Empfehlung Unterrichtsmaterial

Sinti und Roma in Europa – eine interaktive Landkarte

 

Die Bundeszentrale für politische Bildung legt in einem Dossier den Schwerpunkt auf Sinti und Roma in Europa. Auf der Webseite finden sich zahlreiche Artikel und Videoclips, die sich insbesondere mit der Geschichte und Aktualität des Antiziganismus in unterschiedlichen europäischen Ländern auseinandersetzen. Durch eine interaktive Landkarte wird der Schwerpunkt Europa nochmals deutlich betont und die Dimension antiziganistischer und rassistischer Ressentiments deutlich, die in dem Leben eines Großteils der europäischen Sinti und Roma eine entscheidende Rolle spielen.
Insbesondere die sehr kritische Haltung des Dossiers und seiner Beiträge im Einzelnen ist hervorzuheben. Auf der Landkarte sind bislang sieben Staaten farblich gekennzeichnet, was bedeutet, dass sich hier per Mausklick Artikel und Filme finden lassen: Frankreich, Belgien, Deutschland, Ungarn, Rumänien, Serbien und Bulgarien. Sie sind in unterschiedlichen roten bis hin zu einem grünen Ton für Belgien markiert. Womöglich Grade der unterschiedlichen Diskriminierungshäufigkeit, deckt jedoch auch der Beitrag zu Belgien, mit einem Schwerpunkt auf Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, hinter großen, positiven Beschlüssen die Untätigkeit in zu vielen politischen Bereichen seitens öffentlicher Stellen, insbesondere der EU.
Die Beiträge, welche hinter den einzelnen Ländern online zu erkunden sind, werden regelmäßig erweitert, weitere Länder sollen hinzukommen. Die Formen der Beiträge sind dabei vielfältig und reichen von wissenschaftlich analytischen Texten bis hin zu Filmbeispielen, die sich für den direkten Einsatz im schulischen Unterricht sowie der pädagogischen Arbeit eignen. Frank Sparing geht auf die Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus ein und vollzieht die Spur des Antiziganismus bis in die Gegenwart nach, insbesondere was Alltagsdiskriminierung und die fehlende „Wiedergutmachung“ betrifft. Dieses kann als grundsätzliche, leicht zugängliche Information für Lehrer/innen und Pädagog/innen dienen.
In einem informativen Videoclip, wird über das Denkmal der ermordeten und verfolgten Sinti und Roma im Berliner Tiergarten berichtet. Im Zentrum steht ein Interview mit Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Er beleuchtet dabei die Geschichte der Verfolgung während des Nationalsozialismus und den Stellenwert deutscher Gedenkpolitik und Antidiskriminierungsarbeit für die Realität von Sinti und Roma. Der kurze Film kann hervorragend im Unterricht und der pädagogischen Arbeit eingesetzt werden. Nicht nur, wenn die Schulklasse oder die Gruppe in Berlin ist oder einen Berlinbesuch plant, kann anhand des Videos eine Auseinandersetzung mit Gedenkpolitik, die konkrete Umsetzung des Gedenkens sowie Antziganismus und die deutsche Geschichte der Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus stattfinden.
Besonders aktuell, unter anderem angesichts der europäischen Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien wie jener des Front National in Frankreich, ist eine Darstellung der Angst unter Sinti und Roma in Europa, hier am Beispiel Frankreichs behandelt, vor einem stärker werdenden sowie weiterhin grassierenden Antiziganismus. Letzterer trifft alle Sinti und Roma, auch jene, die sich bereits seit vielen Generationen in Frankreich befinden. Der neu geschürte Hass, welcher anhand der aus Osteuropa kommenden Einwanderer öffentlich ausagiert wird, sorgt gegenüber Sinti und Roma insgesamt ein neues, negatives gesellschaftliches Klima. Dabei trifft auch die „Neuankömmlinge“ in Frankreich das rassistische Ressentiment, welches nie gerechtfertigt ist. Romy Strassenburg arbeitet dies in ihrem Beitrag essayistisch auf und kann damit auch in Sekundarstufe II direkt im Unterricht verwendet werden.
Das vorgestellt Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung bietet sich hervorragend für Lehrer/innen und Pädagog/innen an, da es ihnen ebenso fachdidaktische Anregungen wie auch konrkete praxisorientierte Hinweise für die Umsetzung in ihrer Arbeit gibt.

 

 

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