Was es bedeutete, als Jugendliche/r in einer Zeit aufzuwachsen, die von den Erfahrungen zweier Weltkriege, Wirtschaftskrisen und Neuaufbrüchen geprägt und überschattet wurde, steht im Zentrum der Webseite Jugend! Deutschland 1918-1945, die das Kölner NS-Dokumentationszentrum entwickelt hat. Die verschiedenen Lebensrealitäten und -bedingungen, denen Jugendliche in der Zeit vor und während des Nationalsozialismus ausgesetzt waren, werden hier dargestellt und analysiert.

Jugendliche galten in jener Zeit für überzeugte Nationalsozialisten als manipulierbare Masse ohne eigenen Kopf und Verstand, für einige Andere aber als Hoffnungsträger, an denen es lag, die zukünftige Gesellschaft zu formen und neu zu gestalten. Welche Themen die jungen Menschen zu der Zeit tatsächlich beschäftigten und welche Pflichten, Träume, Handlungsoptionen und Bedrohungen ihren Alltag prägten, wird auf der Seite ausführlich und verständlich nachvollzogen. Ziel ist es, eine möglichst umfangreiche Gesamtschau jugendlicher Lebenswelten wiederzugeben, in der die vielfältigen Organisationsformen und unterschiedlichen Verhaltensweisen junger Menschen dargestellt und in den jeweiligen historischen, politischen und sozialen Kontext gebettet werden.

Themenblöcke

In einem breit gefächerten theoretischen Komplex behandelt die Webseite insgesamt neunzehn verschiedene Themenblöcke, die jeweils ein spezifisches geschichtliches Oberthema detailliert und aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Anhand verschiedener Dokumente, Texte und anderer Quellen werden die unterschiedlichen Organisationen und Gruppierungen vorgestellt, die Jugendliche zu jener Zeit frequentierten. Neben den nationalsozialistischen Institutionen „Hitler Jugend“ und „Bund Deutscher Mädel“ werden auch konfessionelle Jugendorganisationen, die Bündische Jugend und die Arbeiterjugend in den Blick genommen.

Ergänzend werden in verschiedenen Blöcken auch Themenbereiche betrachtet, die einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung und die Lebensrealitäten der Jugendlichen hatten – so beispielsweise das Landjahr, der Reichsarbeitsdienst, die Kinderlandverschickungen und schließlich die Lager als Erziehungsform. Weitere thematische Unterseiten befassen sich mit dem repressiven Charakter des nationalsozialistischen Erziehungs- und Bildungssystems und dem widerständigen Verhalten einiger Jugendlicher: „Schule im NS“, „Unangepasste Jugend“, „Singen“ und „Jugend im Krieg“. Die Themenblöcke sind sehr vielseitig und interessant aufgearbeitet, zusätzlich zu dem angebotenen Material finden sich Quellenverweise und Literaturhinweise am Ende jedes Blocks.

Lebensgeschichten

Neben den umfangreichen historischen Einführungen finden sich zahlreiche Lebensgeschichten von Personen wieder, die auf sehr unterschiedliche Weise ihre Jugend im nationalsozialistischen Staat verlebten. Anhand von Videosequenzen, Tagebucheinträgen, Kontextinformationen, Fotoalben, Briefwechseln und Zeitungsausschnitten werden die Lebensgeschichten der Protagonist/innen nachgezeichnet. Durch die Unterteilung in signifikante Erlebnisse und aufeinander folgende Phasen, können individuelle sowie historische Entwicklungen nachvollzogen und für heutige Jugendliche verständlich gemacht werden. Aufgrund der Vielseitigkeit und Individualität der biografischen Arbeit bietet sich die Implementierung einzelner Lebensgeschichten in den Unterricht an, die Fülle an Material vereinfacht den Schüler/innen den Zugang zum Thema.

Chronik

Zusätzlich zu den Lebensgeschichten und den Themenkomplexen bietet die Webseite außerdem eine ausführliche Chronik verschiedener Ereignisse der Jahre 1932- 1945. Hierbei handelt es sich um eine dokumentarische Wiedergabe jugendlichen Verhaltens zwischen Widerstand, Verweigerung und Begeisterung auf der Basis von Gestapo- und Gerichtsakten, Unterlagen aus Verbandsarchiven, Beiträgen in zeitgenössischen Zeitungen, Zeitschriften und Mitteilungsblättern und persönlichen Briefwechseln. Die detaillierten Beiträge ermöglichen so eine intensivere und individuellere Annäherung an die damaligen Verhältnisse und Lebensrealitäten, als die redundante Darstellung politischer Großereignisse und Zusammenhänge in manchen anderen Publikationen.

Die verschiedenen Einträge in der Chronik können zudem nach zeitlicher Abfolge, thematischen Schlagwörtern und verschiedenen Orten und Städten eingesehen und recherchiert werden, was eine multiperspektivische Herangehensweise ermöglicht.

 

 

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