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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Christiane Weber, Historikerin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Forschung und Bildung des International Tracing Service (ITS). Dort ist sie für die Konzeption und Umsetzung des e-Guides zur Beschreibung der häufigsten Dokumente von KZ-Häftlingen, DPs und Zwangsarbeiter_Innen verantwortlich.

Von Christiane Weber

Um historische Dokumente aus dem Archiv des International Tracing Service (ITS) im Sinne einer Quellenerschließung einordnen zu können, benötigen Schüler_innen ebenso wie Lehrer_innen, die archivpädagogisch damit arbeiten, ein breites Wissen, was den historischen Entstehungskontextaber auch Details der Dokumente anbelangt.

Dieses Wissen ist im ITS e-Guide gebündelt. Beim e-Guide (das „e“ steht für electronic) handelt es sich um ein kostenfreies Angebot im Internet, das detaillierte Informationen zu den am häufigsten im ITS-Archiv verwahrten Dokumenten gibt. Es geht dabei weniger um die einzelne Karteikarte, die beispielsweise für das persönliche Schicksal eines KZ-Häftlings, einer Zwangsarbeiterin oder einer Displaced Person steht, als vielmehr um den Dokumententyp an sich. Im Mittelpunkt stehen personenbezogene Unterlagen wie Fragebögen und Karteikarten, beispielsweise Häftlings-Personal-Karten aus den Konzentrationslagern, Registrierungskarten von Displaced Persons oder auch Meldeunterlagen von Zwangsarbeiter_innen. Neben dem historischen Verwendungskontext (Wer nutzte warum wie wann wofür das jeweilige Dokument? Wo wurde es von wem ausgestellt?) werden in leicht verständlicher Sprache Abkürzungen und Angaben erklärt, die sich auf den Dokumenten finden lassen. Dabei gibt es pro Dokument je eine Musterkarte, in die die Nutzer_innen hineinzoomen können und auf der einzelne Bereiche markiert und mit Erklärungen versehen sind. 

Durch die Erläuterungen werden die Dokumente und die darauf enthaltenen Informationen lesbar, ihre historische Funktion und ihr Entstehungszusammenhang begreifbar, Unverständliches erklärt. Auch Abkürzungen, die im ersten Moment unwichtig erscheinen, können viel über das Schicksal der Personen verraten, für die die Karten angelegt wurden – doch müssen sie entschlüsselt werden, da die Dokumente nicht für sich selbst sprechen. Oft ist es beispielsweise selbst Expert_innen unklar, ob der Name eines Lagers an einer bestimmten Stelle auf einer Karte bedeutet, dass die Person zuvor dort inhaftiert war oder ob sie dorthin weiterverschleppt wurde. Auch ist z.B. nicht für alle sofort ersichtlich, dass auf einer Effektenkarte das beschlagnahmte Eigentum von KZ-Häftlingen aufgeführt ist. Und ohne Kontextwissen ist es fast unmöglich zu verstehen, was die Angaben und Abkürzungen auf einer Arbeitseinsatzkarte bedeuten, um ein drittes Beispiel zu nennen. 

Zusätzlich zu den Erklärungen enthält der e-Guide weitere Informationen, wie Zitate aus Berichten von Überlebenden und vor allem eine Vielzahl von Dokumenten, die den konkreten historischen Hintergrund erhellen. Darüber hinaus wird auf Varianten von Dokumententypen eingegangen.

Der Zugang zu den Dokumentenbeschreibungen kann auf drei Arten geschehen: Neben der klassischen Auflistung von Kartenbezeichnungen und einer Volltextsuche gibt es auch einen visuellen Zugang. Beim Öffnen der Seite erscheinen kleine Bilder aller Karten, zu denen Informationen zur Verfügung stehen. So können Nutzer_innen, die sich allgemein informieren wollen, jeweils eine Karte anklicken, die sie interessiert. Eine Filterfunktion führt die Nutzer_innen zu der richtigen Beschreibung, auch wenn sie nicht genau wissen, was für ein Dokument vor ihnen liegt.

Durch die interaktive Gestaltung des e-Guides, bei der die Nutzer_innen selbst entscheiden können, wie viele Informationen sie benötigen, werden unterschiedliche Level an Vorwissen berücksichtigt. Die Zielgruppen des e-Guides sind vielfältig, sie reichen von Familienangehörigen und Überlebenden aus dem In- und Ausland, die Dokumente aus dem ITS-Archiv erhalten, über Student_innen und Wissenschaftler_innen, die mit den Archivdokumenten des ITS arbeiten, bis hin zu Nutzer_innen des Onlinearchivs des ITS. Ganz besonders eignet sich der e-Guide jedoch für die pädagogische Arbeit im Geschichtsunterricht und für den Einsatz in der außerschulischen historischen Bildung. So können sich Lehrer_innen vor dem Einsatz der historischen Dokumente im Unterricht mit dem jeweiligen Kontext vertraut machen. Aber gerade auch Schüler_innen können den e-Guide nutzen, um sich im Sinne eines forschenden Lernens die Dokumente selbst zu erschließen.

Der e-Guide wurde mit Unterstützung von verschiedenen Gedenkstätten, Forscher_innen aus aller Welt und den langjährigen Mitarbeiter_innen des ITS entwickelt. Er ist ab 28. Juni 2018 unter https://eguide.its-arolsen.org in deutscher und englischer Sprache zugänglich und wird kontinuierlich erweitert. Bei den ersten beschriebenen Dokumenten handelt es sich um die circa 30 häufigsten KZ-Dokumente; im Winter 2018/2019 folgen Beschreibungen der häufigsten Dokumente zu Displaced Persons und für Sommer 2019 ist die Onlinestellung der Informationen zu den Unterlagen von Zwangsarbeiter_innen geplant. 

Gerne können Sie sich mit Fragen zum e-Guide oder auch mit Ideen und Anregungen an uns wenden: eguide [at] its-arolsen [dot] org oder per Telefon unter der Durchwahl 05691-629-324.

 

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