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Panorama-Auschwitz. Virtuelle Führung durch das Konzentrations- und Vernichtungslager

Viele Gedenkstätten haben es sich als Bildungsträger heute zur Aufgabe gemacht, auf die durch den digitalen Wandel hervorgetretenen neuen Voraussetzungen und Bedingungen in ihrer Arbeit einzugehen. Durch lebendige Diskurse und die Entwicklung immer neuer Konzepte entstehen so vielerorts auch im institutionellen Rahmen Projekte und Formate, die sich an den Ideen des Web 2.0 orientieren. 

Auch die Gedenkstätte Auschwitz hat sich diesem Trend angeschlossen und ist vor kurzem mit einer neuen Website online gegangen. Das Panorama Auschwitz bietet die Möglichkeit, sich auf einen virtuellen Rundgang durch die Gedenkstätte Auschwitz zu begeben. Dabei können die Orte des ehemaligen Stammlagers (Auschwitz I), des Vernichtungslagers Birkenau (Auschwitz II) und der alten Rampe von Birkenau anhand zahlreicher 360°-Aufnahmen erkundet werden. Die alte Rampe, auf der südlichen Seite außerhalb des Geländes von Birkenau gelegen, wurde bis 1944 zur Ankunft und Selektion der Deportationstransporte genutzt. Angesichts des erwarteten Eintreffens Hunderttausender Juden und Jüdinnen aus Ungarn, verlegte die nationalsozialistische Lagerleitung die Rampe im Frühjahr 1944 in das Lager hinein, um den Vernichtungsprozess so noch effizienter zu gestalten. Heute befindet sich am Ort der ehemaligen Rampe ein Gedenkort, an dem ein Güterwaggon, wie er zur Deportation von Jüdinnen und Juden vor allem aus Ost- und Mitteleuropa genutzt wurde, und Informationstafeln an die Geschichte des Ortes erinnern.

Der virtuelle Rundgang durch die verschiedenen Teile der Gedenkstätte Auschwitz führt die Besucher/innen an die Orte im Lagerkomplex, die sie selbst über das Menü auswählen. Markierungen geben einen Hinweis darauf, wo sich der/die Besucher/in gerade befinden, und an welchen Stellen Panorama-Aufnahmen vorhanden sind. Der Weg und die Geschwindigkeit wird dabei den Besucher/innen selbst überlassen. Zusätzlich zu den Panorama-Aufnahmen haben Nutzer/innen die Möglichkeit, sich weitere Informationen über die jeweiligen Orte einzuholen, ausgewählte Dokumente – wie beispielsweise mehrere Deportationslisten mit den Namen der Opfer – einzusehen und auf einer Überblickskarte gezielt nach Orten und Bezeichnungen zu suchen. In beigefügten Texten, die auf englisch und polnisch zur Verfügung stehen, werden die jeweiligen Orte und ihre Geschichte dargestellt und beschrieben. Zusätzlich dazu ermöglichen verschiedene, von der Gedenkstätte Auschwitz erarbeitete und auf der Seite verlinkte Online-Lessons eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit einzelnen Themen. Die Unterrichtseinheiten, die sich beispielsweise mit der Situation der Roma in Auschwitz-Birkenau oder der Ankunft der ungarischen Juden im Lager beschäftigen, erläutern anhand zahlreicher Texte, Bilder und Dokumente das jeweilige Themenfeld und bieten sich insbesondere für die Arbeit in Kleingruppen in der Sekundarstufe II an.

Fazit

So interessant das Projekt in der Idee und seiner Umsetzung ist, ein Besuch der Gedenkstätte kann dadurch nicht ersetzt werden. Auch erlaubt der virtuelle Rundgang alleine keine hinreichende  inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Ort, seiner Geschichte und seiner Kontextualisierung. Dennoch kann die Seite in vielfacher Weise für die pädagogische Arbeit nutzbar gemacht werden. Beispielweise bietet sich der virtuelle Rundgang für die Nachbereitung eines Besuches der Gedenkstätte an, da inhaltliche Inputs so durch eine Visualisierung unterstützt und nachvollziehbar gemacht werden können. 

 

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