Das Kriegsende in unserer Region
Eckdaten
Ort/Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern |
Bibliografie
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Projekt Kontakt
Ute Augustat Museum Peenemünde Im Kraftwerk D 17449 Peenemünde Tel.:+ 49 38 371 50 50 http://www.peenemünde.de Regina Juretzko Regionale Schule Heinrich-Heine Schulstr.4 D 17449 Karlshagen Tel.:+ 49 38 371-202 39 Fax:+ 49 38 371-202 93 http://www.Heinrich-Heine-Schule-Karlshagen.de |
Peenemünde - ein Ort in Vorpommern
In Peenemünde schlossen Wissenschaft und Militär einen verhängnisvollen Pakt. 1936 wurde die „Heeresversuchsanstalt“, eine Forschungsstätte und ein Versuchsgelände für Raketenwaffen angelegt. Tausende hochspezialisierte Fachkräfte, der bekannteste von ihnen Wernher von Braun, stellten ihre Fähigkeiten in den Dienst der Kriegstechnologie. Sie entwickelten und erprobten hier Fernraketen, die Goebbels zynisch als „Vergeltungswaffen“ bezeichnete. Diese so genannten „Wunderwaffen" sollten technische Überlegenheit bringen. Am 3. Oktober 1942 gelang in Peenemünde der weltweit erste erfolgreiche Abschuss einer Fernrakete.
Nach einem Großangriff der britischen Luftwaffe auf die Heeresversuchsanstalt Peenemünde im August 1943 wurde die Produktion in eine bombensichere unterirdische Schachtanlage, Dora-Mittelbau im Harz, verlegt, wo KZ- Häftlinge die Raketen unter mörderischen Bedingungen fertigen mussten. Etwa 20 000 Menschen kamen bei der Produktion ums Leben. Die „Wunderwaffe“ konnte den Verlauf des Krieges nicht beeinflussen. Peenemünde war im „Dritten Reich“ ein zentraler Ort des Krieges, heute ist Peenemünde ein zentraler Ort der Erinnerung und Friedenspädagogik.
Das Schülerprojekt
Auf Anregung der Leitung des Museums Peenemünde wurde ab Januar 2005 mit der Erarbeitung einer Schülerausstellung zum Thema „Das Kriegsende in unserer Region“ anläßlich des 60. Jahrestags des Zweiten Weltkrieges begonnen. 15 Schüler der Regionalschule Karlshagen überlegten gemeinsam mit der betreuenden Lehrerin und der Museumspädagogin, welche Themen sie bearbeiten wollten. [siehe Dokument 1: Fragen und Arbeitsschritte der Recherchen der Kleingruppen].
Sie wählten folgende Themen und Präsentationsformen für die Ausstellung:
- Kriegsverlauf des zweiten Weltkrieges (PP- Präsentation)
- Peenemünde 1939 bis 1945 (Texttafeln/ Zeitleiste)
- Die Arbeitslager in Peenemünde (Text- und Bildtafel)
- Die Auflösung der KZ- Arbeitslager in Peenemünde (Text- und Bildtafel)
- Schicksal der KZ- Häftlinge (Texttafel)
- Peenemünde nach dem 8. Mai 1945 (Text- und Bildtafel)
- Der 8. Mai in der DDR (PP- Präsentation, Text u. Bildtafel)
- Das Kriegsende in Vorpommern (Karte)
Weitere Tafeln in der Ausstellung:
- Dokumentation des museumspädagogischen Projekts „Das Kriegsende in unserer Region“ (Pressereaktion u. Fotos)
- Das sind wir: die Arbeitsgruppe „denkmal aktiv“
In der Ausstellung befinden sich drei Stationen mit Zeitzeugenberichten, die Text und Bildtafeln sind an Stellagen befestigt die in U-Form zueinander stehen. Weiterhin befinden sich in der Ausstellung 12 Textfahnen, die von dem wissenschaftlich für die Ausstellung verantwortlichen Kustos erarbeitet wurden.
Arbeitsgruppen
Bereits im Januar wurden zu den einzelnen Themenbereichen Arbeitsgruppen gebildet. Die 15 Schüler und Schülerinnen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren machten erste Recherchen im Internet, im Katalog zur Dauerausstellung im Kraftwerk Peenemünde, dem Katalog „Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus“, im Archiv des Museums und suchten weitere Sekundärliteratur. Wichtig bei dieser Arbeit waren für einige Schüler auch die Informationen der Eltern bzw. Großeltern.
Die Schüler arbeiteten zu einem großen Teil direkt im Museum. Die Arbeit außerhalb der Schule am historischen Ort war nach ihren Aussagen viel produktiver als Unterricht in der Schule hätte sein können. Diese Form der direkten Auseinandersetzung mit der Geschichte Peenemündes förderte bei den Schülern nicht nur eine produktive Zusammenarbeit und Verständigung untereinander, sondern auch ein vertieftes Verständnis für die Geschichte in ihrer Region. Zu allen Themenbereichen verfassten sie gemeinsam Kurztexte, die auch ins Polnische übersetzt wurden und als Flyer in der Ausstellung zur Verfügung standen.
Die Recherchearbeiten wurden im März 2005 abgeschlossen. Anschließend gab es noch weitere spannende aber auch komplizierte Projektteile zu bewältigen. So begann ab April 2005 die Aufzeichnung der drei Zeitzeugeninterviews [siehe Dokument 2: AG Zeitzeugeninterviews]. Schüler bereiteten sich auf die Lebensgeschichten der drei Gesprächspartner vor, entwickelten Fragen und Gesprächsführung. Die Interviews wurden auf Video aufgezeichnet und mit Hilfe von Fachleuten geschnitten.
Gestaltung der Ausstellungstafeln
In den Wochen bis zur Ausstellungseröffnung am 8. Mai 2005 wurden die Texte und das Fotomaterial gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Museums auf die Ausstellungstafeln gebracht. Die Arbeit der Schüler wurde für den gesamten Zeitraum von Januar bis Mai 2005 von einem Journalisten der Lokalpresse begleitet, der regelmäßig über das Projekt berichtete [siehe Dokument 3: 15-jähriger absolvierte Praktikum im Museum].
Wenige Tage vor der eigentlichen Ausstellungseröffnung berichtete auch der Deutschlandfunk mit der Sendung „FORUM PISA“ vor Ort aus dem Museum über das Schülerprojekt. Die beiden Moderatorinnen interviewten dazu Schüler der Projektgruppe, die betreuende Lehrerin der Heinrich-Heine-Schule Karlshagen, den Direktor des Museums, den Ausstellungskustos und die Museumspädagogin.
Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes fand am 8. Mai 2005 im Kultursaal des Museums eine Festveranstaltung mit Vorträgen, Ausstellungseröffnungen und Theater statt. Gleichzeitig war der 8. Mai 2005 auch der Internationale Museumstag, der unter dem Motto stand „Museen bauen Brücken“. Der Gedenktag war somit gleichzeitig die zentrale Veranstaltung des Museumsverbandes Mecklenburg- Vorpommern. Ein Höhepunkt dieses Tages war die Eröffnung der Schülerausstellung „Das Kriegsende in unserer Region“. In den darauffolgenden Wochen übernahmen die Schüler des Projekts unter dem Motto „Schüler begleiten Schüler“ die Führungen anderer Jugendlicher durch „ihre“ Ausstellung. Tausende Besucher haben dieses museumspädagogische Projekt seit der Eröffnung gesehen.
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- 13 Mai 2010 - 12:09