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Lesben in der DDR – vom Tabu zum Aufbruch

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Irene Beyer, geb. 1968 und aufgewachsen in der "Alt-BRD", Politikwissenschaftlerin und Erwachsenenpädagogin. Hat in Wissenschaft, FrauenLesbenbewegung und politischer Erwachsenenbildung viel mit und über Lesben in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus, in der BRD und in der DDR gearbeitet.

Von Irene Beyer 

Welche politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen fanden Lesben in der DDR vor, wie gestalteten Lesben ihr Leben unter diesen Bedingungen und wie versuchten sie, diese Bedingungen mitzugestalten, zu verbessern? Um Einblicke zu diesen Fragen zu geben, zeichne ich einen Bogen von den Anfängen der DDR – Tabu, Verschweigen und Isolation kennzeichnen diese Zeit für Lesben – bis zu ihrem Ende, das mitten in eine Aufbruchszeit für lesbisches Leben fiel. 

Nach der Nazizeit: Tabu und Isolation

In den 1950er und 1960er Jahren ist die Situation für Lesben sehr stark von Tabuisierung, Verschweigen und Isolation gekennzeichnet. Formen von Öffentlichkeit für Lesben, geschweige denn von Lesben gibt es nicht. Es gibt auch keinen Zugang zu Informationen über Lesben, sie sind nirgendwo existent. Entsprechend gibt es auch keine politischen, sozialen oder kulturellen Zusammenschlüsse von Lesben oder eine öffentliche lesbische Subkultur. Die meisten Lesben leben in großer Isolation, ohne Möglichkeiten des Austauschs. Die sehr vereinzelten Lokale sind nur Insiderinnen bekannt. Ansonsten trifft frau sich im privaten Kreis, was auch das Risiko der Entdeckung minimiert. Für die allermeisten Lesben ist dies wichtig, denn sie leben versteckt und in der Angst „aufzufliegen“. Daraus resultiert, dass sie nicht „darüber“ sprechen und „sich bedeckt halten“, was zum Beispiel auch bedeutet, sich äußerlich an die Weiblichkeitsnormen anzupassen, denn „damals war es eigentlich so, wenn man Hosen getragen hat, da haben die Leute gleich gesagt, man ist vielleicht andersrum.“ (Karstädt/Zitzewitz 1996: 54)

Dieser hohe Anpassungsdruck erreicht natürlich auch das Selbstbild und Selbstwertgefühl und er bestimmt die Vorstellungen vom und Möglichkeiten fürs eigene Leben mit. Lesben haben in der DDR der 1950er und 1960er Jahre denkbar schlechte Chancen, ein positives Selbstverständnis zu entwi­ckeln. Gleichwohl existiert bei einzelnen eine Idee davon, dass man sich organisieren müsste, um politisch und gesellschaftlich etwas zu verändern und die eigene Lebenssituation zu verbessern. Was jedoch erst deutlich später und durch Veränderungen in den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in den 1970er und 1980er Jahren möglich wird. 

1970er und 1980er Jahre – der gesellschaftspolitische Rahmen verändert sich

Welche der gesellschaftspolitischen Entwicklungen seit den 70er Jahren sind für Lesben besonders bedeutsam? Sie liegen im Wesentlichen in vier Bereichen: 

Die evangelische Kirche

Am 6. März 1978 findet ein Grundsatzgespräch zwischen Staat und evangelischer Kirche statt, in dessen Folge die Kirche organisatorisch und finanziell mehr Unabhängigkeit erhält. Die Kirche in der DDR positioniert sich in dieser Zeit neu, sie sieht sich jetzt als politische Kraft mit der Aufgabe der Mitsprache in der Gesellschaft. Dieser Rolle folgend öffnet sie sich für verschiedene Schattie­rungen von Opposition, die sich dann auch unter ihrem Dach bilden und sammeln. Der Kirche kommt damit für die Artikulation „nicht-linientreuer“ Aussagen und dem Entstehen oppositioneller Bewegungen große Bedeutung zu. Und sie hat, wie die damalige lesbische Aktivistin Christina Schenk formuliert, „die Zuflucht unter ihrem Dach nicht an Bedingungen geknüpft“. 

Frauen- und Homosexuellenpolitik

Die DDR verfolgt von Anfang an eine aktive Frauen-Gleichberechtigungspolitik und verbessert damit die berufliche und ökonomische Situation von Frauen deutlich. Gleichzeitig hält sie jedoch an traditionellen Frauenrollen fest. Im Ergebnis stehen Frauen unter dem starken Druck, alles gleichermaßen abzudecken: Berufstätigkeit, Lernen, gesellschaftliche Arbeit und Familie und Haushalt. 

Im Gegensatz dazu gibt es keine offizielle Homosexuellenpolitik. Gleichwohl nimmt die DDR in der Frage der Kriminalisierung und staatlichen Verfolgung Homosexueller eine moderate Haltung ein: Anders als in der BRD, wo die von den Nationalsozialisten verschärfte Fassung des § 175 übernommen und angewandt wird, wird hier die Fassung von vor 1935 geltendes Gesetz und findet wenig bis gar keine Anwendung mehr. 1968 gibt es dann eine im deutschen Strafrecht noch nie dagewesene Veränderung für Lesben: Der alte § 175 wird durch den § 151 ersetzt und dieser bedroht nun allgemein homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen mit Strafe – lesbische Sexualität wird also nicht mehr verschwiegen. Freilich bietet diese Form der Anerkennung lesbischer Existenz keinerlei Grund zur Freude. 

Jenseits des Strafrechts gelten Lesben und Schwule bis in die 70er Jahre als wider die „sozialistische Moral und Ethik“. Erst in den 80er Jahren ändert sich diese Haltung: Homosexuelle werden im Laufe des Jahrzehnts zunehmend zu vollwertigen Bürgern der sozialistischen Gesell­schaft erklärt. Mit dieser Umwertung gehen Zugeständnisse einher, die für viele Lesben im Alltag konkrete Vereinfachungen bedeuten und schmale Pfade aus der Isolation und dem Verstecken öff­nen. Beispielsweise wird es in der 2. Hälfte der 80er zunehmend möglich, gemeinsam eine Wohnung zu bekommen. Auch Kündigungen des Arbeitsplatzes sind nicht mehr oder zumindest nicht in dem Maße zu befürchten. 

Gleichzeitig sind offizielle Zusammenschlüsse von Lesben bis Mitte der 1980er Jahre nicht möglich, denn Gruppen gelten generell als suspekt, spezifische Interessen werden durchgängig als Verlangen nach Privilegien und als sozialismusfeindlich diffamiert. „Der Sozialismus kennt keine Randgruppen.“

Entsprechend verwundert es nicht, dass das Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) ab den 1970er Jahren Lesben und Schwule zunehmend beobachtet und mit seinem Repertoire an Mitteln versucht, die Organisierung zu behindern. Auf lesbische Aktivistinnen und Gruppierungen werden IM's angesetzt. 

Die Medien

Das Schweigen über Lesben weichtin den 1970er Jahren ein wenig auf. Erste Zeitschriftenartikel erscheinen, in denen allerdings ausschließlich sogenannte Experten mit meist deutlich diskriminierenden Äußerungen zu Wort kommen. Besonders viel Aufmerksamkeit erhält Prof. Günter Dörner. Mit seiner abstrusen Theorie, dass Homosexualität hormonbedingt, aber glücklicherweise - wenn dank seiner Methoden rechtzeitig erkannt - heilbar und also ausmerzbar sei, ist er z.B. Gegenstand und Interviewpartner im ersten in der Frauenzeitschrift Für Dich erscheinenden Artikel zum Thema.

Aber unter die Expertenmeinungen mischen sich langsam auch aufklärerische, die Lesben und Schwule als vollwertige Bürger/innen und wertvolle Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft verstanden wissen wollen. Dieser Trend setzt sich in den 1980er Jahren durch: Jetzt mehren sich Beiträge zu lesbischer Existenz und die Bereitschaft, zu entdiskriminieren wird deutlicher erkennbar. Und anders als in den 70ern kommen jetzt auch Lesben selbst zu Wort. Beispielhaft dafür ist am 30.1.89 im Jugendradio DT 64 die Sendung Mensch Du, ich bin lesbisch: Lesben des Berliner Arbeitskreis Lesben in der Kirche (LiK) gestalten die Sendung mit und können hier wirklich „an die HörerInnen das übermitteln, was WIR sagen wollen“. 

Die Wissenschaft

In der DDR genießt die Sexualwissenschaft durch viele populärwissenschaftliche Veröffentlichungen breite Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Hierüber werden in den 70ern noch haarsträubende „wissenschaftliche Erkenntnisse“ über Lesben verbreitet. Ein eindrückliches Beispiel ist, neben dem bereits erwähnten Dörner das Standardwerk „Sexuologie. Geschichte, Mensch, Gesellschaft“ von 1974: „... die Partnerschaft zwischen einer aktiven, maskulinen, manchmal auch entsprechend gekleideten und nicht selten mit einem männlichen Vornamen gerufenen, dominant wirkenden, gern etwas tonangebenden Frau, die jedoch keine männlichen körperlichen Stigmata ... haben muss (!), und einer weiblich-weichen, anschmiegsamen, gefügigen, passivhingebenden, bei Lesbierinnen ausgeprägter und häufiger zu sein (scheint) als ähnliche Verhältnisse zwischen hs. Männern. Und dass „bei Frauen mit größerer Klitoris, die in lesbischen Kreisen bekannt und geschätzt sind, auch der Versuch unternommen (wird), diese in die Vagina einzuführen.“ 

Im Laufe der 80er formiert sich dann ein eher emanzipatorischer Flügel der Sexualwissenschaft. Federführend sind hier einerseits eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe an der Berliner Universität, die 1985 die Zulassung von Interessengruppen und Anlaufpunkten grundsätzlich als „der sozialistischen Gesellschaft förderlich“ befürwortet und empfiehlt, andererseits die Sozialhygienische Gesellschaft der DDR in Leipzig, die ebenfalls 1985 die erste wissenschaftliche Tagung zu Homosexualität ausrichtet und dabei sogar eine Zusammenarbeit mit dem Leipziger AK Homosexualität, also mit Betroffenen, eingeht.

Parallel dazu stellt sich auch in den populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen eine deutliche Veränderung ein: nicht mehr Pathologisierung oder Mitleid sind die Botschaften, sondern ein Aufruf zur Auseinandersetzung, zur Abschaffung der Diskriminierung und zur Integration der Homosexu­ellen. 

Lesbisches Leben in diesem Rahmen – wenig Luft in den 70er Jahren

Prinzipiell ist zu sagen, dass die ökonomische und rechtliche Situation von Lesben wie von Frauen allgemein sich dank der aktiven Gleichstellungspolitik des Staates in den ersten Jahrzehnten der DDR deutlich verbessert hat. Die wachsende ökonomische Unabhängigkeit von Frauen in der DDR hat sich für Lesben enorm positiv ausgewirkt, ein Leben außerhalb der Ehe wird zur materiellen Möglichkeit. Auch wird das Selbstbewusstsein von Frauen über die ökonomische Seite gestärkt. 

Dadurch wäre eigentlich damit zu rechnen, dass alternative Lebensentwürfe für immer mehr Frauen auch tatsächlich denkbar und damit tendenziell lebbar werden. Dem gegenüber steht jedoch ein rigides Festhalten am traditionellen Frauenbild, es wirkt im Bewusstsein vieler Menschen ungebrochen fort. Und so schlagen die allermeisten Frauen zumindest zunächst doch den „klassischen Weg“ ein, ohne Alternativen überhaupt im Blick zu haben. Das hat u.a. damit zu tun, dass lesbische Existenz noch immer mit einem starkem Tabu sowie mit starker Abwertung belegt ist. Von der Möglichkeit, sich halbwegs frei für ein lesbisches Leben zu entscheiden, kann also weiterhin keine Rede sein.

Hinzu kommt, dass in den 70ern die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes noch sehr real ist. Laut einem Brief von DDR-Lesben an die BRD-Lesbenzeitung Lesbenpresse gibt es „genug Beispiele, daß Frauen von ihrem Arbeitsplatz „versetzt“ wurden oder angeblich die Arbeitsaufgaben plötzlich nicht mehr erfüllt wurden“. 

Zusätzlich ist die Isolation nach wie vor erdrückend. Außer in Berlin gibt es weiterhin fast keine Treffpunkte und auch sonst keine Infrastruktur, durch die Lesben Kontakt zu anderen finden könnten. Und auch in Berlin sind die Orte nur über den sogenannten Buschfunk zu erfahren und außerdem sehr schwulendominiert. Und noch nach 1980 werden gleichgeschlechtliche Kontaktanzeigen oft nicht abgedruckt, denn laut Anzeigenordnung sind „Partner- und Briefwechselgesuche für Freizeitgestaltung nur zulässig, soweit im Anzeigentext das Interessengebiet benannt wird und keine Formulierungen wider die sozialistische Moral und Ethik enthalten sind“. 

Nicht zuletzt gilt für viele, was im gleichen Brief an die Lesbenpresse formuliert wird: „Die Angst vor dem Staat DDR erdrückt jede Initiative.“Trotzdem gibt es in den 1970er Jahren erste Versuche einer politischen bzw. gesellschaftlichen Organisierung, um Verbesserungen zu erreichen. Ziele sind: öffentlich zu werden, aus dem Versteck herauszutreten, Orte für Kommunikation und Austausch, aber auch anregende Geselligkeit und gegenseitige Hilfe zu schaffen. 

Eine Art Initialzündung ist die Ausstrahlung des Films „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“von Rosa von Praunheim im BRD-Fernsehen im Januar 1973. Im Som­mer des gleichen Jahres will eine Gruppe von Lesben und Schwulen mit dem Transparent „Wir Homosexuelle der Hauptstadt begrüßen die Teilnehmer der X. Weltfestspiele und sind für den Sozialismus in der DDR“ zur Abschlussveranstaltung der X. Weltfestspiele (ihr Vorhaben wird jedoch von Sicherheitskräften vereitelt). Bald darauf gründet sich ein erster nicht-öffentlicher Zusammenschluss von Lesben und Schwulen, die HIB (Homosexuelle Interessengemeinschaft Berlin). Und 1978 findet ein erstes selbstorganisiertes Lesbentreffen in der DDR statt. Obwohl die Volkspolizei auch dieses verhindern will und den Zugang versperrt, kann das Treffen in veränderter Form doch stattfinden, weil die ca. 100 (!) angereisten Lesben auf zwei Gaststätten und eine Wohnung ausweichen. Die Aktivistin Uschi Sillge zitiert in ihrem Buch Unsichtbare Frauen eine teilnehmende Lesbe:„So viele Lesben in einem Raum habe ich noch nie gesehen! Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass ich nicht die einzige auf der Welt bin.“

Insgesamt bleiben diese Bemühungen in den 1970er Jahren aber noch ohne echte Erfolge. 

Politische Organisierung von Lesben in den 80ern

In den 80ern nimmt die Organisierung von Lesben konkretere Formen an. Und dabei ist die evangelische Kirche als Dach für die Gruppen von herausragender Bedeutung, sogenannte „staatliche Gruppen“ entstehen nur wenige. Wirkliche Bedeutung für Lesben erhält unter ihnen wohl nur der Sonntagsclub in Berlin, ein Zusammenschluss von Lesben und Schwulen, der 1986 erstmals ein offizielles Domizil findet und damit endlich öffentliche Veranstaltungen organisieren kann. In den wenigen anderen weltlichen Gruppen, die danach andernorts entstehen, dominieren Schwule sehr stark das Geschehen, Lesben sind teilweise sogar ausdrücklich nicht erwünscht. 

Der Sonntagsclub führt inhaltliche Abende und auch Geselligkeiten für Lesben und Schwule durch. Politisch wollen sie die Entdiskriminierung und die Verbesserung der Lebenssituation von Lesben und Schwulen. Diese Ziele verfolgen sie mit einer Strategie der kleinen Schritte, mit beharrlichen Anfragen und Eingaben an staatliche Stellen. Und sie schlüpfen mit Bedacht nicht unter das Dach der Kirche, denn, so Sillge: „Die Lesben und Schwulen in den weltlichen Gruppen verstanden sich mehrheitlich als loyale BürgerInnen, waren aber trotzdem gesellschaftlich und politisch engagiert und verstanden ihren Kampf um Gleichberechtigung, um Akzeptanz und Berücksichtigung ihrer Interessen als Versuch die Gesellschaft zu verbessern. Sie vermieden Provokationen und handelten eher nach dem Motto, dass steter Tropfen den Stein höhlt.“ 

Unter dem Dach der Kirche entwickeln sich weit mehr Gruppen und die politische Organisierung entfaltet deutlich mehr Stärke. 1982 entsteht in Leipzig der 1. Arbeitskreis Homosexualität und da­mit erstmals eine Form von kontinuierlicher Öffentlichkeit von Lesben für Lesben, andere Frauen und Männer. In den Folgejahren entsteht in vielen Städten der DDR ein Arbeitskreis Homosexualität. In der Kirche steht ihnen eine vergleichsweise beachtliche Infrastruktur zur Verfügung. Neben den  Vervielfältigungsmöglichkeiten und der Kirchenpresse sind die Kirchentage als Forum für Öf­fentlichkeit und Auseinandersetzungen wichtig, sowie die Möglichkeit,  unter dem Label „Mitarbeitertreffen“ DDR-weite Treffen der Arbeitskreise abzuhalten. Und: „Wir haben die Lesbenarbeit von vornherein als politische Arbeit verstanden, weil wir Kritik an den bestehenden Zuständen geäußert haben. Wenn Du das in der DDR gemacht hast, ging das nur in der Kirche.“ 

Innerhalb der  kirchlichen Organisierung nimmt die Gruppe LiK - Lesben in der Kirche - eine Avantgarde-Funktion ein; einerseits weil sie besonders aktiv ist und viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, andererseits weil sie als erste reine Lesbengruppe eine klar feministische und damit teils an­dere, teils breitere politische Perspektive einnimmt: „Lesben geht es eben nicht nur um das Homosexuellsein, sondern immer auch um das Frausein.“Aus ihrer grundsätzlichen Kritik am DDR-Staat, ihrer antipatriarchalen Opposition sowie der Forderung nach Demokratisierung und Emanzi­pation der Gesellschaft erwächst eine enge Zusammenarbeit mit der ebenfalls unter dem Dach der Kirche wachsenden Frauenbewegung/Frauenfriedensbewegung. 

Lesben erreichen in den 1980er Jahren durch das Ineinandergreifen ihrer eigenen politischen Organisierung mit der wachsenden Bereitschaft zur Entdiskriminierung auf Seiten von Staat und Gesellschaft eine vergleichsweise deutliche Präsenz in der Gesellschaft und deutliche Verbesserungen ihrer Lebenssituation. Die 1980er Jahre, genauer deren zweite Hälfte, sind Aufbruchszeit für Lesben in der DDR. So 1989 zu lesen in der frau anders, der Lesbenzeitung aus Jena: „Lieber öffentlich lesbisch als heimlich im DFD“. 

Literatur 

... viel zu viel verschwiegen. Eine Dokumentation von Lebensgeschichten lesbischer Frauen aus der Deutschen Demokratischen Republik, hg. v. Christina Karstädt und Anette von Zitzewitz, Berlin 1996, S. 54.

 

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