. Zwar kann das Buch keinen Geschichtsunterricht und eine historische Kontextualisierung ersetzen, ist aber auch in Klassen oder Jugendgruppen mit relativ geringem Vorwissen zur Geschichte des Nationalsozialismus einsetzbar. In diesem Fall könnten die im Buch erwähnten Geschichtsereignisse durch eine Zeitleiste visualisiert und durch andere Daten ergänzt werden.

 Eine Leseprobe finden sie hier.

 

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