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Vademecum – Contemporary History Hungary

Von Tanja Kleeh 

Das „Vademecum – Contemporary History Hungary” ist eine Broschüre der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Instituts für die Geschichte der Ungarischen Revolution von 1956. Herausgegeben von Janós M. Rainer, Judit M. Topits und Ulrich Mählert, bietet sie einen Übersicht zu Archiven, Recherchemöglichkeiten, Bibliotheken, Museen und Erinnerungsorten, die sich mit ungarischer Zeitgeschichte befassen. Die Broschüre (Stand:2005) ist auf Englisch und Ungarisch verfasst.

In der Einleitung (S.13f) macht Mitherausgeber Janós M. Rainer deutlich, was unter dem Begriff der Zeitgeschichte, insbesondere im Zusammenhang mit der Geschichte Ungarns, zu verstehen ist. Diese sei, so Rainer, in Ungarn generell mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gleichgesetzt. Die Geschehnisse seit dem Systemwandel 1989/90 hingegen seien hingegen eher den Politikwissenschaften zuzuordnen. Rainer zufolge sei die zeitgeschichtliche Literatur des Landes konstant von politischer Geschichte dominiert (S.15), von welcher auch der Diskurs des öffentlichen Lebens bestimmt sei. Dabei hat sich lauter Rainer seit 1989 wenig verändert. Das Archivsystem ist weitestgehend gleichgeblieben, „only a handful of new bodies have emerged“ (S.16).

Anspruch der Publikation ist es nach der Argumentation Rainers all jene Institutionen zu aufzuführen, die für die Zeitgeschichte Ungarns von Bedeutung sind. Dies wird etwa bei dem von den Verfasser_innen gelegten Schwerpunkt auf Archive deutlich. Dabei finden die unterschiedlichsten Institutionen bzw. deren Archive Eingang in das Verzeichnis. Neben Kirchenarchiven sind beispielswiese auch die Archive politischer Parteien und sozialer Organisationen verzeichnet. Dabei umfasst die Auflistung neben der Adresse des einzelnen Archives auch die Öffnungszeiten sowie Kontaktmöglichkeiten, beispielsweise per Mail oder über den Verweis auf eine Internetadresse. Für Archivbenutzer_innen zudem von großen Nutzen sind die ergänzenden Informationen, wie zum Beispiel zu Nutzungsregelungen in öffentlichen Archiven Ungarns. Weiter wird von den Verfasser_innen aufgeführt, welche Informationen in dem jeweiligen Archiv zu finden sind. So ist beispielsweise nach zu lesen, dass im Nationalarchiv Schriften von nationaler Bedeutung, wie etwa des Präsidenten und seiner Mitarbeiter_innen oder des Parlaments zu finden sind. Auch die vorhandenen Recherchemöglichkeiten  - im Falle des Nationalarchives zum Beispiel Computerdatenbanken – sind aufgeführt und für interessierte Nutzer_innen auf einen Blick zu finden. Allerdings bedürfte die Broschüre an dieser Stelle eines kleinen Updates, da sich insbesondere im Blick auf die Technik doch das ein oder andere getan haben könnte. Nichts destotrotz bietet das Vademecum auch heute noch einen kompakten, sorgfältig recherchierten Überblick über Recherchemöglichkeiten zur ungarischen Zeitgeschichte. Ebenfalls als hilfreich können sich die zusätzlichen Informationen erweisen, die der Broschüre hinzugefügt sind, zum Beispiel über Institutionen in Deutschland, die sich mit Ungarn auseinandersetzen. Dabei reicht das Spektrum von der Botschaft in Berlin über Deutsch-Ungarische Verbände bis hin zum Donauschwäbischen Museum in Ulm.

Gerade die Entscheidung, auch kleinere, sich nicht auf den ersten Blick für die Recherche erschließende Archive und Institutionen in den Guide aufzunehmen, machen diesen sehr wertvoll. In diese Kategorie fallen etwa einige der aufgeführten Verbände und Stiftungen. So findet sich in der Auflistung etwa die „Vereinigung ehemaliger ungarischer politischer Gefangener 1945 – 1956“ ebenso wie die „Historische Ungarische Film Stiftung“. Es wird also ein breites Themenspektrum abgedeckt, mit dem die unterschiedlichsten Aspekte und Blickwinkel der Zeitgeschichte erschlossen werden können.

Bei Bedarf kann das Vademecum jedoch auch als klassisches Nachschlagewerk verwendet werden, da es über ein alphabetisches Glossar verfügt. Wer also bereits weiß, in welchem Archiv die Recherche stattfinden soll und weiterführende Informationen benötigt, kommt auf diesem Weg zu weiterführenden Informationen.

Das Vademecum wird von der Bundesstiftung Aufarbeitung bereitgestellt und ist als PDF verfügbar.

 

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