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Medienpädagogisches Konzept des Projekts Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Die Medienpädagogin Birgit Marzinka ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Alice Salomon Hochschule Berlin im Rahmen des Projekts tätig.

Von Birgit Marzinka

Das Projekt „Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten“ wird in dieser Magazinausgabe bereits ausführlich von Iman Attia und Olga Gerstenberger vorgestellt. Aus diesem Grund werde ich mich in diesem Artikel auf die medienpädagogischen Vorhaben konzentrieren. Ein Ziel des Projekts ist, neben der Erforschung vergessener und verwobener Geschichten und deren Anwendung in der historisch-politischen Bildungsarbeit, die Entwicklung unterschiedlicher medienpädagogischer Angebote. Wir haben uns dafür entschieden, didaktisches Material zu entwickeln, das möglichst viele Personen erreicht, insbesondere solche, die sich von klassischen Materialien nicht angesprochen fühlen. Wichtig war uns auch, dass die Angebote und Produkte nach Projektablauf weiterhin genutzt werden können.

Im Laufe der Recherchen haben wir festgestellt, dass wir ca. drei Medienprodukte benötigen, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen und unterschiedliche Zugänge zu eröffnen. Die Medienprodukte beziehen sich aufeinander, es ist aber auch möglich, sie unabhängig voneinander anzuwenden. Geplant sind bisher als Formate ein Computerspiel, Touren mit Hilfe der App Actionbound und eine Art Webseite mit dem Content Management System Scalar. Derzeit konzipieren wir die Medienprodukte, sodass sie in diesem Beitrag erst grob skizziert werden können.

Computerspiel

Mit dem Online-Spiel möchten wir vor allem jüngere Personen erreichen und solche, die aus verschiedenen Gründen keinen Zugang zu historischen Themen finden. Ein solcher fehlender Zugang kann damit zusammenhängen, dass die Perspektive von People of Color (PoC) wenig berücksichtigt wird, dass die Materialien wenig ansprechend aufgebaut sind, oder selten an Themen anknüpfen, die für die Jugendlichen relevant sind. Im Spiel wird eine fiktive PoC-Figur auf unterschiedliche historische Personen treffen, die vor allem im Berlin der 1920er Jahre lebten. Bei diesen Begegnungen erfährt die fiktive Hauptfigur etwas über die Biografien der historischen Personen, über historische Orte und den geschichtlichen Kontext. Die fiktive Hauptfigur hat verschiedene Aufgaben zu erfüllen und Entscheidungen zu treffen, um im Spiel weiterzukommen. Ziele des Online-Spiels sind es, andere Zugänge und Perspektiven zu schaffen, die von der Zugehörigkeit von People of Color zur Stadt ausgehen und ihren Alltag thematisieren.

Das Spiel wird im Film Noir Stil gezeichnet, d.h. es werden keine historischen Fotografien bzw. Filmaufnahmen verwendet, sondern die Personen und die Umgebung werden mit starken Kontrasten visualisiert. Dies hat den Vorteil, dass keine Bildrechte gekauft werden müssen, das Zeichnerische Jugendliche anspricht, der Zeichenstil viele Möglichkeiten zulässt und die Charaktere ausdrucksstark darstellbar sind. Das Spiel wir von einem Team um Prof. Thomas Bremer, Prof. Susanne Brandhorst und Oliver Lankowski von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin entwickelt. Beide sind im Fachgebiet Game Design tätig.

Touren auf der App Actionbound

Da sich alle Erinnerungsorte und Biografien auf Berlin beziehen und größtenteils sogar auf Berlin-Mitte fokussiert sind, ist es möglich Stadttouren bzw. digitale Schnitzeljagden anzubieten. Auf der kostenlosen App Actionbound werden deutschlandweit Touren angeboten, die von Privatpersonen, Gruppen, Bildungseinrichtungen, Unternehmen etc. erstellt werden. Die Touren oder Bounds, wie sie in der App genannt werden, haben unterschiedliche thematische Ausrichtungen, unterschiedlich viele Stationen und Ziele. Manche haben klare Bildungsziele, andere haben einen deutlicheren Unterhaltungswert und sind für die Freizeit gedacht. Die Touren werden in einem Internetbrowser auf einem Computer oder Laptop erstellt und später über die App gespielt. Actionbound bietet viele Möglichkeiten: So können Aufgaben erfüllt werden, Fragen gestellt, Filme gezeigt oder Audios gehört werden. Manche Touren können alleine unternommen werden, andere wiederum funktionieren nur in der Gruppe.

Die erste von uns entwickelte Tour wird in Berlin-Mitte angesiedelt sein. Wir werden u.a. Stationen an folgenden Orten einplanen: Reichskanzlei, Nachrichtenstelle für den Orient, Lautarchiv, Institut für Orientalische Sprachen und den Neuen Deutschen Verlag von Willi Münzenberg. Wir möchten mit dieser Tour deutsche und europäische Kolonialgeschichte thematisieren, wobei uns nicht nur die historischen Eckdaten interessieren, sondern auch, wie Menschen aus den Kolonien mit ihrer Kolonisierung umgingen. Es werden also Orte, Biografien und historische Ereignisse vorgestellt. Die zukünftigen Nutzer/innen werden Fragen beantworten, Aufgaben erfüllen und Fragen diskutieren. Mit diesem Bound möchten wir Bildungseinrichtungen und Berlinbesucher/innen erreichen, die auf eine etwas andere Art Berlin kennenlernen möchten. Die Touren werden in Kooperation mit Ettina Zach von Solidaritätsdienst International e.V. erstellt.

Eine Art Webseite mit dem Content Management System Scalar

Mit Scalar können Webanwendungen entwickelt werden, die sich zwischen einer Webseite und einem E-Book bewegt. Es ist möglich, sich auf vorgeschlagenen Wegen durch die Webseite führen zu lassen, aber auch, sich eigenständig von Schlagwort zu Schlagwort zu springen und sich je nach eigenem Interesse auf der Webseite zu bewegen. Mit Scalar können Karten, Videos, Audios, Bilder und Grafiken eingebunden werden. Es ist möglich, Videos zu verschlagworten und mit Kommentaren an verschiedenen Stellen zu versehen. Auch Literaturangaben können eingebunden werden. Die Anwendung eignet sich sehr gut für die Erstellung von Bildungsmaterialien.

Auf der Webseite werden sämtliche (Hintergrund-) Informationen und Rechercheergebnisse, die im Rahmen des Projekts festgehalten wurden, zur Verfügung gestellt. Wir verstehen die Webseite als eine Art Schatzkiste, in der sämtliche Themen und Aspekte zu finden sind, die im Rahmen des Projekts behandelt und diskutiert werden. So können Nutzer/innen der App und des Spiels zusätzliche Informationen erhalten. Die Webseite entsteht in Kooperation der Teams von der Alice Salomon Hochschule Berlin und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sowie dem Solidaritätsdienst International e.V.

Da sich das Projekt am Anfang befindet und einige inhaltliche Recherchen noch nicht abgeschlossen sind, ist es möglich, dass es hinsichtlich der Medienprodukte Veränderungen geben wird.

 

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