Empfehlung Unterrichtsmaterial

Ausgrenzung und Vernichtung

Themenheft und Beiheft für die politische Erziehung, Sozial- und Gemeinschaftskunde

Uta Knolle-Tiesler und Gottfried Kößler (Hg.): Ausgrenzung und Vernichtung. Fritz Bauer Institut (Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust) Reihe: Wochenschau, Sek. I, Themenheft und Beiheft, 42 S. Beiheft Methodik: Didaktische und methodische Hinweise für die Hand des Lehrers, S. 15, 58. Jg. Nr. 6, November/ Dezember 2007, 9,80 €

Das Themenheft basiert auf der vom Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main zwischen 2000 und 2004 herausgebrachten, sechs Themenhefte umfassenden Reihe, einem interdisziplinär angelegten Konzept für Unterricht zum Thema. Die Publikation des Wochenschau-Verlags will neue methodische Zugänge zur Thematik für die heute Lehrenden und Lernenden ermöglichen, für die aufgrund der zeitlichen und biografischen Distanz der Nationalsozialismus zunehmend „Geschichte“ ohne persönlichen Bezug ist. Die Gründe für die schon seit längerem bildungspolitisch diskutierte Notwendigkeit neuer Vermittlungsformen der Geschichte des Nationalsozialismus sind bekannt: die deutsche Einheit, Globalisierung, Migration, die EU-Erweiterung sowie die weltweite mediale Vernetzung. Andererseits ist das Thema Teil einer etablierten öffentlichen Erinnerungskultur und somit in Politik und Medien zu verschiedenen Anlässen im alltäglich präsent.

Für das vorliegende Heft wurden, der Chronologie der historischen Ereignisse folgend, 7 zentrale Themen in didaktisch ansprechender und für den Unterricht der Mittelstufe geeigneter Form zusammengestellt:

  • Gemeinschaft – Volksgemeinschaft
  • Rassismus
  • Aktionen gegen die jüdische Bevölkerung
  • Entrechtung der jüdischen Bevölkerung durch Gesetze
  • Legalisierter Raub jüdischen Eigentums
  • Verschleppung der deutschen Juden
  • Kriegsende und Befreiung

Jedes Kapitel behandelt kurz und übersichtlich historische Alltagssituationen aus unterschiedlichen Perspektiven, gibt Impulse zur Reflexion über unterschiedliche Entscheidungsmöglichkeiten damals, sowie über eigenen Erfahrungen von Jugendlichen heute. Durch die Arbeit vor allem mit Bildern, aber auch aussagekräftigen Dokumenten sollen Lernprozesse initiiert werden, die für Menschenrechte und demokratische Grundwerte sensibilisieren.

Als Methoden werden vier interaktive Verfahren erläutert und empfohlen. Die Lehrerhandreichungen enthalten eine übersichtliche kommentierte Literaturliste und Medienhinweise zum Thema sowie einen Anhang des Verlags zum Thema Migration und Integration für die Sekundarstufe II.

Allerdings beschränkt sich das Themenheft ausschließlich auf Juden als Opfer von Ausgrenzung und Vernichtung. Andere Opfergruppen der NS-Rassen- und Vernichtungspolitik - Sinti und Roma sowie Opfer der „Euthanasie“ - kommen nicht vor. Dass die Nürnberger Rassengesetze auch auf Menschen anderer ethnischer Herkunft Anwendung fanden bleibt unerwähnt. Insofern wird die Ankündigung, es handele sich hierbei um einen „neuen Zugang“ zur NS-Geschichte „im Zusammenhang mit Menschenrechtserziehung und Vermittlung demokratischer Grundwerte“ nicht wirklich eingelöst. Erst unlängst beklagte der Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen große Wissenslücken bei jugendlichen Besuchern der Gedenkstätte, die häufig „völlig verwundert“ seien, „dass unter den Häftlingen der NS-Konzentrationslager viele Deutsche gewesen seien“ - man möchte ergänzen, das die Mehrheit der Häftlinge in Sachsenhausen nichtjüdische „Ausgegrenzte“ aus verschiedenen Nationen waren. Zu diesem Wissens- und Wahrnehmungsdefizit trägt nicht zuletzt bei, dass der 27. Januar, der nationale Gedenktag an die Befreiung von Auschwitz und an a l l e Opfer des Nationalsozialismus zunehmend als Holocaust-Gedenktag bezeichnet wird.

 

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