Fernsehen, Illustrierte und das Internet liefern laufend in einer Flut von Bildern das aktuelle Weltgeschehen fast zeitsynchron täglich in die Wohnzimmer. Aber auch Geschichte wird zunehmend visuell vermittelt und erinnert. Fotos und Filme werden jedoch meist im Unterricht nur illustrativ eingesetzt und ihre Bedeutung als historische Quellen unterschätzt. Fotos müssen ebenso wie Dokumente kritisch analysiert und interpretiert werden.
Das Themenheft 1/2006 von „Praxis Geschichte“ will dazu beitragen, Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler, die in den Lernzielkatalogen stets gefordert wird, zu stärken. Die Beiträge dieser Ausgabe geben dazu vielfältige methodische Anregungen und zeigen handlungsorientierte Verfahren der Arbeit mit Fotografien für den Unterricht auf. Besonders hervorzuheben sind neben den didaktischen Basisbeiträgen zur Bedeutung der Fotografie für den Geschichtsunterricht im allgemeinen die unterrichtspraktischen Beiträge für die Sekundarstufe I und II in Bezug auf die NS-Geschichte zu den folgenden Themen:
- Vom Dokumentarfoto zur Fotoikone – Wenn Bilder zum Begriff werden
- Der Führermythos und seine Folgen - Selbstdarstellung deutscher Politiker in der Pressefotografie
Seit den 1930er-Jahren nutzten Politiker die Fotografie, um mit einer bewussten Selbstinszenierung für sich zu werben. Das Ur-Modell effizienter Bild-Propaganda war der nationalsozialistische „Führer-Mythos“. Die Politiker der Nachkriegszeit mussten sich inhaltlich davon abgrenzen, nutzten aber die Pressefotografie auch, um ihre Politik zu personalisieren. An Beispielen können Schülerinnen und Schüler Elemente demokratischer und totalitärer „Führerbilder“ analysieren und unterscheiden lernen. Der Beitrag thematisiert Varianten eines Wehrmachtsfotos. Ein Foto aus dem Zweiten Weltkrieg wurde in einer zeitgenössischen Propagandaschrift und in einem in der DDR herausgegebenen Dokumentenband in verschiedenen Ausschnitten veröffentlicht. Beide Fotobeispiele können sehr anschaulich verdeutlichen, welche Bedeutung allein dem Bildausschnitt zukommt. Nicht minder wichtig ist die kritische Analyse von Täter-Fotos: Handelt es sich um ein reales Abbild oder die Inszenierung von Kriegswirklichkeit? Auf einem Foto wird meist nur das erkannt, was man schon weiß und kennt.
Am Beispiel zweier kanonischer Fotos wird über das Nachrichtenmodell ein mediengerechter Umgang mit historischen Fotografien vorgestellt. Damit können Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II eine deutliche Unterscheidung zwischen Abbildung und Inszenierung erlernen.
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- 21 Nov 2009 - 17:27