Von Christian Schmitt
Typisch für Rechtsextremismus im 21. Jahrhundert ist, dass mit dem Internet ein kaum kontrollierbarer Raum existiert, in dem beliebig viele Informationen und Gedanken verbreitet werden können. Dort stehen sie mitunter ungeprüft und unwiderlegt und bergen so ein gefährliches Potential zur Radikalisierung insbesondere junger Menschen. Alleine auf Facebook sprießen seit etwa zwei Jahren die Gruppen aus dem Boden, in denen tausende Menschen fremdenfeindliche und rassistische Gedanken austauschen. Mindestens ebenso gefährlich sind journalistische Angebote wie die „Junge Freiheit“, die in einem scheinbar seriösen und objektiven Rahmen rechtsextreme Ideologie verbreiten.
Dank der Amadeu-Antonio-Stiftung gibt es mit dem Webportal „Netz gegen Nazis“ ein Gegengewicht zu diesen Inhalten im Netz. 2008 von ZEIT Online ins Leben gerufen, versammelt es in den vier Ressorts „Wissen“, „Handeln“, „Lexikon“ und „Presseschau“ Informationen zum Thema Rechtsextremismus und wie man sich gegen ihn zur Wehr setzen kann. Das Portal erreichte von Beginn an viele Menschen; im Jahr 2015 waren es durchschnittlich fast 180.000 Benutzer im Monat.
„Wie erkenne ich einen Neonazi?“ - Symbolik, Codes und Kleidung
Jedes Ressort besteht aus weiteren Unterressorts, die regelmäßig aktualisiert werden. Damit ist die Seite stets auf tagespolitischem Stand. So finden sich im Bereich „Wissen“ zur Zeit Artikel über die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und die Reaktionen, Auswirkungen und Parallelen, die auch in Deutschland zu beobachten sind. Darüber hinaus gibt es Grundlagentexte, die etwa über das Wirken rechtsextremer Parteien inner- und außerhalb der Parlamente oder über die Auswüchse und Strategien rechter Gewalt aufklären. Auch Interviews mit Experten aus Wissenschaft und Praxis sind in diesem Bereich verfügbar.
Wissenswertes gibt es außerdem über Symbolik, Codes, Kleidung und Musik von Rechtsradikalen sowie die Netzwerke, Bündnisse und Parteien, in denen sie organisiert sind. Am Beispiel „Kleidung“ lässt sich zeigen, wie umfassend die Seite ist: Alle gängigen Bekleidungsmarken der Szene sind hier samt ihrer Geschichte und Bedeutung aufgelistet.
„Was kann ich tun?“ - Tipps für Zivilcourage
Das Ressort „Handeln“ gibt Antworten auf eine Vielzahl von Fragen, die auch die eigene Courage betreffen: Was kann ich gegen rechte Hetze im Internet unternehmen? Wie reagiere ich, wenn Neonazis in meiner Stadt eine Demonstration angemeldet haben? Wo gibt es Hilfe für Opfer rechter Gewalt, wo für Aussteiger aus der rechten Szene? Debatten über die Präventionsarbeit gegen Antisemitismus finden sich hier ebenso wie eine nützliche Linksammlung, die Argumente gegen flüchtlingsfeindliche Diskurse bündelt.
Das Lexikon beinhaltet eine schier unerschöpfliche Auswahl an Themen. Hier finden sich Artikel zu Akteuren, Orten und Ereignissen aus der Zeit des Nationalsozialismus, zu Debatten um den Nationalsozialismus in der Zeit nach 1945, zu Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland, aktuellen Organisationen und Personen aus dem rechten Spektrum und zu vielem mehr. Die Presseschau rundet das Informationsangebot ab und sammelt täglich Nachrichten zu rassistischen Übergriffen, rechtsextremer Politik oder Gegenmaßnahmen von Justiz und Polizei.
Zusammenfassung
Das „Netz gegen Nazis“ ist eine im positiven Sinne kaum zu überblickende Sammlung von Informationen, Hintergründen und Debatten. Mit seinem umfassenden Angebot bietet das Portal stets aktuelle Information und Aufklärung für verschiedene Ziel- und Altersgruppen. Wer sich aktiv gegen Rechtsextremismus engagieren will, lernt hier, wie. Dank der Aktualität der Seite eignet sie sich aber ebenfalls für Nutzer, die sich einfach über das Thema Rechtsextremismus auf dem Laufenden halten wollen.
Das Internetportal Netz gegen Nazis ist über http://www.netz-gegen-nazis.de/ zu erreichen.
- |
- Seite drucken
- |
- 23 Nov 2016 - 08:00