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Es war in Schanghai – die Lieder der Edelweißpiraten neu interpretiert

Als das NS-Dokumentationszentrum Köln im Jahr 2005 für die Ausstellung „Von Navajos und Edelweißpiraten – Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933 bis 1945“ recherchierte, entstand die Idee, die alten Lieder der Edelweißpiraten, die bis dato fast in Vergessenheit geraten waren, neu zu interpretieren. So entstand ein Projekt, in dem sich die unterschiedlichsten Bands und Musiker/innen zusammenfanden, um die Musik der unangepassten Jugendlichen der 1940er Jahre wieder aufleben zu lassen. Die teilnehmenden Künstler/innen – allesamt in Köln beheimatet – übersetzten zu diesem Anlass die alten Lieder in neue Genres und interpretierten sie nach den eigenen Vorstellungen und Ideen. Heraus kam eine Kompilation aus insgesamt 18 Liedern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So wurde das Lied „Wir waren schon hier und dort“ von der Mestizo-Gruppe „La Papa Verde“ eingespielt und in ihr Genre transportiert, dem Lied „In Junkers Kneipe“ gab Dr. Carl einen Reggae/Dancehall-Anstrich und das „Tscherkessenlied“ findet sich dank der der Microphone Mafia als Hip-Hop-Track auf der Webseite wieder.
Vier der Lieder wurden allerdings von „echten“ inzwischen ergrauten Edelweißpiraten eingespielt, die sich im Rahmen des Projektes mit den jungen Musiker/innen trafen, um bei Ausflügen und Kaffeekränzchen über das Musizieren im Nationalsozialismus zu sprechen und die Entwicklung der neu interpretierten Songs zu begleiten.

Aufbau der Webseite

Die Webseite wurde sehr liebevoll und jugendgerecht von den Projektinitiator/innen gestaltet. Zu den einzelnen Songs findet sich jeweils eine ausführliche Erläuterung der Herkunft und Entstehungsgeschichte des Textes und der Melodie. Auch die interpretierenden Bands und Künstler/innen werden mit ihrer eigenen musikalischen Geschichte und dem spezifischen Genre vorgestellt. Die abgedruckten Liedtexte bieten zusätzlich die Möglichkeit, die verschiedenen Tracks im Unterricht mit- oder nachzusingen. So kann eine intensive Auseinandersetzung mit den transportierten Inhalten stattfinden. Um die Lieder direkt auf der Webseite abspielen zu können, muss ein kostenfrei erhältlicher Windows-Media-Player installiert werden.
Die Webseite bietet eine sehr gute Möglichkeit, die Themen Edelweißpiraten, Musik im Nationalsozialismus und jugendlicher Widerstand sowie Verweigerung auf interdisziplinäre und spannende Weise in den Unterricht zu integrieren. Sie lässt die alten Lieder in einem zeitgemäßen, modernen Antlitz neu erscheinen und zeigt damit auch, wie aktuell und politisch die Themen und Inhalte mitunter sind.
Ziel des Projektes war es allerdings nicht nur, eine vielseitige Zusammenstellung neu interpretierter Songs der Edelweißpiraten darzubieten, sondern auch, Jugendliche dazu zu ermutigen, selbst musikalisch aktiv zu werden. Die Webseite könnte also auch als Anlass dienen, um mit interessierten Schüler/innen ein eigenes Musikprojekt ins Leben zu rufen. 

 

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